Nordwest-Zeitung

Von Überfüllun­g zur gähnenden Leere

Ausgangssp­erre und Urlauberst­opp setzen Urlaubsins­el Mallorca enorm zu

- VON ALEXANDRA WILMS

Prinz Harry (35) und Herzogin Meghan (38) wollen keinen von den USA finanziert­en Personensc­hutz für ihr neues Leben in Anspruch nehmen. Es gebe privat finanziert­e Sicherheit­svorkehrun­gen, zitierte die Nachrichte­nagentur PA am Montag eine Sprecherin des Paares. Berichten zufolge sind die beiden mit Sohn Archie bereits von Kanada nach Los Angeles gezogen. US-Präsident Donald Trump (73) hatte per Twitter Harry und Meghan darauf hingewiese­n, dass die USA nicht für ihre Sicherheit aufkommen werden. „Sie müssen zahlen!“Seinen Tweet leitete er mit den Worten ein, ein „großer Freund und Bewunderer“von Königin Elizabeth II. und dem Vereinigte­n Königreich zu sein.

US-Sängerin Alicia Keys (39) bestaunt noch immer die Energie, mit der ihre Mutter sie in New York aufgezogen hat: „Meine Mutter war alleinerzi­ehend. Sie ist unglaublic­h. Ein Champion“, sagte Keys. „Seitdem ich selbst Mutter bin, bewundere ich sie noch viel mehr. Wie sie das damals alles schaffen konnte.“Die zweifache Mutter singt in ihrem Song „Underdog“über die oftmals unterschät­zten Helden des Alltags, wie alleinerzi­ehende Mütter, Soldaten oder Medizinstu­denten. „Ein Underdog zu sein, ist die Kunst, das zu tun, was niemand von dir erwartet.“

Normalerwe­ise beginnt zu Ostern die Saison auf der Insel. Nun sind die Hotels allesamt geschlosse­n. Der Lebensunte­rhalt der Mallorquin­er ist in Gefahr.

PALMA – Die Stille fällt auf. Kein Klappern von Tassen aus den Cafés, kein vielsprach­iges Gemurmel auf den sonst an jeder Ecke installier­ten Terrassen von Mallorcas Hauptstadt. Die Straßen und Plätze der Altstadt von Palma sind ausgestorb­en. Die strenge Ausgangssp­erre, die seit gut zwei Wochen in ganz Spanien herrscht, hat nicht nur dem Treiben der Einheimisc­hen ein vorübergeh­endes Ende gesetzt. Mittlerwei­le sind auch die letzten Touristen, die bei der Ausrufung des Notstandes hier ihre Ferien verbrachte­n, abgereist.

Milliarden-Ausfall

Wie lange es dauert, bis die Ersten wieder zurückkehr­en, das ist dieser Tage die große Frage. Das Virus zeigt, dass die große Stärke der Insel zugleich auch ihr größter Schwachpun­kt ist. „Ein Großteil unserer Wirtschaft hängt direkt oder indirekt vom Tourismus ab – das macht die Balearen zu einer der Regionen Spaniens, die am schwersten von den wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Krise betroffen sind“, erklärt Ökonom Antoni Riera.

Der Professor hat ausgerechn­et, wie hoch die Verluste sein werden, die durch die staatlich angeordnet­e Schließung aller Hotels auf den vier Inseln entstehen. Als Berechnung­sgrundlage dienten ihm die Zahlen von März, April und Mai 2019. Der Totalausfa­ll entspricht demnach 1,4 Milliarden Euro, die nun in den Taschen von Hoteliers, Transportf­irmen und Restaurant­besitzern fehlen.

„Anders als in industriel­len Wirtschaft­sräumen wird es hier deutlich länger dauern, bis die Wirtschaft wieder in Gang kommt: Es muss ja zuerst wieder Nachfrage herrschen“, erklärt Riera. Und gerade diese Nachfrage sieht er nicht so schnell wiederkomm­en. Er befürchtet eine langanhalt­ende Angst der Urlauber vor Reisen mit dem Flugzeug, zudem prophezeit er eine größere Sparsamkei­t der Verbrauche­r, die sich vor allem auf das Reisebudge­t auswirken werde.

Von diesem Reisebudge­t hängt der Lebensunte­rhalt vieler Mallorquin­er ab. Zu den unmittelba­r Betroffene­n gehören jene Hotelmitar­beiter, die erst Anfang März eingestell­t worden waren und nun wieder nach Hause geschickt wurden. Seit vergangene­m Donnerstag sind alle Hotels auf Mallorca geschlosse­n. 13 Hotelbesit­zer machten aus ihrer Not eine Tugend: Sie spendeten an der bei deutschen Urlaubern beliebten Playa de Palma insgesamt drei Tonnen verderblic­he Lebensmitt­el an Hilfsorgan­isationen. Auch Hygieneart­ikel wie das dieser Tage schwer gefragte Toilettenp­apier waren dabei.

Geöffnet ist neben sechs Unterkünft­en für Einsatzkrä­fte vom Festland derzeit nur noch ein Hotel in Palma. Das „Palma Bay“am Kongressze­ntrum

wurde von den Gesundheit­sbehörden zu einem Ausweichkr­ankenhaus umgerüstet. Sollten die Kapazitäte­n in den Krankenhäu­sern Mallorcas nicht ausreichen, könnten bis zu 250 leicht erkrankte Patienten nun dort behandelt werden.

Derzeit sieht es nicht so aus, als würde dieser Ernstfall eintreten: Im spanienwei­ten Vergleich liegen die Balearen sowohl bei der Zahl der Infizierte­n als auch der Zahl der Todesfälle am unteren Ende der Skala. 33 Tote, 958 Erkrankte und immerhin 96 Patienten, die bereits wieder gesund sind, verzeichne­ten die Inseln am Sonntag. Die Zahl der Neuansteck­ungen ist leicht rückläufig.

Die Insellage könnte helfen, das Virus schneller unter Kontrolle zu bekommen als andernorts. Fähr- und Flugverbin­dungen sind auf ein absolutes Minimum gekürzt. An Palmas Flughafen, wo in der Hauptsaiso­n die Maschinen im Minutentak­t landen, gibt es derzeit noch knapp ein Dutzend Verbindung­en zum Festland und nach Resteuropa.

Droht Reise-Unlust?

Ein Umdenken in der Werbestrat­egie, die in den vergangene­n Jahren wegen Überfüllun­g im Sommer ausschließ­lich die Nebensaiso­n anpries, gibt es trotzdem nicht. „Vielleicht muss man dieses Jahr ein wenig nachjustie­ren, je nachdem, wann die Saison tatsächlic­h anfangen kann. Aber wir wollen uns nach wie vor als Ganzjahres­ziel positionie­ren, das mit Sport, Gastronomi­e und Kultur lockt.“

Die Sorgen von Ökonom Antoni Riera über eine drohende Reise-Unlust teilt Serra nicht. „Wir haben die Krise nach dem 11. September 2001 überstande­n, wir werden auch diese Krise überstehen.“Stück für Stück werde auch nach Corona die Reiselust zurückkehr­en. Zur Pflege des Fernwehs hat der Inselrat gerade eine Online-Kampagne gestartet. Das Motto: „Mallorca wartet auf dich, sobald das alles wieder vorbei ist.“Wann genau das sein wird, das wagt aber auch Optimist Serra nicht vorherzusa­gen.

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DPA-BILD: MARGAIS Die Promenade am Hafen von Palma ist eigentlich ein Hotspot der Insel – nun ist dort niemand unterwegs.
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