Tagespflege ohne Pflegebedürftige
So gehen Caritas und Johanniter in Region mit Situation um – Viele Gäste bleiben zu Hause
Seit Mitte März sind auch die TagespflegeEinrichtungen geschlossen. Was bedeutet das für Mitarbeiter, Betreute und Angehörige?
IM NORDWESTEN – Mitte des Monats hat die niedersächsische Landesregierung den Beschluss gefasst, auch Tagespflegeeinrichtungen zu schließen. Doch wie arbeiten die Einrichtungen nun weiter – und welche Effekte hat der Beschluss auch auf ambulante Dienste? Ein Überblick.
Die Tagespflegen wurden geschlossen – wie arbeiten die Mitarbeiter nun
„Die Pflege- und Betreuungsmitarbeiter unterstützen uns im St.-Elisabeth-Haus sowie im Marienstift Friesoythe“, heißt es vom Landes-Caritasverband für Oldenburg. Doch der Einsatz in der eigenen Einrichtung oder in anderen Pflegeeinrichtungen unterscheide sich je nach Berufsgruppe und Qualifikation. So könnten aus persönlichen Gründen nicht alle Mitarbeiter anders eingesetzt werden. Einige müssten unter Fortzahlung der Bezüge freigestellt werden. In anderen Einrichtungen würde nun Überstunden abgebaut oder Urlaubstage genommen.
Ähnliches teilt auch die Johanniter-Unfall-Hilfe mit: „Die Mitarbeitenden der Tagespflegen werden bei Bedarf zur personellen Ergänzung in den ambulanten Pflegediensten eingesetzt oder bauen – soweit vorhanden – Überstunden und Resturlaub aus 2019 ab“, sagt Stefan Greiber, Sprecher des Regionalverbands Weser-Ems. „Die anderen sind zu Hause, schützen sich und halten sich bereit, falls Notbetreuungsgruppen in den Tagespflegen eingerichtet werden.“
Die Tagespflegeeinrichtungen in der Region sind seit Mitte des Monats geschlossen. Noch bleiben die Anfragen nach zusätzlicher Hilfe aus – viele Angehörige versorgen die Pflegebedürftigen nun selbst.
Was passiert mit den Gästen, die sonst in den Tagespflegeeinrichtungen betreut werden
Auch hier ergeht es den Einrichtungen von Caritas und Johannitern ähnlich. Die häusliche Versorgung sei bisher gewährleistet gewesen, heißt es unisono. Sie finde weiterhin durch die Betreuung von Angehörigen statt, die ebenfalls zu Hause seien. Es seien aber schon Anfragen bezüglich der Inanspruchnahme von Kurzzeitpflege gestellt worden. Teilweise werde die zusätzliche oder vermehrte professionelle Pflege und Betreuung im häuslichen Bereich auch durch die Sozialstation gewährleistet, teilte die Caritas mit. Dies sei aber mit zusätzlichen Kosten für den Pflegebedürftigen verbunden. Und auch die Gefahr der sozialen Isolierung und der Überforderung der älteren Angehörigen sei deutlich erkennbar, so der Landes-Caritasverband.
Auch die Johanniter haben „alle Gäste beziehungsweise deren Angehörige angerufen und ihnen die Situation erläutert“, so Greiber. „Dabei wurde ihnen angeboten, eine Notbetreuung
in der jeweiligen Tagespflege einzurichten.“Aber: „Dieses Angebot wurde von keinem unserer Gäste angefragt.“Viele Angehörige hätten bereits vor der Schließung der Tagespflegen ihre pflegebedürftigen Angehörigen abgemeldet und sie zum eigenen Schutz zu Hause behalten.
Gibt es Hilfe für die Angehörigen, die sonst tagsüber entlastet werden
Bisher habe es auf Rückfragen wenig Bedarf an weiterer Unterstützung gegeben, heißt es vom Caritasverband und von den Johannitern. Die Sozialstation könne die Pflege zu Hause falls nötig – gegebenenfalls auch mehr als sonst üblich – unterstützen, so die Caritas. Und auch die Johanniter betonen, dass sie bereitstünden, falls mit Andauern der Restriktionen doch noch Bedarf entstehe.
Wie sieht es in Sachen Mundschutzmasken aus
„Wir leiden unter einem drohenden Mangel an Material – Mundschutzmasken und Händedesinfektionsmittel – und sind in Sorge, ob auch wir vom
Unterstützungspaket der Bundesregierung bedacht werden“, so die Einrichtungen des Landes-Caritasverbands. „Wenn hier nicht zuverlässige und ausreichende Hilfe auch für die Altenhilfe bereitgestellt wird, ist mit einer wirtschaftlichen Schieflage bis hin zur Betriebsschließung zu rechnen.“
Aktuell sei man teilweise noch in der glücklichen Lage auf einen Bestand von FFP3Schutzmasken zurückgreifen zu können und verfüge über einen entsprechenden Vorrat an Einmalhandschuhen und Handdesinfektionsmittel, so eine Einrichtung in Dinklage (Kreis Vechta). „Auf die Versorgung mit Schutzausstattung vom Landkreis warten wir noch.“Andere Bereiche teilen mit, dass die Mitarbeiter einfache Mundschutzmasken und Handschuhe tragen würden, um die Pflegebedürftigen vor einer Ansteckung zu schützen. Und: An Schutzausrüstung sei schwer zu kommen – auch unabhängig von der aktuellen und gegebenenfalls späteren Refinanzierung.
