40 Infektionen in Pflegeheim
Ausbruch in Wildeshauser Einrichtung – „Betreuung sichergestellt“
Das Virus wurde offenbar schon vor längerer Zeit in das Seniorenzentrum eingeschleppt. Im Ammerland wurde eine Altenpflegerin positiv getestet. Sie und 32 Pflegebedürftige müssen nun in Quarantäne.
WILDESHAUSEN/AMMERLAND – Insgesamt 40 Bewohner und Mitarbeiter eines Seniorenzentrums in Wildeshausen sind mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Positiv getestet wurden 23 Bewohner und 17 Beschäftigte. Das teilte der Landkreis Oldenburg am Sonntag mit.
Der Ausbruch stehe in Zusammenhang mit einem Todesfall vom Freitag, hieß es. Ein infizierter und schwer vorerkrankter 89-Jähriger aus Delmenhorst, der im Krankenhaus Wildeshausen verstorben ist, war zuvor zur Kurzzeitpflege in dem Seniorenzentrum untergebracht gewesen.
Welchen Weg das Virus ins Pflegeheim genommen hat, lässt sich laut Kreisverwaltung nicht klären. Das Ausmaß der Infektionen deute jedoch darauf hin, dass das Virus schon vor längerem eingeschleppt worden ist. Die hohe Infektionsrate ist vor allem auch deshalb alarmierend, weil ältere und vorerkrankte Menschen zur Risikogruppe in der Corona-Pandemie gehören.
Die Versorgung in dem Seniorenzentrum ist laut Landkreis sichergestellt. Die gesunden Beschäftigten pflegen jetzt nur noch gesunde Bewohner. Infizierte Pflegerinnen, die noch arbeitsfähig sind, versorgen die erkrankten Bewohner.
Unterdessen wurde am Wochenende auch bekannt, dass eine Altenpflegerin im Ammerland positiv auf das Coronavirus getestet und unter häusliche Quarantäne gestellt wurde. Sie hatte in ihrer potenziell ansteckenden Inkubationszeit noch 32 Pflegebedürftige ambulant versorgt. Diese wurden nun ebenfalls unter Quarantäne gestellt.
In Wolfsburg trifft das Coronavirus die Schwächsten der Schwachen – in einem Altersheim. Die Situation in der Einrichtung für Demente wird als extrem schwierig beschrieben.
WOLFSBURG – Nach dem Tod von 15 Menschen infolge einer Corona-Infektion in einem Altersund Pflegeheim in Wolfsburg wird dort händeringend gegen eine weitere Zuspitzung der Lage gekämpft. In dem Haus sollen Infizierte strikt von negativ getesteten Bewohnern getrennt werden.
Von etwa 165 Bewohnern des Hanns-Lilje-Heims waren am Samstag laut Gesundheitsamt 72 infiziert. Fünfzehn Menschen – überwiegend Demenzkranke – waren innerhalb weniger Tage gestorben. Allein am Freitagabend hatte die Stadt Wolfsburg den Tod von sechs Frauen und zwei Männern im Alter zwischen 76 und 100 Jahren gemeldet, am Sonntag kamen drei weitere hinzu.
Für das kirchliche Heim mit
oft hochgradig dementen Menschen sei die Lage extrem schwierig, sagte Wolfsburg Oberbürgermeister Klaus Mohrs. „Wir stehen aber erst am Anfang der Entwicklung. Das wird für uns alle noch eine sehr, sehr harte Zeit“, sagte der SPD-Politiker am Samstag.
„Es tut uns unendlich leid, und wir versuchen alles, um die anderen Menschen noch zu schützen“, sagte Mohrs. Alle Heimbewohner seien mit einem Abstrich getestet worden. Bei negativem Ergebnis werde der Test alle drei Tage wiederholt. In den nächsten
Wochen sollen die Infizierten und die negativ Getesteten auf unterschiedlichen Stockwerken leben.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nannte die Entwicklung dramatisch. „Mein besonderer Dank gilt all denen, die in dem Heim versuchen, trotz eigener Gefährdung weitere Ansteckungen und weitere Todesopfer zu verhindern“, sagte Weil der Staatskanzlei zufolge.
Mohrs kündigte umfassende Hygienemaßnahmen für die Pflegeeinrichtung an. Schleusen sollen verhindern, dass Menschen aus den getrennten Bereichen aufeinandertreffen. „Es ist eine besondere Herausforderung in der Arbeit mit demenziell veränderten Menschen, bei denen jegliche Form der Veränderung wie Ortswechsel, Menschen in Schutzkleidung oder vermummte Gesichter Irritationen und Ängste auslöst“, sagte Heimleiter Torsten Juch. „Daher war es aus unserer pflegefachlichen Sicht die beste Alternative, innerhalb des Hauses getrennte Bereiche einzurichten und nach Abwägung aller Argumente den Verbleib aller Bewohner bestmöglich zu organisieren.
„Ich bin erschüttert und tieftraurig“, teilte Hannovers Landesbischof Ralf Meister am Samstagabend mit. „Mein Mitgefühl ist bei den Angehörigen der Verstorbenen.“Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Heims sprach er seine Anerkennung aus.
Die Stadt Wolfsburg teilte zudem am Sonntagabend mit, dass im Klinikum aufgrund von Corona-Infektionsfällen unter den Mitarbeitern keine neuen Patienten mehr auf genommen werden. Zudem seien ab sofort keine Besuche mehr erlaubt, „auch nicht die bisherigen Ausnahmen“.