Vor 40 Jahren stiegen VfL-Handballfrauen in höchste Klasse auf
Vor 40 Jahren feierte der VfL Oldenburg mit einer jungen Truppe Aufstieg in höchste Klasse
Als Aufsteiger in die Regionalliga schafft der VfL den Durchmarsch. Es war eine Saison wie ein Gedicht – das die Spielerinnen dann auch für ihren Trainer Robert Schumann verfassten.
OLDENBURG – Durch die Regionalliga sind wir gestürmt wie Tiger, wurden Meister und Aufsteiger in die Bundesliga!
Diese Verse standen am Ende eines langen Geburtstagsgedichtes für den Trainer Robert Schumann. Die Protagonistinnen selbst, die nach einer grandiosen Saison am 15. März 1980 den großen Traum vom Aufstieg in die Bundesliga wahr werden ließen, fanden diese treffenden Worte.
Zwei Spieltage vor Saisonende war den Handballfrauen des VfL Oldenburg der Meistertitel nicht mehr zu nehmen. Der 21:14-Sieg gegen die Lübecker TS war weit mehr als nur ein Pflichtsieg, mit diesem Spiel begann eine neue Ära – nicht nur in der Oldenburger Sportlerwelt, sondern auch auf bundesweiter Ebene. Ein junges dynamisches Team brachte viel Wirbelwind in den deutschen Frauenhandball.
Doch der Reihe nach. Nach dem Gewinn der Deutschen AJugend-Meisterschaft im Jahr 1978 sorgte der Stamm dieser Mannschaft dafür, dass die Frauen ein Jahr später aus der Oberliga Nordsee in die Regionalliga aufstiegen. Das Trainergespann Schumann und Werner Bokelmann gab die Parole aus, mit erfrischendem Spiel einen guten Mittelplatz erreichen zu wollen. In den Vereinsnachrichten sagte Schumann zum Saisonziel 1979/1980: „Wir wollen die Klasse erhalten und streben einen 5. Tabellenplatz an. Als Aufsteiger wäre das ein Erfolg.“
Wer hätte zu diesem Zeitpunkt ahnen können, dass sein Team nach acht Spielen mit 14:2 Punkten auf dem zweiten Tabellenplatz liegen würde. Der Neuling trumpfte in der Regionalliga stark auf und verschaffte sich schnell einen gebührenden Respekt. Zu dieser Zeit trainierten die Spielerinnen nur zweimal die Woche, der Übergang vom Breiten- zum Leistungssport war noch ein zähes Ringen,
aber der Wille und die Begeisterung aller Beteiligten machte die Reise in Richtung Bundesliga zu einem wahnsinnigen Erlebnis.
Die Oldenburger Sportlegende Rita Forst (geb. Köster), die in dieser Saison schon acht A-Länderspiele für Deutschland absolvierte und 1992 an den Olympischen Spielen von Barcelona teilnahm, spricht noch heute in den höchsten Tönen von ihren ehemaligen Mitstreiterinnen: „Es hat unendlich viel Spaß gemacht. Wir waren jung, ehrgeizig und eine echte Mannschaft mit unbändigem Siegeswillen.“Auch die heutige Bundesligatruppe des VfL, der die jüngste Mannschaft der höchsten Spielklasse stellt, erinnert immer mal wieder mit couragierten Auftritten an den Anfang einer Zeit, die jetzt 40 Jahre zurückliegt. In Rita Forst, Inge Breithaupt, Elke Dieken und Maike Schmidt saßen beim überraschenden 25:25 gegen die SG Bietigheim zum Beispiel vier Spielerinnen auf der Tribüne der kleinen EWE-Arena, die vor gut 40 Jahren mit ihrem Team den
Grundstein dafür legten, dass der Aufstieg in die Bundesliga in greifbare Nähe rückte.
Am 24. November 1979 kam es zu einem Spitzenspiel. Der TH Eibeck gab als verlustpunktfreier Tabellenführer in der Sporthalle an der Rebenstraße seine Visitenkarte ab. In der ausverkauften Halle vor über 500 Zuschauern wurden die Gäste aus dem Hamburger Raum mit einer 20:13-Packung nach Hause geschickt. Der
VfL-Express überrollte den Gegner und war ihm in allen Belangen überlegen. Die Hauptakteurinnen Köster (5), Schmidt (5), Dieken (3) und Breithaupt (3) warfen 16 Tore und sorgten für den ersten Tabellenplatz, den das Team bis zum Ende der Saison nicht mehr abgab. Auch nicht zwei Wochen später, als die Oldenburgerinnen das Rückspiel am 8. Dezember 1979 in einem Krimi mit 9:8 gewannen.
Werner Bokelmann, der seit 1976 als Co-Trainer mit Rat und Tat an der Seitenlinie
stand, war 40 Jahre später auch bei dem Spiel der VfLFrauen gegen die SG Bietigheim in der Halle und war fasziniert von der Leistung der jungen Spielerinnen: „Es war fast so wie früher. Wir waren zu Anfang unserer Handballzeit oftmals der klare Außenseiter, doch am Ende der jubelnde Sieger.“
Nach dem Erringen der Regionalliga-Meisterschaft und dem damit verbundenen Bundesligaaufstieg schenkte die Mannschaft ihrem Trainer Robert Schumann zum Geburtstag am 10. April 1980 ein selbstverfasstes vierseitiges Gedicht. Für das Spiel gegen den TH Eilbeck standen folgende Verse: Von einer großen Zuschauerkulisse begleitet, haben wir gegen Titelanwärter Eilbeck gefightet. Die Gäste zahlten Fersengeld, mit 20:13 fegten wir sie vom Feld. Wir standen auf Platz 1, völlig überraschend, von nun an nach dem Meistertitel haschend.
So gekonnt sie bei ihren Reimen waren, zeigte sich in
der kommenden Bundesligasaison, dass zwei Trainingseinheiten pro Woche eben nicht ganz ausreichen, um noch höhere Ziele zu erreichen.
Viele dramatische Stunden wurden den Zuschauerinnen und Zuschauern in 40 Jahren geschenkt. Unvergessene nationale und internationale Endspiele gab es bewundern und zu feiern – aber leider noch keine Deutsche Meisterschaft für die Handballfrauen des VfL Oldenburg.
Wir wollen auch weiterhin unter Deiner Regie fleißig trainieren wie die Bienen, und uns vielleicht 1983 den Deutschen Meistertitel verdienen!