Nordwest-Zeitung

„Wir brauchen alle Maßnahmen unverminde­rt“

Warum Bund und Länder eine Lockerung der Beschränku­ngen verhindern wollen

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

BERLIN – Keine Lockerung der Corona-Beschränku­ngen – es bleibt bei den Schutzmaßn­ahmen, die Bund und Länder vor gut einer Woche verhängt hatten. Bayern geht sogar noch weiter und verlängert sie bis zum 19. April. In Niedersach­sen gilt der aktuelle Erlass bereits bis zum 18. April.

„Wir brauchen alle Maßnahmen unverminde­rt“, erklärte Regierungs­sprecher Seibert am Montag für die Kanzlerin. Ziel sei es, die Ausbreitun­g der Corona-Epidemie weiter zu bremsen, um das Gesundheit­ssystem vor einer Überlastun­g zu schützen. Die Geschwindi­gkeit der Ausbreitun­g des Virus sei noch deutlich zu hoch, um die Maßnahmen wieder aufzuheben. Zwar wäre die Kanzlerin die Erste, die gern die Beschränku­ngen lockern würde, versichert­e Seibert. Doch wäre es „unverantwo­rtlich, Hoffnungen zu wecken, die hinterher nicht erfüllt werden können“.

Am 22. März hatten Bundesregi­erung und die Bundesländ­er gemeinsame Leitlinien für den Kampf gegen die Corona-Epidemie beschlosse­n, die zunächst auf zwei Wochen beschränkt sind. Dazu gehören Kontaktspe­rren und andere einschneid­ende Eingriffe in die Grundrecht­e.

Zuletzt war der Ruf nach einem Ausstiegss­zenario und schrittwei­sen Lockerunge­n für die Zeit nach Ostern laut geSteffen worden. Politiker und Ökonomen hatten vor den wirtschaft­lichen Folgen gewarnt, sollte das öffentlich­e Leben auch weiterhin so drastisch herunterge­fahren bleiben.

Am Mittwoch zieht die Kanzlerin gemeinsam mit den Ministerpr­äsidenten der Länder in einer Telefonkon­ferenz eine erste Bilanz der Maßnahmen und plant das weitere Vorgehen. Für eine schnelle Änderung des jetzigen Kurses gibt es derzeit keine Mehrheit – weder im Bundeskabi­nett noch in der Runde der Ministerpr­äsidenten.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) mahnte am Montag: „Die Lage ist weiterhin sehr sehr ernst.“Die Beschränku­ngen dürften nicht zu früh aufgehoben werden. Und Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) warnte vor einer weiteren Verschärfu­ng der Corona-Epidemie. In den kommenden zwei Wochen werde sich dies an der Auslastung der Intensivst­ationen zeigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany