OOWV WARNT VOR KLOPAPIER-ALTERNATIVEN
Auf dem Festland steigt Verbrauch teilweise – Bürger sollten Leitungen nicht verstopfen
Die Touristen sind weg und auf den Ostfriesischen Inseln ist der Wasserverbrauch drastisch eingebrochen. Der OOWV warnt derweil vor falschem Klopapier.
IM NORDWESTEN – Die Auswirkungen der Corona-Pandemie machen auch vor der Wasserversorgung nicht Halt, allerdings anders, als vielleicht befürchtet wird. Gleichwohl machen sich die Folgen der Pandemie bemerkbar: Auf den Ostfriesischen Inseln Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog und Baltrum habe sich der Wasserverbrauch laut Oldenburgisch-Ostfriesischem Wasserverband (OOWV) seit der Schließung des Tourismusbetriebs halbiert. Im übrigen Versorgungsgebiet steige der Bedarf dagegen leicht.
Das geht aus einer Mitteilung des Verbandes vom Freitag hervor. Trotz dieser Schwankungen: Die Werke und Anlagen des OOWV kommen, so das Unternehmen weiter, bislang gut durch die Corona-Krise. „Die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung sind gesichert.“
220 000 Kubik normal
An normalen Tagen geben die Wasserwerke des OOWV
insgesamt rund 220 000 Kubikmeter Trinkwasser ab. Weil viele Menschen derzeit zwangsläufig mehr Zeit zu Hause verbringen, sei mancherorts ein leichter Anstieg des Wasserverbrauchs zu verzeichnen.
Inselverbrauch halbiert
Ganz anders sieht es dagegen auf den Ostfriesischen Inseln aus. Auf Spiekeroog hat sich der tägliche Verbrauch zwischen dem 16. und 25. März von 310 auf 180 Kubikmeter nahezu halbiert. Umgerechnet bedeutet dies, dass 130 000 Liter Wasser weniger verbraucht wurden. Auf Baltrum (gesunken von 153 auf 96 Kubikmeter), Wangerooge (von 305 auf 219) und Langeoog (von 536 auf 332) sieht es für denselben Zeitraum ähnlich aus.
Schon jetzt warnt der OOWV vor Folgen in Gebäuden, die unbenutzt sind. In geschlossenen Hotels, Restaurants, Pensionen, Herbergen und Rathäusern stehe das
Wasser in den Leitungen. „Waren Wasserhähne mehrere Tage oder Wochen unbenutzt, ist es aus Qualitätsgründen wichtig, das Wasser einige Minuten lang laufen zu lassen“, erklärt Andreas Körner.
Krisenstab tagt täglich
Der OOWV betreibt 15 Wasserwerke und 46 Kläranlagen. Ein Krisenstab des Unternehmens beobachte und bewerte die Entwicklungen täglich. „Unsere Werke und Anlagen laufen derzeit im Normalbetrieb. Wir haben viele Maßnahmen ergriffen, um diesen Zustand so lange wie möglich aufrecht zu erhalten“, sagt OOWV-Krisenstabsleiter Andreas Körner. Dazu würden beispielsweise Hygiene- und Verhaltensregeln für Mitarbeiter, die Beschränkung des Kundenkontakts auf Telefon- und Emailverkehr sowie Schichtarbeit zählen. Viele Aufgaben könnten durch mobiles Arbeiten von zu Hause aus erledigt werden. Wartungsarbeiten, die für den Betrieb von Anlagen und Netzen dringend erforderlich sind, werden außerdem vorgezogen und umgesetzt.
Nur Klopapier benutzen
Auch wenn die Anlagen im Normalbetrieb laufen: Ganz problemlos ist die Situation im Abwasserbereich derzeit nicht. Der mancherorts herrschende Mangel an Toilettenpapier macht auch den Mitarbeitern der Kläranlagen zu schaffen. Vielfach greifen Kunden zu Feuchttüchern oder Küchentüchern. Unsere Zeitung hatte dazu bereits den OOWV befragt.
Verstopfte Pumpen
Sollte es, beispielsweise wegen unnötiger Hamsterkäufe dazu kommen, dass Menschen auf Alternativen zurückgreifen müssen, hat dies laut OOWV direkte Folgen, wenn diese Alternativen in der Toilette landen. „Aus Mangel an Toilettenpapier greifen sicher einige Menschen derzeit zu Küchen- und Feuchttüchern, die sich im Schmutzwasserkanal nicht zersetzen und die Pumpen verstopfen“, so Gunnar Meister, leitender Pressesprecher des OOWV. Deshalb appelliert der Wasserverband „an alle Kunden, ausschließlich Toilettenpapier im WC herunter zu spülen“. Alle anderen Klopapier-Behelfe müssten im Hausmüll entsorgt werden. Hier helfe auf der Toilette ein kleiner zusätzlicher Mülleimer.
Wenn Feucht- und Küchenpapier im Abwasser landet, hat dies konkrete Folgen: Die Mitarbeiter müssen öfter ausrücken, um Störungen an Pumpwerken zu beheben. „Diese unnötigen Einsätze lassen sich vermeiden, wenn Feuchttücher und andere Hygieneartikel im Hausmüll entsorgt werden“, so Andreas Körner.
Das gelte auch für noch unorthodoxere „Hygieneartikel“. So seien Zeitungen ausdrücklich nicht als Klopapier-Ersatz geeignet – ob angefeuchtet oder nicht. „Wir empfehlen unseren Kunden, die Zeitung zu lesen, statt sie in der Toilette herunter zu spülen“, so Meister kurz und knapp auf diese Idee angesprochen.
Das Fazit des OOWV
Geschäftsführer Karsten Specht sieht den OOWV für die Bewältigung Pandemie gut aufgestellt. „Die öffentliche Trinkwasserversorgung und die Abwasserentsorgung erweisen sich auch in Krisenzeiten als stabile Stütze der Daseinsvorsorge. Damit das so bleibt, dürfen die Produktion und Lieferketten für benötigtes Material auf unseren Werken und Anlagen nicht abreißen. Der Warenverkehr muss auch in Zeiten von Grenzschließungen gewährleistet bleiben.“