Auch in der ambulanten Pflege der Johanniter sind alle Mitarbeitenden generell mit Handschuhen und Desinfektionsmittel ausgestattet. „Zusätzlich statten wir unsere Mitarbeitenden jetzt mit einem Mund-Nase-Schutz, der sogenannten OP-Maske aus“, erklärt Greiber. Mitarbeitende, die mit Verdachtsfällen in Berührung gekommen seien, oder/und Symptome aufweisen, würden umgehend aus dem Dienst genommen und in Quarantäne gesetzt.
Auch die ambulante Pflege ist von den Beschränkungen betroffen: Wie sieht es hier aus
„Ich höre, dass einige Familien die Unterstützung der ambulanten Dienste reduzieren. Zum einen, weil sie die Ansteckungsgefahr reduzieren wollen, zum anderen, weil die Angehörigen
von der Arbeit freigestellt sind und somit selbst pflegen können“, so die Caritas. Insgesamt sei die personelle Situation noch okay, obgleich die Krankmeldungen zunehmen würden. Richtig problematisch dürfte es werden, wenn die ersten Betreuten oder Mitarbeiter positiv getestet würden. Aktuell seien die Mitarbeiter sehr motiviert und engagiert und würden nicht nur Lob, Anerkennung, Respekt und Dank verdienen – sondern „endlich eine entsprechende Bezahlung“. Nun zeige sich einmal mehr, was für einen gesellschaftlichen Stellenwert die „Pflege“habe, heißt es von der Caritas.
Bei den Johannitern gibt es momentan „keine personellen Ausfälle aufgrund von Corona“, so Sprecher Stefan Greiber. „Um Spielraum zu haben, haben wir trotzdem die Zahl der Pflegeeinsätze reduziert. Dies erfolgte auch, da zahlreiche Angehörige unsere Pflegekunden vorsorglich von sich aus abgemeldet haben.“Falls es zu personellen Ausfällen komme, würden diese mit entsprechend qualifiziertem Personal aus anderen Bereichen aufgestockt werden. Auch im Bereich der ambulanten Pflege sei eine Prioritätenliste erstellt worden.
„Wirtschaftlich ist die Situation in der Tat eine im Höchstmaß schwere Belastung für uns, aber damit stehen wir in Deutschland zurzeit nicht allein und für uns geht das Wohl unserer Kunden und unserer Mitarbeitenden vor – ganz besonders in der augenblicklichen Situation“, betont Greiber. So werde alleinlebenden Menschen, die keinen unmittelbaren Pflegebedarf haben, zusätzlich ein telefonischer Besuchsdienst angeboten. Dieser werde vom Team des Mehrgenerationenhauses Oldenburg der Johanniter-Unfall-Hilfe angeboten und sei für die Betroffenen selbstverständlich kostenlos.
Landkreis Ammerland: Edewecht, Jeddeloher Damm; Landkreis Cloppenburg: OD Garrel, Hauptstraße; Schelmkappe, Menslager Straße; Bevern, Beverner Straße; Landkreis Oldenburg: Elmeloh, Oldenburger Straße; Landkreis Vechta: Vechta/Daren, L 843; Carum/Harme, K 262; Harme/Daren, L 843; Bokern/Lohne, L 848;
Landkreis Wesermarsch: B 437.
Havendorf,
Landkreis Cloppenburg: OD Barßel, Friesoyther Straße; Kampe, B 401; Lewinghausen, B 213;
Landkreis Vechta: Damme/ Rüschendorf, K 273; Vörden/ Hinnenkamp, L 846; Diepholz/Steinfeld, B 214; Damme/Schemde, L 846; Damme/ Borringhausen, K 273; Dümmerlohhausen/Lembruch, L 853;
Landkreis Wesermarsch: Moorhausen, L 865.
Rasteder,
Landkreis Ammerland: Schanzer Weg;
Landkreis Cloppenburg: Westeremstek, B 72; Essen, B 68; Sedelsberg, B 401; OD Molbergen, Peheimer Straße; Landkreis Vechta: Damme/ Dümmerlohhausen, L 853; Hinnenkamp/Damme, L 846; Neuenkirchen/Vörden, K 276; Fladderlohausen/Holdorf, L 852;
Landkreis Wesermarsch: B 212.
Lienen,
Landkreis Cloppenburg: OD Schwichteler, Bakumer Straße; Resthausen, B 72; Wittensand, B 438;
Landkreis Vechta: Damme/ Langenberg, L 851; Handorf/ Damme, L 851; Lohne/Bokern, L 848; Lohe/Calveslage, K 259; Bakum/Schledehausen, K 303; Wöstendöllen/ Goldenstedt, L 880; Landkreis Wesermarsch: B 437.
Beckum,
Landkreis Cloppenburg: Borkhorn, B 213; Schillburg, B 72.
Landkreis Cloppenburg: Westeremstek, B 72; Kneheim, B 213;