40 Infizierte in Seniorenzentrum
„Atrium am Wall“in Wildeshausen betroffen – Toter von Freitag war dort in Kurzzeitpflege
Unter den infizierten Personen sind sowohl Bewohner als auch Pflegende. Jetzt pflegen gesunde Mitarbeiterinnen nur noch die Gesunden und Infizierte die infizierten Bewohner.
WILDESHAUSEN – Das Seniorenzentrum Atrium am Wall in Wildeshausen ist massiv vom Coronavirus betroffen. Wie die Einrichtung an der Heemstraße am Sonntag mitteilte, gibt es 40 Covid-19-Fälle. 23 Bewohnerinnen und Bewohner sind positiv und 28 negativ auf das neue Coronavirus getestet worden. Unter den Pflegerinnen und Pflegern gibt es 17 Covid-19-Fälle, 27 Mitarbeiter wurden negativ getestet.
„Vom Gesundheitsamt wurden uns umgehend klare Anweisungen erteilt, wie jetzt weiter vorzugehen ist, damit die Versorgung unserer Bewohner gesichert bleibt“, berichtete das Seniorenzentrum. Bewohner mit positivem Covid-19-Ergebnis verblieben in ihren Zimmern und würden dort komplett versorgt. Die Versorgung erfolge von ebenfalls auf das Coronavirus positiv getesteten Mitarbeitern, deren Gesundheitszustand es ihnen aber ermögliche zu arbeiten.
Infizierte arbeiten weiter
Für positiv getestete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebe es eine Ausnahmegenehmigung zur häuslichen Quarantäne für die Arbeitszeit im Seniorenzentrum. Hierdurch lasse sich die Versorgung der infizierten Bewohner relativ
leicht sicherstellen.
Die negativ getesteten Bewohner würden wiederum von negativ getesteten Mitarbeitern versorgt. Auch diese Bewohner seien für 14 Tage in Einzelunterbringung. „Selbstverständlich arbeiten wir strikt weiter nach den strengen Hygienevorschriften und werden jetzt mit ausreichend Schutzkleidung und Masken versorgt werden“, so das Seniorenzentrum.
Nach Angaben des Landkreises Oldenburg steht die Infektionskette im Atrium am Wall in Zusammenhang mit dem schwer vorerkrankten 89-jährigen Mann aus Delmenhorst, der am Freitagmorgen im Krankenhaus Johanneum in Wildeshausen an der
neuartigen Lungenkrankheit gestorben war. Er sei nämlich zuvor in der Kurzzeitpflege des Seniorenzentrums betreut worden. Durch diesen CoronaFall seien alle Bewohner und Altenpfleger auf das Virus getestet worden.
Infektionsursprung unklar
Der genaue Eintragsweg des Virus ins Atrium am Wall lässt sich laut Kreisverwaltung nicht mehr mit Bestimmtheit klären. Es gebe verschiedene Möglichkeiten, jedoch deute das Ausmaß der Infektionszahlen in Bezug auf die zeitliche Kontamination und den Ausbruch der Erkrankung darauf hin, dass das Virus nicht erst vor Kurzem eingetragen
worden sei. Unsere Zeitung hatte am vergangenen Mittwoch berichtet, dass im Atrium am Wall eine Mitarbeiterin unter Verdacht stand, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben.
„Es ist eine fürchterliche Entwicklung. Sie führt uns allen aber auf brutale Weise vor Augen, wie wichtig die Beschränkungen wie Betretungsverbot oder auch Kontaktverbote sind. Wir müssen uns alle weiter strikt daran halten, um eine Verbreitung des Virus immer weiter zu verlangsamen“, erklärte Landrat Carsten Harings. „Den erkrankten Bewohnern wünsche ich ebenso wie den Mitarbeitern und allen anderen Erkrankten im Landkreis schnelle und gute Genesung.“
Das gesamte Management des Atriums wurde negativ getestet. Einrichtungsleitung, Pflegedienstleitung, Verwaltung, Qualitätsmanagement könnten normal arbeiten, heißt es aus dem Seniorenzentrum. Das bedeute, dass die Führung und Organisation des Atriums sowie Dienstplanerneuerung für die Pflege gewährleistet werden könne. Gerade die Umstellung der Pflegedienstpläne sei momentan eine logistische Herausforderung. Die neuen Pflegedienstpläne seien allerdings unabdingbar zum Schutz der Bewohner und Mitarbeiter.
Atrium früh geschlossen
Nach Angaben des Seniorenzentrums sei das Atrium am Wall eine der ersten Einrichtungen in Deutschland gewesen, die für Besucher geschlossen worden sei und Schutzmaßnahmen für die Bewohner eingeführt habe, die über die vorgegebenen Hygieneregeln hinausgingen. Dennoch sei es nicht gelungen, das Coronavirus aus der Pflegeeinrichtung fernzuhalten. Das 1995 eröffnete Atrium am Wall gehört seit November 2016 zur Almavita-Gruppe aus Schweinfurt.
■ Nach Mitteilung der Kreisverwaltung sind drei der 17 Beschäftigten des Seniorenzentrums Atrium am Wall in Wildeshausen keine Einwohner des Landkreises Oldenburg. Damit erhöhe sich die Anzahl der mit dem Coronavirus Covid 19 infizierten Bürger im Landkreis Oldenburg auf aktuell 108, wovon neun als genesen gelten. Somit gebe es derzeit 99 am Coronavirus erkrankte Menschen im Landkreis Oldenburg.