Turmfalken nisten erneut in St. Lamberti
Der Nistkasten im mittleren Westturm ist wieder bewohnt – Vögel haben sich um den Platz gestritten
Wird es auch in diesem Jahr wieder Nachwuchs geben? Pastor Hennings zumindest hofft auf einen Brut-Erfolg wie im vergangenen Jahr.
OLDENBURG – Sie sind wieder da: Im mittleren Westturm der St.-Lamberti-Kirche sind erneut Turmfalken eingezogen, wie Pfarrer Dr. Ralph Hennings von der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg mitteilte. Es ist das zweite Mal nach 2019, dass die Raubvögel den Nistkasten in circa 35 Metern Höhe beziehen.
„Ich habe mich tierisch gefreut, als ich gesehen habe, dass die Falken wieder bei uns eingezogen sind“, sagt Hennings, der als Pfarrer in der St.-Lamberti-Kirche seinen Dienst tut. Er habe sogar beobachten können, wie sich mindestens drei Tiere um den Nistkasten im Turm gestritten hätten.
Falken zicken sich an
„Die haben sich richtig angezickt. Vielleicht hat es sich bei den drei Tieren um das Paar gehandelt, das bereits im vergangenen Jahr in dem Turm genistet hat, und eines der Jungtiere, das an seinen Geburtsort zurückkehren wollte“, mutmaßt Hennings. Sicher ist er sich aber nicht.
Insgesamt vier Jungtiere hatte das Turmfalkenpaar 2019 in dem Kirchturm großgezogen. Ende Juli präsentierte Hennings den etwa zwei Wochen alten Nachwuchs verschiedenen Medienvertretern. Mit dabei waren auch der Turmfalkenspezialist Dr. Johannes Bartner und Bischof Thomas Adomeit.
Bartner hatte bereits 1984 einen Nistkasten an der St.-Lamberti-Kirche aufgehängt, der von den Turmfalken als Brutplatz jedoch nicht angenommen wurde. Im Jahr 2016 brachte er einen neuen Kasten zwischen den Lamellen eines Turmfensters an. Und dieser Kasten scheint den Falken nicht nur gut zu gefallen – er hat sich auch als geeignet für die Aufzucht des Nachwuchses erwiesen.
„Wir haben im vergangenen Jahr vier Jungtiere gezählt. Die konnte man dann einige Wochen später auch immer wieder in der Innenstadt beobachten“, erinnert sich Pfarrer Hennings.
Etwa einen Monat lang seien die Geschwistertiere wie eine Bande Teenager unterwegs gewesen. „Die haben sich immer in ihrer kleinen Gruppe herumgetrieben. Ich habe die jungen Falken an verschiedenen Stellen in der Innenstadt gesehen, zum Beispiel auf dem Dach der alten Post. Irgendwann, so gegen Ende August, sind sie dann aber ihrer eigenen Wege gezogen und waren nicht mehr im Stadtzentrum unterwegs“, berichtet Hennings weiter.
Nest mit Panoramablick
Die Elterntiere seien zu dem Zeitpunkt noch in ihrem Nest im Turm der Kirche geblieben. „Im Normalfall sollen die Paare auch wieder an ihre
Nistplätze zurückkehren“, berichtet Hennings, der hofft, dass es auch in diesem Jahr gefiederten Nachwuchs im Kirchturmnest mit Panoramablick auf den Schlossplatz gibt.
„Es ist erstaunlich, dass das Leben der Tiere ganz normal weitergeht, während sich für uns Menschen derzeit so viel verändert“, sagt der Pfarrer, der seine Kirche derzeit nicht für Besucher öffnen darf. „Obwohl wir am selben Ort leben, sind es doch verschiedene Welten, in denen sich das Leben der Falken und der Menschen gerade abspielen.“
Blick in den Nistkasten: Im vergangenen Jahr zog ein Turmfalkenpaar vier Jungtiere auf.