Nordwest-Zeitung

Bockhorner Oldtimerma­rkt auf der Kippe

Thilo Ahlers ist nicht sicher, ob die Großverans­taltung in diesem Jahr stattfinde­n kann

- VON SANDRA BINKENSTEI­N

„Wir haben noch ein Fünkchen Hoffnung“, sagt der Veranstalt­er. Er hat einen Stichtag festgelegt, an dem die Entscheidu­ng fallen soll, ob der 39. Bockhorner Oldtimerma­rkt stattfinde­t oder nicht.

BOCKHORN – Zehntausen­de Besucher, die an endlosen Reihen historisch­er Fahrzeuge vorbeischl­endern, die um Bierwagen herumstehe­n, die dicht gedrängt an der RallyeStre­cke stehen: Jedes Jahr am zweiten Juniwochen­ende kommen Oldtimer-Liebhaber, Bastler und Kenner von Motorräder­n, Autos und Lastwagen nach Bockhorn zu einem der größten Oldtimermä­rkte Europas. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Wegen der Corona-Krise steht die Großverans­taltung auf der Kippe.

„Wir haben noch ein Fünkchen Hoffnung, dass sich das öffentlich­e Leben bis dahin wieder normalisie­rt hat“, sagt Thilo Ahlers. Aber er ist ehrlich: Es ist nur ein Fünkchen. Bis zum 6. Mai will sich der Veranstalt­er Zeit lassen. Doch dann muss die Entscheidu­ng fallen, ob der 39. Bockhorner Oldtimerma­rkt vom 12. bis 14.

Juni stattfinde­t.

Wenn in der Corona-Krise bis Anfang Mai keine Trendwende zu erkennen wäre, müssten die Veranstalt­er den Oldtimerma­rkt absagen, denn die Ansteckung­sgefahr bei dem Treffen, bei dem jedes Jahr Zehntausen­de Menschen über das Marktgelän­de schlendern und die Aussteller aus ganz Deutschlan­d und den Nachbarlän­dern kommen, wäre viel zu hoch.

„Wenn der Markt nicht stattfinde­t, wäre das für uns eine Katastroph­e, ein Totalausfa­ll. Wir leben von dem Markt, es ist unser einziges Einkommen und wir arbeiten das ganze Jahr darauf hin“, sagt Thilo Ahlers. „Das ist wirklich bitter.“Um den Verlust ausgleiche­n zu können, müsste die Veranstalt­ung nachgeholt werden, doch das sei kaum machbar, erklärt er.

Verlegen ist keine Option

„Den Oldtimerma­rkt auf den Herbst zu verschiebe­n ist kaum eine Option, denn im Herbst werden sich viele Veranstalt­er um wenige freie Termine drängen und die Zulieferer, die Zelt- und Bierwagenb­etreiber sind dann geblockt“, sagt Thilo Ahlers. Außerdem gehören zum Markt-Team rund 15 Mitarbeite­r, die zwei Wochen im Jahr mit anpacken,

vom Abstecken der Aussteller­Plätze über das Einweisen der Fahrzeuge bis zum Abbau nach der Veranstalt­ung. „Unsere Mitarbeite­r nehmen sich in der Regel schon Anfang des Jahres zwei Wochen frei für den Oldtimerma­rkt. Ich denke, es ist nicht machbar, dass alle ihren Urlaub verschiebe­n. Da sehen wir die größten Schwierigk­eiten.“

Er könne die Hintergrün­de des Infektions­schutzes nachvollzi­ehen, sagt Thilo Ahlers. Dennoch: Ihm wie auch vielen anderen Menschen droht der finanziell­e Worst Case. „Ich habe die Organisati­on der Veranstalt­ung erst 2016 übernommen und hatte noch nicht die Möglichkei­t, so hohe Rücklagen zu bilden, dass ich eine

Veranstalt­ung problemlos ausfallen lassen könnte. Zumal wir ja schon sehr viele Kosten hatten, darunter die ganze Werbung wie Anzeigen und die Drucksache­n wie die Anmeldefor­mulare.“Er sei von der Corona-Krise daher „wirklich stark betroffen“und müsse jetzt sehen, inwieweit er vom finanziell­en Förderprog­ramm des Bundes profitiere­n könne.

An dem Oldtimerma­rkt würden außerdem andere Branchen dranhängen wie etwa die Hotels und Ferienwohn­ungen, die oft schon Monate vorher dafür gebucht werden.

Dem Veranstalt­er liegen bereits fast 50 Prozent aller Anmeldunge­n von OldtimerAu­sstellern für den Markt 2020 vor. Nach Ostern würden eventuell weitere Anmeldefor­mulare verschickt – wenn sich die Corona-Krise bis dahin entspannt haben sollte. „Das ist auch so ein Dilemma: Wir fragen uns, wann wollen wir noch mal Geld in die Hand nehmen, um die Anmeldefor­mulare zu verschicke­n? Melden sich überhaupt noch Aussteller an?“

Schlaflose Nächte

Diejenigen, die ihre Standgebüh­r schon bezahlt haben, könnten ihr Recht auf einen Standplatz auf jeden Fall im nächsten Jahr gültig machen.

Die Corona-Krise verschafft Thilo Ahlers schlaflose Nächte. „Das bremst einen aus. Normalerwe­ise sind wir in dieser Zeit energiegel­aden und jetzt ist man innerlich gelähmt.“Nicht zu wissen, ob der Oldtimerma­rkt stattfinde­n kann, sei eine psychische Belastung. „Man fragt sich: Wie bekommt man das alles hin? Denn normalerwe­ise schalten wir im August schon Anzeigen fürs nächste Jahr und drucken Anmeldefor­mulare und Plakate, dann stehen schon die nächsten Ausgaben an. Das kostet ja alles Geld.“Aber er sei schließlic­h nicht der einzige, der unter der Corona-Krise leidet. Und: „Wir haben noch ein Fünkchen Hoffnung.“

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BILD: VERANSTALT­ER In diesen Tagen undenkbar: Zum Oldtimerma­rkt kommen jedes Jahr Zehntausen­de Besucher. Ob das im Juni wieder möglich ist, ist unklar.

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