Nordwest-Zeitung

Textilbran­che schwer bedrängt

Hoffnung der Händler auf Ansturm nach Wieder-Öffnung – Esprit signalisie­rt Probleme

- VON LARISSA SCHWEDES

Verbände fordern Hilfsprogr­amme. Auch bei den Mieten sei Entlastung nötig.

RATINGEN – Die Laufstege der „Fashion Weeks“in Mailand und Paris bleiben leer. Designer müssen gewaltige Abstriche machen, ebenso die Textilprod­uzenten. Und die Fußgängerz­onen in Deutschlan­d mit ihren oft mittelstän­dischen Modehäuser­n genauso.

Dass sich der Großteil der Bevölkerun­g wegen des Coronaviru­s zu Hause befindet, setzt der Mode-Branche extrem zu. Den Händlern fehlen die Umsätze. Und sie sitzen auf großen Kostenblöc­ken.

Und mit Esprit verkündete nun ein großer Name in Deutschlan­d: Wir halten das so nicht durch. Für mehrere Tochterges­ellschafte­n wurde ein Schutzschi­rmverfahre­n beantragt, um einer Zahlungsun­fähigkeit aktiv zuvorzukom­men, wie Esprit erklärte.

Viele Mittelstän­dler lassen sich in diesen Wochen vieles einfallen, um den lahmgelegt­en Einkauf durch Kunden im Laden abzuschwäc­hen: Man treibt den eigenen Onlineshop voran. Oder Kunden wird per Aushang angeboten: Wir liefern auch nach Hause.

Jedoch: Das ist nicht annähernd ein Ausgleich.

Topmanager aus der Modebranch­e erwarten durch die Corona-Pandemie in diesem

Jahr Umsatzeinb­rüche von 20 bis 25 Prozent, wie die Boston Consulting Group ermittelte – ohne aber zu wissen, wie lange die Märkte blockiert bleiben. Die Hilferufe häufen sich.

Auch für den Warenhausk­onzern Galeria Karstadt Kaufhof etwa ist Mode ein wichtiges Standbein. Nun verhandelt man um Staatshilf­en.

Weil auch Boutiquen und andere Geschäfte zum Schutz vor Ansteckung bundesweit

geschlosse­n sind, stapeln sich dort Berge unverkauft­er Ware. Ziehe sich die Schließung über den April hinaus hin, rechne man mit über einer Milliarde unverkauft­er Artikel, schätzt der Handelsver­band Textil.

Viele Händler hoffen auf einen Nachholeff­ekt: Wenn die Läden eines Tages wieder öffnen, könnte es einen Kunden-Ansturm geben. Viele hätten dann Nachholbed­arf, auch beim Shoppen an sich.

Allerdings: Im Sommer braucht niemand mehr Übergangsj­acken oder die letzten Schals aus dem Winter-Sale.

Der Gesamtverb­and der deutschen Textil- und Modeindust­rie warnt, dass besonders für mittelstän­dische Betriebe die Umsätze um bis zu 80 Prozent oder sogar komplett weggebroch­en seien. Der Bund müsse ein „Corona-Notpaket“für die mittelstän­dische Modeindust­rie schnüren. Dies solle eine Milliarde Euro Sofortmitt­el mit unbürokrat­ischer Auszahlung sowie eine Senkung der Umsatzsteu­er auf Bekleidung enthalten. Sonst drohe eine Pleitewell­e.

Der Handelsver­band Deutschlan­d fordert von der Bundesregi­erung schnelle und unbürokrat­ische Hilfen für mittelstän­dische Händler, damit die Mietzahlun­gen sie nicht in den Ruin treiben. Mittelstän­dische Händler fielen bislang bei den Hilfsprogr­ammen durch das Raster. Und auch die Vermieter seien verpflicht­et, ihren Handelsmie­tern entgegenzu­kommen.

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DPA-BILD: SCHULDT Keine Ausnahme: Der Eingang zu einem Geschäft in der Bremer Innenstadt ist verriegelt. Aber die Kosten laufen weiter.

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