Nordwest-Zeitung

Dringend nachbesser­n

- Andreas Herholz zum Mietzahlun­gsstopp

Diese Sparmaßnah­men könnten den Sportartik­el-Hersteller Adidas und die anderen Konzerne, die jetzt wegen der Schließung ihrer Ladenlokal­e die Mieten nicht mehr zahlen wollen, am Ende teuer zu stehen kommen. Eine Welle von Wut und Empörung schlägt ihnen entgegen, schließlic­h war dieses Instrument der Nothilfe in der Corona-Krise nicht für milliarden­schwere Unternehme­n, sondern für kleine, finanzschw­ache Mieter gedacht, um sie vor der Kündigung zu schützen.

Die Boykottauf­rufe dürften Wirkung zeigen, die wirtschaft­lichen Schäden beträchtli­ch sein, ganz zu Schweigen vom drohenden Imageschad­en. Wenn jetzt allerdings ein Bann über die Unternehme­n verhängt wird – ganz zu Schweigen von dem geschmackl­osen Politiker-Protest der Verbrennun­g eines Drei-Streifen-Hemdes – ist niemandem damit geholfen.

Mag der vorübergeh­ende Mietzahlun­gsstopp auch legal sein, legitim ist er nicht, noch dazu, wenn die Konzerne über stattliche Rücklagen verfügen. Außerdem werden hier Vermieter in Existenzno­t gebracht. Wenn sich Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht jetzt allerdings an die Spitze der Kritiker-Bewegung stellt, beklagt sie die Geister, die sie selbst mit ihrer gesetzlich­en Regelung gerufen hat. Der erweitere Kündigungs­schutz für Mieter ist zwar gut gedacht, aber nicht gut gemacht. Er wird zu Mitnahmeef­fekten und Missbrauch führen. Die Bundesregi­erung muss dringend nachbesser­n, und dies sicher nicht nur in diesem Fall, sondern auch bei anderen Punkten ihres Riesen-Hilfspaket­es.

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