„Mir fehlt der persönliche Kontakt“
Wie Baskets-Coach Mladen Drijencic trotz Corona-Krise im Austausch mit den Spielern steht
Der Alltag von Drijencic ist momentan ganz anders als üblich. Eine Sache hat sich beim Trainer der Baskets Oldenburg jedoch nicht verändert.
OLDENBURG – Mladen Drijencic sucht sich in seinem Zuhause in Oldenburg einen ruhigen Platz, klappt das Laptop auf und schaut sich die bisherigen Saisonspiele seiner EWE Baskets Oldenburg an. Dass der Basketballtrainer in seinen eigenen vier Wänden Videoanalysen betreibt, ist eigentlich nichts Spezielles. Ja, es ist gerade schon normal. „Ich schaue nach Verbesserungsmöglichkeiten in unserem Spiel“, erklärt Drijencic. Doch gerade während der derzeit grassierenden CoronavirusPandemie ist diese Art von Normalität allerdings schon etwas Besonderes.
Schließlich sei der Alltag des 54-Jährigen „momentan ganz anders als üblich“. Seit dem 12. März pausiert der Spielbetrieb in der Bundesliga. Zuvor wurden Schulen, Kitas und weitere öffentliche Einrichtungen geschlossen. „Wir haben ein volles Haus, mein Sohn hat keine Schule und wir halten uns auch als Familie strikt an die Vorgaben“, sagt Drijencic und ergänzt: „Natürlich bin ich auch viel in die Meetings involviert, die wir aktuell im Club haben und halte Kontakt zu den Spielern.“
Teil der Leidenschaft
Gerade der direkte Draht zu seinen Schützlingen fehlt dem Coach aber. „Das Training und die persönliche Kommunikation mit den Spielern ist ein wichtiger Teil meiner Leidenschaft für die Arbeit als Trainer“, erklärt Drijencic, der als kommunikativer Übungsleiter gilt und viel mit seinen Sportlern spricht: „Deshalb fehlen mir die Einheiten und der persönliche Kontakt zur Mannschaft natürlich.“
Dennoch bleibt der ständige Austausch mit Spielern und Trainerstab unerlässlich. „An jedem Morgen informiert sich unser Physiotherapeut Vadim Schütz bei unseren Spielern über den gesundheitlichen Zustand“, erzählt der Coach, der seit 2015 den Profi-Kader trainiert: „Ich stehe mit jedem Spieler im individuellen Austausch, beispielsweise wie die Stimmung ist oder ob es Probleme gibt, bei denen wir helfen können. Zudem gehen Informationen von der Liga oder dem Gesundheitsamt per Mail an die Spieler.“
Rickey Paulding, Rasid Mahalbasic, Philipp Schwethelm und Co. versuchen das Beste aus der Situation zu machen. „Die Tage kommen natürlich allen lang vor, die Spieler versuchen aber sich in den eigenen vier Wänden, in der Natur oder bei uns im Trainingscenter unter Einhaltung der Abstands- und Hygienevorschriften individuell fit zu halten“, berichtet der Baskets-Coach. Den ganzen Tag trainieren geht natürlich auch nicht. Während Mahalbasic und Karsten Tadda mit ihren Kindern in der freien Zeit gern
einen Disney-Film schauen, hat Schwethelm seine Leidenschaft fürs Kochen entdeckt. Und da Kochen in der Gruppe noch mehr Spaß macht, veranstaltete der 30-Jährige zusammen mit seiner Verlobten auf der Fotoplattform Instagram am Dienstagabend ein Live-Kochen, bei dem alle mitmachen konnten – es gab übrigens veganes grünes Curry.
Hoffnung noch groß
Dennoch: Der Basketball fehlt allen Beteiligten. „Der Sport ist ein wichtiger Teil der Gesellschaft, der auch für viele Familien enorm wichtig ist.
Sport und Kultur haben eine hohe Bedeutung und fehlen aktuell, das ist spürbar“, sagt Drijencic. Bei Trainer und Spielern ist die Hoffnung daher groß, dass die aktuell bis zum 30. April ausgesetzte Bundesliga-Saison wieder aufgenommen wird. „Es wird die Zeit kommen, in der die gesundheitlichen Aspekte es erlauben, wieder Spiele auszutragen. Ich bin ein positiver und optimistischer Mensch und glaube auch nach dem letzten Meeting der Liga, dass wir die Saison bis zu einem sportlichen Ende fortführen können, wenn Clubs und Sponsoren an einem Strang ziehen“, ist sich der 54-Jährige sicher.
Ob die Spielzeit allerdings ohne Weiteres fortgeführt werden kann, steht auf einem anderen Blatt Papier. Denn während die Baskets noch alle Spieler vor Ort in Oldenburg wissen, mussten zahlreiche Bundesligisten die Verträge aufgrund der Corona-Krise mit ihren US-Amerikanern auflösen. Neben den finanziellen Einbußen durch den fehlenden Ticketverkauf, ist dies auch sportlich ein herber Verlust für viele Basketball-Standorte in Deutschland.