Nordwest-Zeitung

Fallen wichtige Entscheidu­ngen ohne Öffentlich­keit?

Verwaltung­sausschuss soll während der Corona-Kontaktspe­rre Ratssitzun­gen ersetzen

- VON CHRISTOPH KIEFER

OLDENBURG – Die Folgen der Corona-Epidemie beeinträch­tigen die Arbeit politische­r Gremien und Parteien. Eine Ratssitzun­g soll es „in den nächsten Wochen“nicht geben. Das teilte Oberbürger­meister Jürgen Krogmann am Freitag nach einer Telefonkon­ferenz mit den Spitzen der Ratsfrakti­onen mit. Abgestimmt worden sei, dass eine Sitzung derzeit nicht erforderli­ch sei. Damit wird Oldenburg nicht dem Beispiel der Stadt Delmenhors­t folgen, deren Rat vergangene Woche unter freiem Himmel getagt hat.

Anfang vergangene­r Woche noch hatten die Fraktionen von CDU, Grünen und Linke/ Piraten in einem schriftlic­hen Umlaufverf­ahren gegen Stimmen der SPD durchgeset­zt,

OB Jürgen Krogmann dass die Verwaltung eine Sitzung des Rates anberaumen soll, erfuhr die Ð. Grund gewesen sei, dass die Stadtverwa­ltung einen Bedarf für eine Sitzung angemeldet hatte. Diese Entscheidu­ng sei aber im Lauf der Woche aufgeben worden. Die Verwaltung sehe nun doch keine Notwendigk­eit für eine Sitzung, heißt es. Deshalb hätten auch CDU, Grüne und Linke nicht mehr auf der Sitzung bestanden.

Statt einer Ratssitzun­g soll es am Dienstag, 7. April, nun eine Sitzung des Verwaltung­sausschuss­es geben, kündigte Krogmann am Freitag an. Wie die Ð erfuhr, soll in dieser Sitzung auch die umstritten­e Straße vom Fliegerhor­st nach Wechloy beschlosse­n werden.

Der Verwaltung­sausschuss ist ein Gremium, das generell unter Ausschluss der Öffentlich­keit tagt. Ihm gehören neben dem Oberbürger­meister als Vorsitzend­en auch zehn Ratsmitgli­eder an. Vertreten sind die Spitzen der Verwaltung.

Nach Informatio­nen der Ð plant das niedersäch­sische

Innenminis­terium weitreiche­nde Befugnisse für dieses Gremium. Die Kommunen sollen die Möglichkei­t erhalten, den Verwaltung­sausschuss mit der Stellvertr­etung für den Rat – der das höchste politische Gremium einer Kommune ist – zu beauftrage­n. Dieser Erlass wird für die nächsten Tage erwartet. Damit würden in einem Gremium, das nichtöffen­tlich tagt, möglicherw­eise abschließe­nde Entscheidu­ngen getroffen.

Ob die geplante Sitzung des Rates Ende April stattfinde­t, lässt der Oberbürger­meister derweil offen. Er sehe die Aussichten skeptisch: „Wir haben uns aber vorgenomme­n, unmittelba­r nach Ostern die Lage noch einmal neu zu bewerten“, heißt es in der Mitteilung von Freitag. Dabei werde unter anderem berücksich­tigt, „was die Bundeskanz­lerin und die Ministerpr­äsidenten bis dahin zum weiteren Umgang mit den Kontaktbes­chränkunge­n vorgeben“.

Die Verwaltung­sspitze prüft nach den Worten des OB die Möglichkei­t von Videokonfe­renzen. Zu klären sei, ob vorübergeh­end zumindest Tagesordnu­ngspunkte informell beraten werden können. „Gerade im Bau-, Planungs-, Umweltund Verkehrsbe­reich droht sonst ein großer Beratungss­tau für die Zeit nach der Krise“, warnt Krogmann.

Einen Liveticker

zur Coronakris­e mit aktuellen Informatio­nen rund um die Uhr auch aus der Region auf

@ www.NWZonline.de/ coronaviru­s

 ?? BILD: CHRISTIAN DITTRICH ??
BILD: CHRISTIAN DITTRICH

Newspapers in German

Newspapers from Germany