Corona liegt Studentenwerk im Magen
Mensen geschlossen, Zimmer stehen leer, Einnahmen brechen ein – Studenten ohne Jobs
Das Studentenwerk Oldenburg betreut mehr als 20 0000 Studenten. Müssen diese jungen Menschen die Folgen der Corona-Krise durch höhere Semesterbeiträge tragen?
OLDENBURG – Das Studentenwerk Oldenburg leidet unter den Folgen der Corona-Krise. Wie bei vielen anderen Einrichtungen brechen durch die Erlasse und Schließungen Einnahmen in großem Umfang weg. Geschäftsführer Ted Thurner ist alarmiert: „Das stellt uns vor massive Probleme.“
Die Mensen und Cafeterien, die das Studentenwerk betreibt, sind geschlossen. Einnahmen in Höhe von 500 000 Euro pro Monat fehlten. Es gebe zwar auch keine Kosten für Waren. „Aber trotzdem bleibt ein beträchtliches Delta.“
Alle Kindertagesstätten haben ihre Arbeit – bis auf den Notbetrieb – ebenfalls eingestellt. „Damit sind etwa 210 Beschäftigte des Studentenwerks unmittelbar von Schließungen ihrer Betriebe betroffen.“
Die Universität sei von der Corona-Krise und dem Stillstand zwar ebenso berührt, sagt Thurner. „Aber wir sind keine Landeseinrichtung, die über den Landeshaushalt bezahlt wird. Das Studentenwerk finanziert sich zu zwei Dritteln aus Umsätzen und Mieten.“
Zu Lasten der Studenten
Die Vorstandsvorsitzende des Studentenwerkes, Inge von Danckelman, wird deutlicher. „Die Mensen sind inzwischen alle geschlossen. Leider nicht auf Anweisung des Landes – dann wäre eine Versicherung eingesprungen.“Da es bisher keine behördlichen Schließungsverfügungen gebe, sei eine Kompensation der Ausfälle aus anderen Quellen „vermutlich nicht möglich“.
Inge von Danckelman befürchtet, dass die Kompensation der finanziellen Einbußen zu Lasten der Studierenden geht. Sie seien ohnehin schon gebeutelt, weil ihre Nebenjobs entfielen.
Geschäftsführer Thurner berichtet von ersten Fällen, in denen Studenten ihre Miete nicht zahlen könnten. „Wie sich der Wegfall der Nebenverdienste auswirkt, übersehen wir noch nicht.“Nach Zahlen des Studentenwerks arbeiten etwa zwei Drittel aller Studenten neben ihrem Studium. Die Hälfte davon ist existenziell auf diese Einnahmen angewiesen. Thurner: „Das Geld geht also nicht in ein neues iPhone oder eine Urlaubsreise, sondern in Miete und Unterhalt.“
Im Durchschnitt erhalte ein Student rund 400 Euro von seiner Familie, und 400 Euro verdiene er neben dem Studium selbst. „Die Erwerbstätigkeit ist also grundsätzlich gesehen genauso wichtig wie die Zahlung der Eltern.“ in den Mensen durchschnittlich täglich 6300 Essen ausgegeben; davon in den Oldenburger Mensen etwa 5000 Essen.
Das Studentenwerk
nimmt während der Vorlesungszeit etwa 500 000 Euro monatlich durch den Betrieb von Mensen und Cafeterien ein.
„Das geht zu Lasten der Studierenden, die einen immer größeren Anteil der Finanzierung tragen müssen.“
Die Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Studentenwerke fordert das Land auf, einen Nothilfefonds für die Studierenden von 19 Millionen Euro aufzulegen. Das entspreche 385 Euro pro besonders bedürftigem Studierendem. „Das sollte möglichst unbürokratisch geschehen, da schnelle Hilfe derzeit besonders wichtig ist“, heißt es in einem Brief der Studentenwerke an Minister Thümler.