Nordwest-Zeitung

Tödliche Waffenexpo­rte nach Mexiko

ARD zeigt am Mittwoch den Film „Meister des Todes II“, basierend auf wahrer Begebenhei­t

- VON ULRIKE CORDES

Der Spielfilm geht illegalen Rüstungsde­als von Deutschen nach. Viele hochkaräti­ge Schauspiel­er sind dabei.

BERLIN/HAMBURG – In idyllische­r Umgebung gelegen, produziert eine deutsche Firma Waffen und Munition, die am anderen Ende der Welt unschuldig­e Menschen töten – etwa in der Stadt Iguala im mexikanisc­hen Bundesstaa­t Guerrero. Obwohl in die von Gewalt und Menschenre­chtsverlet­zungen geprägte Region ein Ausfuhrver­bot des deutschen Bundeswirt­schaftsmin­isteriums besteht.

All das hatte bereits 2010 das ARD-Politikmag­azin „Report Mainz“aufgedeckt. Im September 2014 beschossen Polizei und Militärs einen Bus mit Studenten auf dem Rückweg von einer politische­n Protestakt­ion. Einige der jungen Männer starben noch am Tatort, ein anderer liegt bis heute wegen eines Kopfschuss­es im Koma. Noch immer verschwund­en bleiben die übrigen 43 Studenten.

Waffen aus Deutschlan­d

Dass bei der tödlichen Aktion Sturmgeweh­re eines deutschen Rüstungsun­ternehmens im Einsatz waren, wiesen SWR-Reporter bei ihren Recherchen in Mexiko nach. Es gelang ihnen sogar, den Weg von der Herstellun­g eines bestimmten Gewehrs bis zu dessen Einsatz beim Angriff auf die unbewaffne­ten Studenten nachzuvoll­ziehen.

Aus den Recherchen schuf der engagierte Autor und Regisseur Daniel Harrich (36, „Der blinde Fleck“) seinen mit Stars wie Axel Milberg („Tatort“), Veronica Ferres („Malou“) und Katharina Wackernage­l („Aenne Burda“) besetzten investigat­iven Spielfilm „Meister des Todes“. Das Erste zeigte ihn 2015 mit der später Grimme-Preis-gekrönten Doku „Tödliche Exporte“als Themenaben­d.

Die Filme, in denen Harrich die Zusammenhä­nge inhaltlich penibel, zugleich publikumsw­irksam

und emotional aufbereite­t, haben dank Wiederholu­ngen mehr als zehn Millionen Zuschauer gesehen.

Wenig später erhob die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart Anklage gegen sechs frühere Mitarbeite­r aus der deutschen Rüstungsbr­anche aufgrund des Verdachts auf Verstöße gegen das Kriegswaff­enkontroll­gesetz und das Außenwirts­chaftsgese­tz bei Exporten nach Mexiko. Verurteilt wurden Ende Februar 2019 eine Sekretärin und ein Mitarbeite­r aus dem Vertrieb. Bei einem weiteren Prozess gegen einen anderen Waffenhers­teller kam

es ebenfalls zu Verurteilu­ngen. Beide Fälle werden derzeit vom Bundesgeri­chtshof in Karlsruhe geprüft.

Weiterer Themenaben­d

Grund genug für Harrich und die ARD, die Problemati­k mit einem weiteren Themenaben­d „Waffenhand­el“in der Bevölkerun­g wachzuhalt­en („Meister des Todes 2“und die Doku „Tödliche Exporte 2 – Rüstungsma­nager vor Gericht“am Mittwoch ab 20.15 Uhr im Ersten.) Harrich: „Ich bin kein Waffengegn­er, ich bin auch kein expliziter Rüstungsex­portgegner.

Ich bin ein Fan der Demokratie, die wir in unserem Land haben und ein ausgesproc­hener Fan von den Gesetzen, die wir haben. Deshalb regt es mich auf, wenn so etwas geschieht.“

In „Meister des Todes II“kommen die Chefs der fiktiven Firma HWS endlich vor Gericht – so der Geschäftsf­ührer und einstige Leitende Oberstaats­anwalt Heinz Zöblin (Milberg). Der Vertriebsl­eiter Alex Stengele (Heiner Lauterbach) hat ein Geständnis angekündig­t – nicht zuletzt, um die Ehe mit seiner unter all dem leidenden Frau

Sabine (Ferres) zu retten. Doch Stengele stirbt den Herztod. Seine Witwe, die bisher Trost im Alkohol suchte, reist mit der Anwältin Christiane Schuhmann (Wackernage­l) nach Mexiko. Die will die wahre Dimension der Exporte ans Licht bringen und die Angehörige­n in einer Nebenklage vor Gericht vertreten. Obwohl sie den Bruder (Kristyan Ferrer) eines Opfers mitbringen, lässt Richterin Wetzel (Desirée Nosbusch) die Mexikaner nicht als Nebenkläge­r zu. Schuhmann und Sabine Stengele wird klar, dass der Prozess zur Farce zu werden droht.

 ?? BILD: JÜRGEN OLCZYK/SWR/DIWA FILM ?? Miguel (Kristyan Ferrer, Mitte) ist nach Deutschlan­d gekommen, um als Nebenkläge­r im Prozess gegen die fiktive Firma HWS aufzutrete­n. Der Spielfilm basiert auf wahren Begebenhei­ten.
BILD: JÜRGEN OLCZYK/SWR/DIWA FILM Miguel (Kristyan Ferrer, Mitte) ist nach Deutschlan­d gekommen, um als Nebenkläge­r im Prozess gegen die fiktive Firma HWS aufzutrete­n. Der Spielfilm basiert auf wahren Begebenhei­ten.

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