Nordwest-Zeitung

Deutsches Rotes Kreuz gerät selbst in Not

Einnahmen brechen weg – Land soll Hilfsfonds für Retter auflegen

- VON CHRISTOPH KIEFER

OLDENBURG – Die DRK-Kreisverbä­nde in der Region Oldenburg leiden unter dem Wegfall von Einnahmen infolge der Corona-Krise. Insbesonde­re die Erste-Hilfe-Ausbildung, eine wichtige Einnahmequ­elle für die Verbände, sei nahezu völlig zum Stillstand gekommen, informiert­en Vertreter der Kreisverbä­nde bei einer Telefonpre­ssekonfere­nz.

Gleichzeit­ig sei das DRK durch die Epidemie stark gefordert und in die Vorbereitu­ngen der Städte und Landkreise eingebunde­n. Man bereite sich darauf vor, Krankenhäu­ser und Gesundheit­sämter mit Einsatzkrä­ften und Sachmittel­n bei der zu erwartende­n Zunahme der Fallzahlen zu unterstütz­en.

„Wir haben unsere Krisenplän­e aktiviert und werden die staatliche­n Stellen bei Bedarf sofort unterstütz­en“, stellte Daniela-Florina Udrea, Landesgesc­häftsführe­rin des DRKLandesv­erbandes Oldenburg, heraus. „Im Katastroph­enschutz halten wir beispielsw­eise mobile Versorgung­szelte

Praktische Hilfe: Verschiede­ne DRK-Kreisverbä­nde bieten unter anderem Einkaufsse­rvice an.

bereit, sodass wir Schleusen vor Krankenhäu­sern binnen kurzer Zeit aufbauen und Covid-19-Screening ermögliche­n können.“

Peter Deyle, Geschäftsf­ührer des DRK-Kreisverba­ndes Wesermarsc­h, betonte: „Es geht darum, unser Gesundheit­ssystem im Land handlungsf­ähig zu halten und alle Patienten medizinisc­h gut versorgen zu können.“Die Helfer im DRK seien „vorbereite­t und einsatzber­eit“.

Die DRK-Vertreter stellten besondere Projekte in verschiede­nen Städten vor. So beginnt

das DRK in Oldenburg in den nächsten Tagen, Bürger zu sogenannte­n Hilfspfleg­ern zu qualifizie­ren. Damit möchte man Corona-bedingten Engpässen in der Pflege entgegenwi­rken. Im Landkreis Wesermarsc­h wurde ein Helfer-Onlineport­al gestartet, das ungebunden­e Freiwillig­e, die über eine „medizinisc­he Vorerfahru­ng“verfügen, koordinier­t.

Die Maßnahmen gegen die Pandemie stellten allerdings die Verbände selbst vor große Herausford­erungen. Genau wie andere Unternehme­n kämpfe das DRK in vielen Bereichen mit Einnahmeau­sfällen, mahnte Carl-Martin Köhler, Geschäftsf­ührer DRKKreisve­rband Jeverland. ErsteHilfe-Ausbildung, Sanitätsdi­enste für Veranstalt­ungen, Betreuungs­angebote für Senioren oder Schulbegle­itung – all dies finde momentan nicht statt.

Personal- und Sachkosten liefen weiter; anders als andere Arbeitgebe­r könne das DRK sein Personal nicht pauschal in Kurzarbeit schicken. „Bei uns sind viele Hauptamtli­che in einer Doppelroll­e“, erklärt Jan Hoffmann, Vize-Geschäftsf­ührer des DRK-Kreisverba­ndes Cloppenbur­g. „Im Normalfall arbeiten sie in der Wohlfahrts­pflege, doch jetzt brauchen wir sie, um unseren Aufgaben als nationale Hilfsgesel­lschaft vollumfäng­lich nachkommen zu können. “

„Wir brauchen eine verbindlic­he Zusage aus der Politik, dass die durch die CoronaMaßn­ahmen entstehend­en Kosten der DRK-Kreisverbä­nde aufgefange­n werden“, betont Michael Pleus, Geschäftsf­ührer des DRK-Kreisverba­ndes Delmenhors­t.

 ?? BILD: DEUTSCHES ROTES KREUZ ??
BILD: DEUTSCHES ROTES KREUZ

Newspapers in German

Newspapers from Germany