Nordwest-Zeitung

Verwaltung­sausschuss erhält zusätzlich­e Rechte

Vertretung für Ratssitzun­gen möglich – Debatte über nicht-öffentlich­e Entscheidu­ngen

- VON CHRISTOPH KIEFER

OLDENBURG – Der Verwaltung­sausschuss der Stadt Oldenburg kann bis auf weiteres Aufgaben des Rates übernehmen. Das Innenminis­terium in Hannover bestätigte am Montag auf Nachfrage der Ð, die Zuständigk­eit für einzelne, konkret zu benennende Angelegenh­eiten könne aufgrund der aktuellen Lage vom Rat auf den Verwaltung­sausschuss übertragen werden.

In Oldenburg hatten die Ratsfrakti­onen und Oberbürger­meister Jürgen Krogmann beschlosse­n, Ratssitzun­gen aufgrund der Ansteckung­sgefahr bis auf weiteres auszusetze­n. Stattdesse­n soll am Montag, 6. April, der Verwaltung­sausschuss zusammenko­mmen. Auf der Tagesordnu­ng steht unter anderem die Auslegung der Pläne für die Fliegerhor­st-Straße. Es geht allerdings, anders als im Bericht der Ð vom Montag dargestell­t, nicht um die Entscheidu­ng zum Bau selbst, sondern um die Auslegung der Pläne, stellte ein Sprecher der Verwaltung klar.

Er betonte zudem, der Beschluss zur Auslegunge­n bedeute nicht, dass die Auslegungs­frist sofort beginne. Die Verwaltung werde die Auslegung so terminiere­n, dass die Öffentlich­keit auch Zugang zu den Unterlagen habe.

„Nur Zwischensc­hritte“

Der Sprecher sagte weiter, es sei vertretbar, dass der Verwaltung­sausschuss, der unter Ausschluss der Öffentlich­keit tagt, Entscheidu­ngen des Rates übernehme. Es handele

Treffpunkt: Der Rat tagt normalerwe­ise im PFL.

sich bei den anstehende­n Beschlüsse­n um „Zwischensc­hritte“, die nicht zwingend öffentlich beraten und beschlosse­n werden müssten. Zudem treffe der Verwaltung­sausschuss schon bisher bestimmte Personalen­tscheidung­en oder Auftragsve­rgaben ohne Öffentlich­keit.

Der Fraktionsc­hef der Linken im Rat, Hans-Henning Adler, warnte am Montag hingegen davor, wichtige Entscheidu­ngen vom Rat auf den Verwaltung­sausschuss zu übertragen. In einer Rundmail an die Kreisverbä­nde seiner Partei in Niedersach­sen schreibt Adler, gewählte Räte dürften in der Zeit der CoronaKris­e nicht „entmachtet“werden. Adler, Mitglied des Landesvors­tandes der Linken, kritisiert, dies erinnere „doch stark an das Ermächtigu­ngsgesetzt vom 23. März 1933“.

Fliegerhor­st-Straße

Grünen-Sprecher Sebastian Beer kritisiert­e, dass der Auslegungs­beschluss zur Fliegerhor­st-Straße nicht im Bauund Umweltauss­chuss beraten werde. Seine Fraktion werde im Verwaltung­sausschuss am 6. April beantragen, diese

Gremien vor dem Auslegungs­beschluss zu hören. Beer regte zudem Videokonfe­renzen für Ausschüsse mit vielen Themen an. Sie sollten zumindest eine Vorberatun­g ermögliche­n, auch wenn das Gesetz keine Beschlüsse durch Videokonfe­renzen erlaube.

FDP-Fraktionsc­hef Christiane Ratjen-Damerau unterstric­h am Montag die Notwendigk­eit, Ratssitzun­gen auszusetze­n. Viele Mitglieder gehörten zur Risikogrup­pe. Es sei fraglich, ob die Verwaltung die Verantwort­ung für die gesundheit­lichen Risiken durch eine Sitzung übernehme.

Rolf Grösch, Vorstandsm­itglied der Nabu-Stadtgrupp­e, forderte am Montag, wichtige Entscheidu­ngen im Verwaltung­sausschuss sollten „zumindest presseöffe­ntlich“getroffen werden.

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BILD: ARCHIV

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