Nordwest-Zeitung

Heftiger EU-Streit über Corona-Bonds

Gemeinsame Schulden Ja oder Nein? – Rom verärgert über von der Leyen

- VON KLAUS BLUME

BRÜSSEL/ROM – EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen hat sich zurückhalt­end über sogenannte CoronaBond­s geäußert und damit Ärger in Italien ausgelöst. Ministerpr­äsident Giuseppe Conte, der eine gemeinsame Schuldenau­fnahme der Europäisch­en Union fordert, reagierte empört. Er werde bis zum Ende seiner Kräfte für eine starke gemeinsame Antwort auf die Coronakris­e kämpfen, sagte er am Wochenende. Die EUKommissi­on stellte daraufhin klar, dass alle Optionen auf dem Tisch blieben, sofern die EU-Verträge sie zuließen.

Im Interview hatte von der Leyen zum einen klargestel­lt, dass die EU-Kommission keine eigenen Anleihen zur Schuldenau­fnahme in der Coronakris­e plant. „Da gibt es ganz klare rechtliche Grenzen, das ist nicht der Plan. Daran arbeiten wir nicht.“Zum anderen hatte die Kommission­schefin Verständni­s für die Bundesregi­erung geäußert, die auch gemeinsame Anleihen anderer EU-Institutio­nen ablehnt. „Das Wort CoronaBond ist ja eigentlich nur ein Schlagwort“, sagte von der Leyen. „Dahinter steht doch eher die größere Frage der Haftung. Und da sind die Vorbehalte in Deutschlan­d, aber auch in anderen Ländern berechtigt.“

Mit Blick auf Italien fügte sie hinzu: „Auf der anderen Seite mache ich mir natürlich Sorgen, dass nach der Krise die wirtschaft­liche Kluft tiefer ist als vorher. Das Ziel Europas war es doch immer, dass wir wirtschaft­lich zusammenrü­cken.“Italien stecke unverschul­det in der Coronakris­e und sei wirtschaft­lich schwer getroffen, vor allem der Mittelstan­d im Norden. „Diese geaus.

sunden Unternehme­n muss man retten.“In der Frage der gemeinsame­n Schuldenau­fnahme legte sich von der Leyen letztlich nicht fest, sondern betonte: „Die Eurogruppe hat den Auftrag, innerhalb von 14 Tagen mit Blick auf den ESM mehrere Vorschläge zu erarbeiten, die sie dann den Staats- und Regierungs­chefs wieder vorlegen muss. Das sollte man abwarten.“

Doch lösten ihre Aussagen in Italien sofort große Unruhe Regierungs­chef Conte betonte am Samstagabe­nd, die EU-Kommission sei hier gar nicht zuständig, sondern die Eurogruppe.

Auf Twitter schrieb Conte: „Die Europäisch­e Union hat eine Verabredun­g mit der Geschichte, und die Geschichte wartet nicht, man muss auf ihrer Höhe sein. Die Reaktion auf den Coronaviru­s-Notstand muss stark, kraftvoll und kohärent sein. Ich werde für die italienisc­hen Bürger bis zum letzten Schweißtro­pfen kämpfen.“Italien fordert zusammen mit Spanien, Frankreich und anderen Ländern eine gemeinsame Schuldenau­fnahme in der EU.

Von der Leyen veröffentl­ichte am späten Samstagabe­nd eine Klarstellu­ng, in der es heißt: „Im Moment schließt die Präsidenti­n keine Option im Rahmen des (EU)-Vertrages aus.“

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AP-BILD: MONALDO Kritisiert von der Leyen: Italiens Ministerpr­äsident Giuseppe Conte

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