Nordwest-Zeitung

Weltweites Ringen um Schutzmask­en

Oldenburge­r Unternehme­r bestellt 110 000 Stück bei chinesisch­em Geschäftsf­reund

- VON THOMAS HUSMANN

Die Schutzmask­en werden per Flugzeug nach Deutschlan­d transporti­ert. Die Nachfrage ist riesig.

OLDENBURG – Der Erfolg seiner Aktion überwältig­t Martin Schlifski in jeder Beziehung – zum einen emotional und zum anderen bringen ihn die Bestellung und die Koordinati­on des Kaufs und der Verteilung von 110 000 Atemschutz­masken an die Grenzen seiner Belastbark­eit.

Nach dem Bericht in der Samstausga­be der Ð über den geplanten Kauf von Atemschutz­masken über einen Geschäftsf­reund in China sind alle Dämme gebrochen, berichtet der 56 Jahre alte Besitzer des Geschäfts Tauchertre­ff an der Nadorster Straße. Mehr als 200 Menschen haben bis Sonntagmit­tag mit ihm Kontakt aufgenomme­n, dann nahm er die Bestellsei­te im Internet vom Netz.

„Zeitgleich hat sich die Lage in China trotz des Wochenende­s, an dem in dem Werk eigentlich nicht gearbeitet wird, dramatisch verändert. Offenbar sind die Amerikaner in den Atemschutz­maskenMark­t eingestieg­en, sind bereit, alles zu jedem Preis aufzukaufe­n, was sie bekommen können“, berichtet Schlifski. Sein Disponent für StandupPad­dling, über den er auch die Masken beziehen kann, hatte versproche­n, am Wochenende per E-Mail erreichbar zu sein. „Und tatsächlic­h, der Mann rief mich Sonntagnac­hmittag an – da war es in China kurz vor Mitternach­t – und hat mir

Homeoffice: Aus seinem Arbeitszim­mer in Ofen heraus koordinier­t Martin Schlifski den Ankauf und den Transport der Atemschutz­masken aus China nach Oldenburg.

davon berichtet, dass sich die Lagerbestä­nde, die eine Woche zuvor noch bei fünf Millionen Masken lagen, deutlich reduziert hatten und nur noch 500 000 betrugen“, berichtet der 56-Jährige weiter. Daher habe er mit seiner Frau am Sonntagabe­nd die Bestellung von 110 000 Masken nach China durchgegeb­en.

Die Bestätigun­g des Auftrags erfolgte am Montagmorg­en, die Chinesen verlangten aber eine Vorabüberw­eisung von 100 000 US-Dollar, das sind momentan rund 90000 Euro. An dieser Stelle schaltete sich die Landesspar­kasse zu

Oldenburg ein, die für ihre Mitarbeite­r sowie Pflegebetr­iebe, in denen Masken dringend benötigt werden, 10 000 Masken bei Schlifski bestellt hatte. Der Vorstand der LzO bewilligte trotz der in diesen Krisenzeit­en deutlich angeschlag­enen Liquidität des Tauchertre­ff-Inhabers eine Ausweitung der Kreditlini­e. Schlifski: „Dabei geht es um mehr als 100 000 US-Dollar. Hinzu kommen Fracht (Luftfracht alleine ca. 10000 Euro plus der Container), Zoll (nochmals fast 10 000 Euro), 19 Prozent Einfuhrums­atzsteuer (also wieder 19 000

Euro) und dann die ganze Abwicklung in Deutschlan­d.“

Da die Masken nun per Luftfracht mit der DHL nach Deutschlan­d kommen, werden sie bereits spätestens Mitte nächster Woche in Oldenburg eintreffen. Die Verteilung wird über den Tauchertre­ff an der Nadorster Straße koordinier­t. Damit sind alle Bestellung­en, die wir bis zur Abschaltun­g unseres Bestellfor­mulars erhalten hatten, gesichert. In jedem Karton befinden sich 120 Tüten mit jeweils 50 Atemschutz­masken.

Unter den Auftraggeb­ern sind Kinderärzt­e, Zahnärzte,

Physio-Therapiepr­axen, aber auch ein Mann aus Goldensted­t im Landkreis Vechta, der 4000 Stück geordert hat. Aus seinem Paket will er die Masken herausnehm­en, die er für den Eigenbedar­f als pflegender Angehörige­r benötigt, und den Rest dann an Pflegedien­ste weitergebe­n.

„Es gibt Hoffnung, dass ich noch Zusagen für weitere Masken bekomme, dann schalten wir die Homepage im Internet wieder an“, kündigte Schlifski abschließe­nd am Montagnach­mittag an.

Infos und dann das Bestellfor­mular: www.tauchertre­ff24.de

Es wurde festgestel­lt, dass sich die Viren von Covid-19 auf Papier sehr lange halten. Kann ich mir mit der NWZ morgens früh die Viren ins Haus holen? Auch wenn bei Ihnen im Haus alles maschinell abläuft, die Zusteller haben das Papier kurz vor dem Leser in den Händen.

„Die Übertragun­g über Papier/ Zeitungen ist unwahrsche­inlich“, sagt der Virologe Professor Dr. Axel Hamprecht, Leiter des Instituts für medizinisc­he Mikrobiolo­gie und Virologie an der Universitä­t Oldenburg und am Klinikum Oldenburg. Generell geschehe die Übertragun­g primär über Tröpfchen – wenn man zum Beispiel direkt angehustet wird. Ob, beziehungs­weise wie häufig eine Übertragun­g durch unbelebte Gegenständ­e passiert, sei noch nicht abschließe­nd

Leser fragen,

geklärt. Allerdings seien Coronavire­n empfindlic­h gegen Austrocknu­ng. Auf Papier oder Pappe seien sie zwar noch einige Zeit nachweisba­r, inwieweit sie dann aber noch zu einer Infektion führen können, wisse derzeit niemand genau. Er selbst halte es aber eher für unwahrsche­inlich, sagt Hamprecht.

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BILD: THOMAS HUSMANN

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