„Es wird in Deutschland niemand hungern müssen“
Frau Klöckner, der Ruf nach einer Lockerung der CoronaBeschränkungen wird lauter. Muss eine Exit-Strategie entwickelt werden, damit die Wirtschaft wieder anlaufen kann? Klöckner: Die Lage wird immer wieder neu beurteilt. Als Staat haben wir dabei stets transparent gemacht, weshalb und auf welcher Datenbasis die Beschränkungen gelten. Sich an diese Regeln zu halten, kann Leben retten, die Gesundheit steht an erster Stelle. Und deshalb müssen Fakten und die Empfehlungen der Experten ausschlaggebend sein, nicht das Gefühl. In der momentanen Situation geht es noch darum, pragmatisch zu helfen, die Auswirkungen auch für die Wirtschaft abzupuffern. Vergangene Woche wurde ein nie dagewesenes Hilfspaket verabschiedet. Natürlich denken wir auch an die Zeit danach und was dann zu tun ist.
Die Bauern warnen, dass wegen des Ausfalls von Saisonarbeitern die Ernte in Gefahr geraten könnte. Drohen da Lebensmittelengpässe? Klöckner: Ernten und Aussaaten sind nicht wie ein Fußballspiel – einfach verschieben geht nicht. Fehlende Saisonarbeitskräfte machen den Landwirten Sorgen, weshalb wir schnell reagiert haben. Ein ganzes Bündel an Maßnahmen und Erleichterungen haben wir erreicht, um in Deutschland helfende Hände
für den Einsatz auf dem Acker zu gewinnen. Es mag sein, dass die Angebotsvielfalt und auch die Ernte im Sonderkulturbereich dieses Jahr etwas kleiner ausfällt. Aber deshalb wird keiner hungern müssen. Unser Selbstversorgungsgrad bei Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln oder Getreide – die maschinell geerntet werden – liegt bei über 100 Prozent. Und zu dem Einreisestopp ausländischer Saisonarbeitskräfte: Hier sind Horst Seehofer und ich im Gespräch, wie wir Aspekte der Gesundheitssicherung und das berechtigte Interesse der Bauern unter einen Hut bringen können. Ich denke, dass wir hier bald weiterkommen werden.
Die Aufhebung des Arbeitsverbots für Asylbewerber lässt immer noch auf sich warten. Woran hakt es? Klöckner: Der Bundesinnenminister und die Innenminister der Länder sind hier im Gespräch.