Aufnahmestopp für Heime
Reaktion auf Tod von Pflegebedürftigen – Auf Besuche verzichten
Das Wildeshauser Seniorenzentrum hat wegen des dortigen Ausbruchs nun große Personalprobleme. Dort gab es nun einen zweiten Todesfall.
WILDESHAUSEN/WOLFSBURG – Das Land Niedersachsen hat nach dem Corona-Ausbruch in drei Heimen und dem Tod mehrerer Pflegebedürftiger einen Aufnahmestopp für Pflegeheime angeordnet.
Ausnahmen gebe es nur, wenn die Einrichtung eine 14tägige Quarantäne für neue Bewohner gewährleisten könne, sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD). Um Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen zu helfen, sollen zudem Kurzzeitpflegeplätze in Rehakliniken eingerichtet werden.
Reimann appellierte an Angehörige, auf Besuche zu verzichten. Es gebe viele Hinweise, dass die Besuchsverbote für Alters- und Pflegeheime nicht beachtet worden seien.
Nach dem Corona-Ausbruch in einem Seniorenzentrum in Wildeshausen (Kreis Oldenburg) hat das Haus nun Probleme, genügend Pflegepersonal vorzuhalten. 17 der 44 Pflegekräfte haben sich mit dem Virus infiziert, sagte Geschäftsführer Thomas Münch.
Sorge bereiteten ihm jedoch die gesunden Mitarbeiter, die aus Furcht vor einer Ansteckung nicht mehr zur Arbeit kommen wollten: „Das ist menschlich nachvollziehbar, stellt uns aber vor große Probleme, weil natürlich auch die nicht infizierten Bewohner versorgt werden müssen.“
Am Wochenende war bei 23 Bewohnern des Heims eine Corona-Infektion festgestellt worden. Zuvor war am Freitag ein 89-Jähriger im Wildeshauser Krankenhaus an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben. Der schwer vorerkrankte Delmenhorster war davor in dem Altenheim zur Kurzzeitpflege untergebracht.
Nach Angaben des Landkreises starb am Montag ein zweiter positiv getesteter Bewohner des Pflegeheims. Auch er war 89 Jahre alt.
Den anderen Bewohnern des Pflegeheims gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte Münch. Die Infektionen verliefen bislang milde. Die Situation sei jedoch emotional schwierig und die Sorge der Angehörigen zu Recht hoch.
In den vergangenen Tagen war es in zwei weiteren niedersächsischen Altenheimen zu einem Corona-Ausbruch gekommen. Im Wolfsburger Hanns-Lilje-Heim starben bislang 17 hochbetagte Bewohner, 79 Senioren hatten sich dort infiziert. In einem Altenund
Pflegeheim in Herzberg bei Göttingen hatten sich 17 von 36 Bewohnern angesteckt.
Im Ammerland war zudem eine Altenpflegerin positiv auf das Virus getestet worden, nachdem sie in der Inkubationszeit noch 32 Pflegebedürftige versorgt hatte. Dutzende Kontaktpersonen stehen nun unter Quarantäne.
„Die Pflegekammer Niedersachsen fordert bereits seit zwei Wochen, Pflegende regelmäßig zu testen“, sagte Kammerpräsidentin Nadya Klarmann. „Wir können zehnmal die Alten- und Pflegeheime für Besuch abschotten. Es bringt aber alles nichts, wenn infizierte Pflegende die Viren mit ins Haus bringen.“Die Pflegekammer kritisiert zudem, dass die Quarantäne-Regeln für medizinisches Personal durch das Robert KochInstitut gelockert worden sind. „Das ist eine hochriskante Regelung“, so Klarmann.