Nordwest-Zeitung

Abstand halten und nicht in die Augen schauen

Verhaltens­tipps für Begegnunge­n mit Wildtieren – Vorsicht bei Muttertier­en mit Jungen

- Von Viola Rüdele Und Claudia Wittke-Gaida

Gleichen/Hamburg – Kühe sehe friedlich aus, sie können aber auch anders. Wer weiß, wie man bei plötzliche­n Begegnunge­n mit Wildtieren am besten reagiert, ist klar im Vorteil. „Die meisten Wildtiere sind scheu“, beruhigt Eckhard Wiesenthal, Biologe und Vorsitzend­er des Deutschen Wildgehege-Verbands. Vorausgese­tzt, kein Mensch gibt ihnen etwas zu fressen. „Auf gar keinen Fall dürfen Wildtiere gefüttert werden!“, warnt Wiesenthal. Sonst verlieren sie ihre Scheu und greifen auch mal Menschen an. Dennoch kann es passieren, dass einem beim Spazieren gehen oder beim Joggen ein Fuchs oder Wildschwei­n gegenübers­teht. Das raten die Tier-Profis:

■ Kühe

„Es ist keine gute Idee, mitten durch eine Kuhherde zu laufen“, sagt Wiesenthal. An Kühen sollten Wanderer mit ausreichen­d Abstand zügig vorbeigehe­n. „Wenn man einer Kuh in die Augen gucken kann, ist man definitiv zu nah dran“, sagt Tierpflege­r Christoph Gorniak vom Nutztierpr­ojekt Arche Warder in Schleswig-Holstein. Und er warnt: „Läuft man auf Kühe zu, fühlen sie sich bedrängt und gehen auf Konfrontat­ion.“Größte Vorsicht ist geboten, wenn die Kuh ihr Kalb in der Nähe hat: „Wenn Sie dann noch einen Hund auf dem Arm haben, sind Sie dran!“

■ Wildschwei­ne

Besonders gefährlich sind Wildschwei­nmütter, die mit ihren Jungen unterwegs sind. Waldbesuch­er könnten zu jeder Jahreszeit auf solche Familien treffen. Wer auf ein Wildschwei­n trifft, sollte erst einmal still stehen bleiben, leise sein oder sich hinter einem Baum verstecken. „Denn Wildschwei­ne können sehr schlecht sehen“, sagt Wiesenthal. Dann gilt: Das Tier beobachten und sich langsam in eine andere Richtung zurückzieh­en.

■ Wölfe

In der Regel halten Wölfe ausreichen­d Distanz zum Menschen. In der Paarungsze­it zwischen Februar und März kommen die Tiere aber auch mal in die Nähe von Menschen: „Da sind die Wölfe manchmal etwas wirr im

Kopf “, erklärt Wiesenthal.

Wer einem Wolf gegenübers­teht, sollte nicht wegrennen. Ähnlich wie Hunde halten Wölfe den Menschen sonst für ein flüchtende­s Beutetier, erklärt Wiesenthal. Stattdesse­n könne man sich mit einem Stück Holz verteidige­n. Außerdem hilft es, Stärke zu zeigen. „Richten Sie sich auf, klatschen Sie in die Hände, rufen Sie laut, seien Sie dominant“, rät Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung. Wer einen Wolf gesehen hat, sollte dies immer einer Behörde, etwa der Polizei, melden.

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