Bonn feiert Beethovens 250. Geburtstag
Rundgang zu wichtigsten Stationen in ersten 22 Lebensjahren des Komponisten
Stelen informieren mit kurzen Filmen und Texten. Seine erste Anstellung bekam der Künstler mit 13 Jahren.
Bonn – Ta-Ta-Ta-Taaaa – ein paar Takte, und alle wissen Bescheid. Genau, Beethoven, denkt man, kaum erklingt das Intro zur 5. Sinfonie oder auch die 9. Sinfonie, vor allem die „Ode an die Freude“. Die Bonner hören diese Klänge in diesem Jahr häufiger noch als sonst, denn die Stadt feiert den 250. Geburtstag ihres berühmten Sohnes. Vom 16. Dezember 2019 bis zum 17. Dezember 2020 dreht sich alles um Beethoven. Und kamen 2019 schon knapp eine Million Besucher in die Stadt am Rhein, so könnten es dieses Jahr wohl noch ein paar mehr werden, wenn Corona es denn zulässt.
Viele Gäste werden sich an die Spuren des großen Komponisten heften, und das geht vermutlich am bequemsten beim „Beethoven-Rundgang“. 22 Jahre lebte Beethoven in Bonn, 22 Stationen hat der Rundgang, elf davon in Bonn und Bad Godesberg sowie weitere elf im Rhein-Sieg-Kreis. Wir konzentrieren uns auf den gut zweistündigen Rundgang durch Bonn und lassen uns dabei von elf Stelen leiten, auf jeder eine kleine Karte der Bonner Innenstadt. An mehreren Stelen gibt es auf Knopfdruck kurze Animationsfilme, Texte und Fotos, kleine Wissenshäppchen zum großen Meister.
Neue Ausstellung
Die erste Stele steht, wie könnte es anders sein, vor dem Beethoven-Haus in der Bonngasse 20. Im Hinterhaus erblickte Ludwig van Beethoven das Licht der Welt, vermutlich am 16. Dezember 1770, so ganz genau weiß man es nicht. „Der Taufbucheintrag vom 17. Dezember ist das, was wir haben“, sagt Christine Siegert. Die Professorin leitet das Beethoven-Archiv. „Da Kinder, die nicht getauft waren, nach damaliger Vorstellung nicht in den Himmel kamen, wenn sie sterben sollten, hat man schnell getauft.“Seit 1889 ist das Beethoven-Haus ein Museum, seit dem 16. Dezember 2019 mit einer neu konzipierten Dauerausstellung. „Jetzt kommen einzelne Objekte besser zur Geltung“, sagt Siegert. „Wir haben das Klavier, das bei ihm in der Wohnung stand, als er gestorben ist.“Und Originalpartituren. Und die Totenmaske, angefertigt wenige Stunden nach dem letzten Atemzug des Meisters.
Zurück zu den Anfängen. Der Taufstein Beethovens befindet sich in der Remigiuskirche (Station 2). Mit fünf bekam er die ersten Klavierstunden, auf einem Fußbänkchen stehend, mit sieben gab er sein erstes Konzert, mit zehn begleitete er auf der Orgel der heutigen Remigiuskirche ab sechs Uhr morgens die Frühmessen.
Aus chronologischen Gründen empfiehlt sich nun ein Sprung zur Station 5, der Kurfürstlichen Schlosskapelle. Hier bekam der kleine Ludwig, ganze 13 Jahre alt, seine erste bezahlte Anstellung. „Wir würden heute sagen: klarer Fall von Kinderarbeit, aber damals war das normal“, so Siegert. Als Hofmusiker wirkte Beethoven bei zahlreichen Aufführungen mit, Mozart vor allem, und erlebte unmittelbar die Wirkung von Musik auf das
Publikum.
Das Wirtshaus Zehrgarten (Station 3), in dem Beethoven 1792 seinen Ausstand vor der Abreise nach Wien gab – es ist nicht mehr da. Und auch das Haus nicht, in dem die Familie am längsten wohnte. In den 22 Jahren, die Beethoven in Bonn lebte, ist die Familie wiederholt umgezogen. „Dann zog er nach Wien – und starb“, so die augenzwinkernde Kurzversion von Bonns Bürgermeister Ashok Sridharan. Wer Beethovens Grab sehen will, muss zum Zentralfriedhof in Wien.
Immerhin, seine Bonner Fans trugen ihm den Ortswechsel nicht nach. 1845, zu seinem 75. Geburtstag, enthüllten sie auf dem Münsterplatz das Beethoven-Denkmal (Station 8), damals eine „Sensation“, sagt Siegert, waren solche Denkmäler doch bis dato Herrschern und Militärs vorbehalten. Nun also zum ersten Mal ein Künstler. Bei der Einweihung war viel Prominenz zugegen, die Queen, der Preußenkönig, auch Alexander von Humboldt. „Die Bonner waren außer Rand und Band, wie man das heute von Rockkonzerten kennt.“Das Denkmal ist ein beliebter Hintergrund für Selfies, nicht zuletzt bei Gästen aus dem fernen Osten.
Und Beethoven? Griesgrämig soll er im Alter gewesen sein. Seinen Erfolg bekam er noch mit, den Applaus nicht – mit Ende 20 verlor er sein Gehör, was seiner Schaffensfreude keinen Abbruch tat. Bis tief in die Nacht feilte er an seinen Partituren. Überliefert ist, dass er sich zeitlebens gern an die Rheinlandschaften und seine Touren zum Drachenfels zurückerinnerte. Schon als Kind ist er zu Fuß zur BenediktinerAbtei Michaelisberg in Siegburg gepilgert, um dort die Orgel zu spielen – eine der elf Stationen, die es im RheinSieg-Kreis zu entdecken gilt.
Zeit nehmen
Beethoven-Fans sollten also Zeit mitbringen. „Bonn ist mehr als Beethoven“, pflegt Bürgermeister Sridharan zu sagen, um dann meist das ehemalige Regierungsviertel mit Plenarsaal und Villa Hammerschmidt zu erwähnen oder die vielen Museen, das „Haus der Geschichte“zum Beispiel. Der berühmte Reiseführer „Lonely Planet“kürte Bonn zu den zehn Städten weltweit, die 2020 besucht werden sollten, Beethoven sei Dank.
Zu den Höhepunkten im Jubiläumsjahr zählt ein Simultankonzert in Bonn und Wien am 15. Mai, das jedenfalls war der Plan, als Corona noch kein Thema war. Nicht nur in Bonn gilt derzeit das Prinzip Hoffnung. Zum Abschluss ertönt dann am 17. Dezember nochmal die Neunte, am Taktstock: Daniel Barenboim. Ta-Ta-TaTaaaa!
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