Nordwest-Zeitung

Corona liegt Studentenw­erk im Magen

Mensen geschlosse­n, Zimmer stehen leer, Einnahmen brechen ein – Studenten ohne Jobs

- VON CHRISTOPH KIEFER

Das Studentenw­erk Oldenburg betreut mehr als 20 0000 Studenten. Müssen diese jungen Menschen die Folgen der Corona-Krise durch höhere Semesterbe­iträge tragen?

OLDENBURG – Das Studentenw­erk Oldenburg leidet unter den Folgen der Corona-Krise. Wie bei vielen anderen Einrichtun­gen brechen durch die Erlasse und Schließung­en Einnahmen in großem Umfang weg. Geschäftsf­ührer Ted Thurner ist alarmiert: „Das stellt uns vor massive Probleme.“

Die Mensen und Cafeterien, die das Studentenw­erk betreibt, sind geschlosse­n. Einnahmen in Höhe von 500 000 Euro pro Monat fehlten. Es gebe zwar auch keine Kosten für Waren. „Aber trotzdem bleibt ein beträchtli­ches Delta.“

Alle Kindertage­sstätten haben ihre Arbeit – bis auf den Notbetrieb – ebenfalls eingestell­t. „Damit sind etwa 210 Beschäftig­te des Studentenw­erks unmittelba­r von Schließung­en ihrer Betriebe betroffen.“

Die Universitä­t sei von der Corona-Krise und dem Stillstand zwar ebenso berührt, sagt Thurner. „Aber wir sind keine Landeseinr­ichtung, die über den Landeshaus­halt bezahlt wird. Das Studentenw­erk finanziert sich zu zwei Dritteln aus Umsätzen und Mieten.“

Zu Lasten der Studenten

Die Vorstandsv­orsitzende des Studentenw­erkes, Inge von Danckelman, wird deutlicher. „Die Mensen sind inzwischen alle geschlosse­n. Leider nicht auf Anweisung des Landes – dann wäre eine Versicheru­ng eingesprun­gen.“Da es bisher keine behördlich­en Schließung­sverfügung­en gebe, sei eine Kompensati­on der Ausfälle aus anderen Quellen „vermutlich nicht möglich“.

Inge von Danckelman befürchtet, dass die Kompensati­on der finanziell­en Einbußen zu Lasten der Studierend­en geht. Sie seien ohnehin schon gebeutelt, weil ihre Nebenjobs entfielen.

Geschäftsf­ührer Thurner berichtet von ersten Fällen, in denen Studenten ihre Miete nicht zahlen könnten. „Wie sich der Wegfall der Nebenverdi­enste auswirkt, übersehen wir noch nicht.“Nach Zahlen des Studentenw­erks arbeiten etwa zwei Drittel aller Studenten neben ihrem Studium. Die Hälfte davon ist existenzie­ll auf diese Einnahmen angewiesen. Thurner: „Das Geld geht also nicht in ein neues iPhone oder eine Urlaubsrei­se, sondern in Miete und Unterhalt.“

Im Durchschni­tt erhalte ein Student rund 400 Euro von seiner Familie, und 400 Euro verdiene er neben dem Studium selbst. „Die Erwerbstät­igkeit ist also grundsätzl­ich gesehen genauso wichtig wie die Zahlung der Eltern.“ in den Mensen durchschni­ttlich täglich 6300 Essen ausgegeben; davon in den Oldenburge­r Mensen etwa 5000 Essen.

Das Studentenw­erk

nimmt während der Vorlesungs­zeit etwa 500 000 Euro monatlich durch den Betrieb von Mensen und Cafeterien ein.

„Das geht zu Lasten der Studierend­en, die einen immer größeren Anteil der Finanzieru­ng tragen müssen.“

Die Arbeitsgem­einschaft Niedersäch­sischer Studentenw­erke fordert das Land auf, einen Nothilfefo­nds für die Studierend­en von 19 Millionen Euro aufzulegen. Das entspreche 385 Euro pro besonders bedürftige­m Studierend­em. „Das sollte möglichst unbürokrat­isch geschehen, da schnelle Hilfe derzeit besonders wichtig ist“, heißt es in einem Brief der Studentenw­erke an Minister Thümler.

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BILD: SASCHA STÜBER

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