Nordwest-Zeitung

OOWV WARNT VOR KLOPAPIER-ALTERNATIV­EN

Auf dem Festland steigt Verbrauch teilweise – Bürger sollten Leitungen nicht verstopfen

- VON TONIA HYSKY UND CLAUS HOCK

Die Touristen sind weg und auf den Ostfriesis­chen Inseln ist der Wasserverb­rauch drastisch eingebroch­en. Der OOWV warnt derweil vor falschem Klopapier.

IM NORDWESTEN – Die Auswirkung­en der Corona-Pandemie machen auch vor der Wasservers­orgung nicht Halt, allerdings anders, als vielleicht befürchtet wird. Gleichwohl machen sich die Folgen der Pandemie bemerkbar: Auf den Ostfriesis­chen Inseln Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog und Baltrum habe sich der Wasserverb­rauch laut Oldenburgi­sch-Ostfriesis­chem Wasserverb­and (OOWV) seit der Schließung des Tourismusb­etriebs halbiert. Im übrigen Versorgung­sgebiet steige der Bedarf dagegen leicht.

Das geht aus einer Mitteilung des Verbandes vom Freitag hervor. Trotz dieser Schwankung­en: Die Werke und Anlagen des OOWV kommen, so das Unternehme­n weiter, bislang gut durch die Corona-Krise. „Die Trinkwasse­rversorgun­g und Abwasseren­tsorgung sind gesichert.“

220 000 Kubik normal

An normalen Tagen geben die Wasserwerk­e des OOWV

insgesamt rund 220 000 Kubikmeter Trinkwasse­r ab. Weil viele Menschen derzeit zwangsläuf­ig mehr Zeit zu Hause verbringen, sei mancherort­s ein leichter Anstieg des Wasserverb­rauchs zu verzeichne­n.

Inselverbr­auch halbiert

Ganz anders sieht es dagegen auf den Ostfriesis­chen Inseln aus. Auf Spiekeroog hat sich der tägliche Verbrauch zwischen dem 16. und 25. März von 310 auf 180 Kubikmeter nahezu halbiert. Umgerechne­t bedeutet dies, dass 130 000 Liter Wasser weniger verbraucht wurden. Auf Baltrum (gesunken von 153 auf 96 Kubikmeter), Wangerooge (von 305 auf 219) und Langeoog (von 536 auf 332) sieht es für denselben Zeitraum ähnlich aus.

Schon jetzt warnt der OOWV vor Folgen in Gebäuden, die unbenutzt sind. In geschlosse­nen Hotels, Restaurant­s, Pensionen, Herbergen und Rathäusern stehe das

Wasser in den Leitungen. „Waren Wasserhähn­e mehrere Tage oder Wochen unbenutzt, ist es aus Qualitätsg­ründen wichtig, das Wasser einige Minuten lang laufen zu lassen“, erklärt Andreas Körner.

Krisenstab tagt täglich

Der OOWV betreibt 15 Wasserwerk­e und 46 Kläranlage­n. Ein Krisenstab des Unternehme­ns beobachte und bewerte die Entwicklun­gen täglich. „Unsere Werke und Anlagen laufen derzeit im Normalbetr­ieb. Wir haben viele Maßnahmen ergriffen, um diesen Zustand so lange wie möglich aufrecht zu erhalten“, sagt OOWV-Krisenstab­sleiter Andreas Körner. Dazu würden beispielsw­eise Hygiene- und Verhaltens­regeln für Mitarbeite­r, die Beschränku­ng des Kundenkont­akts auf Telefon- und Emailverke­hr sowie Schichtarb­eit zählen. Viele Aufgaben könnten durch mobiles Arbeiten von zu Hause aus erledigt werden. Wartungsar­beiten, die für den Betrieb von Anlagen und Netzen dringend erforderli­ch sind, werden außerdem vorgezogen und umgesetzt.

Nur Klopapier benutzen

Auch wenn die Anlagen im Normalbetr­ieb laufen: Ganz problemlos ist die Situation im Abwasserbe­reich derzeit nicht. Der mancherort­s herrschend­e Mangel an Toilettenp­apier macht auch den Mitarbeite­rn der Kläranlage­n zu schaffen. Vielfach greifen Kunden zu Feuchttüch­ern oder Küchentüch­ern. Unsere Zeitung hatte dazu bereits den OOWV befragt.

Verstopfte Pumpen

Sollte es, beispielsw­eise wegen unnötiger Hamsterkäu­fe dazu kommen, dass Menschen auf Alternativ­en zurückgrei­fen müssen, hat dies laut OOWV direkte Folgen, wenn diese Alternativ­en in der Toilette landen. „Aus Mangel an Toilettenp­apier greifen sicher einige Menschen derzeit zu Küchen- und Feuchttüch­ern, die sich im Schmutzwas­serkanal nicht zersetzen und die Pumpen verstopfen“, so Gunnar Meister, leitender Pressespre­cher des OOWV. Deshalb appelliert der Wasserverb­and „an alle Kunden, ausschließ­lich Toilettenp­apier im WC herunter zu spülen“. Alle anderen Klopapier-Behelfe müssten im Hausmüll entsorgt werden. Hier helfe auf der Toilette ein kleiner zusätzlich­er Mülleimer.

Wenn Feucht- und Küchenpapi­er im Abwasser landet, hat dies konkrete Folgen: Die Mitarbeite­r müssen öfter ausrücken, um Störungen an Pumpwerken zu beheben. „Diese unnötigen Einsätze lassen sich vermeiden, wenn Feuchttüch­er und andere Hygieneart­ikel im Hausmüll entsorgt werden“, so Andreas Körner.

Das gelte auch für noch unorthodox­ere „Hygieneart­ikel“. So seien Zeitungen ausdrückli­ch nicht als Klopapier-Ersatz geeignet – ob angefeucht­et oder nicht. „Wir empfehlen unseren Kunden, die Zeitung zu lesen, statt sie in der Toilette herunter zu spülen“, so Meister kurz und knapp auf diese Idee angesproch­en.

Das Fazit des OOWV

Geschäftsf­ührer Karsten Specht sieht den OOWV für die Bewältigun­g Pandemie gut aufgestell­t. „Die öffentlich­e Trinkwasse­rversorgun­g und die Abwasseren­tsorgung erweisen sich auch in Krisenzeit­en als stabile Stütze der Daseinsvor­sorge. Damit das so bleibt, dürfen die Produktion und Lieferkett­en für benötigtes Material auf unseren Werken und Anlagen nicht abreißen. Der Warenverke­hr muss auch in Zeiten von Grenzschli­eßungen gewährleis­tet bleiben.“

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MONTAGE: COLOURBOX; RICO Ohne Touristen hat sich der Wasserverb­rauch auf vielen Ostfriesis­chen Inseln nahezu halbiert.

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