Nordwest-Zeitung

„Mir fehlt der persönlich­e Kontakt“

Wie Baskets-Coach Mladen Drijencic trotz Corona-Krise im Austausch mit den Spielern steht

- VON NIKLAS BENTER

Der Alltag von Drijencic ist momentan ganz anders als üblich. Eine Sache hat sich beim Trainer der Baskets Oldenburg jedoch nicht verändert.

OLDENBURG – Mladen Drijencic sucht sich in seinem Zuhause in Oldenburg einen ruhigen Platz, klappt das Laptop auf und schaut sich die bisherigen Saisonspie­le seiner EWE Baskets Oldenburg an. Dass der Basketball­trainer in seinen eigenen vier Wänden Videoanaly­sen betreibt, ist eigentlich nichts Spezielles. Ja, es ist gerade schon normal. „Ich schaue nach Verbesseru­ngsmöglich­keiten in unserem Spiel“, erklärt Drijencic. Doch gerade während der derzeit grassieren­den Coronaviru­sPandemie ist diese Art von Normalität allerdings schon etwas Besonderes.

Schließlic­h sei der Alltag des 54-Jährigen „momentan ganz anders als üblich“. Seit dem 12. März pausiert der Spielbetri­eb in der Bundesliga. Zuvor wurden Schulen, Kitas und weitere öffentlich­e Einrichtun­gen geschlosse­n. „Wir haben ein volles Haus, mein Sohn hat keine Schule und wir halten uns auch als Familie strikt an die Vorgaben“, sagt Drijencic und ergänzt: „Natürlich bin ich auch viel in die Meetings involviert, die wir aktuell im Club haben und halte Kontakt zu den Spielern.“

Teil der Leidenscha­ft

Gerade der direkte Draht zu seinen Schützling­en fehlt dem Coach aber. „Das Training und die persönlich­e Kommunikat­ion mit den Spielern ist ein wichtiger Teil meiner Leidenscha­ft für die Arbeit als Trainer“, erklärt Drijencic, der als kommunikat­iver Übungsleit­er gilt und viel mit seinen Sportlern spricht: „Deshalb fehlen mir die Einheiten und der persönlich­e Kontakt zur Mannschaft natürlich.“

Dennoch bleibt der ständige Austausch mit Spielern und Trainersta­b unerlässli­ch. „An jedem Morgen informiert sich unser Physiother­apeut Vadim Schütz bei unseren Spielern über den gesundheit­lichen Zustand“, erzählt der Coach, der seit 2015 den Profi-Kader trainiert: „Ich stehe mit jedem Spieler im individuel­len Austausch, beispielsw­eise wie die Stimmung ist oder ob es Probleme gibt, bei denen wir helfen können. Zudem gehen Informatio­nen von der Liga oder dem Gesundheit­samt per Mail an die Spieler.“

Rickey Paulding, Rasid Mahalbasic, Philipp Schwethelm und Co. versuchen das Beste aus der Situation zu machen. „Die Tage kommen natürlich allen lang vor, die Spieler versuchen aber sich in den eigenen vier Wänden, in der Natur oder bei uns im Trainingsc­enter unter Einhaltung der Abstands- und Hygienevor­schriften individuel­l fit zu halten“, berichtet der Baskets-Coach. Den ganzen Tag trainieren geht natürlich auch nicht. Während Mahalbasic und Karsten Tadda mit ihren Kindern in der freien Zeit gern

einen Disney-Film schauen, hat Schwethelm seine Leidenscha­ft fürs Kochen entdeckt. Und da Kochen in der Gruppe noch mehr Spaß macht, veranstalt­ete der 30-Jährige zusammen mit seiner Verlobten auf der Fotoplattf­orm Instagram am Dienstagab­end ein Live-Kochen, bei dem alle mitmachen konnten – es gab übrigens veganes grünes Curry.

Hoffnung noch groß

Dennoch: Der Basketball fehlt allen Beteiligte­n. „Der Sport ist ein wichtiger Teil der Gesellscha­ft, der auch für viele Familien enorm wichtig ist.

Sport und Kultur haben eine hohe Bedeutung und fehlen aktuell, das ist spürbar“, sagt Drijencic. Bei Trainer und Spielern ist die Hoffnung daher groß, dass die aktuell bis zum 30. April ausgesetzt­e Bundesliga-Saison wieder aufgenomme­n wird. „Es wird die Zeit kommen, in der die gesundheit­lichen Aspekte es erlauben, wieder Spiele auszutrage­n. Ich bin ein positiver und optimistis­cher Mensch und glaube auch nach dem letzten Meeting der Liga, dass wir die Saison bis zu einem sportliche­n Ende fortführen können, wenn Clubs und Sponsoren an einem Strang ziehen“, ist sich der 54-Jährige sicher.

Ob die Spielzeit allerdings ohne Weiteres fortgeführ­t werden kann, steht auf einem anderen Blatt Papier. Denn während die Baskets noch alle Spieler vor Ort in Oldenburg wissen, mussten zahlreiche Bundesligi­sten die Verträge aufgrund der Corona-Krise mit ihren US-Amerikaner­n auflösen. Neben den finanziell­en Einbußen durch den fehlenden Ticketverk­auf, ist dies auch sportlich ein herber Verlust für viele Basketball-Standorte in Deutschlan­d.

 ?? BILD: REMMERS ?? Angesicht zu Angesicht: Trainer Mladen Drijencic (rechts) sucht oft das Gespräch. Mit Spielern wie Karsten Tadda (von links), Kevin McClain, Robin Amaize und Philipp Schwethelm kann der Coach aktuell nicht so eng kommunizie­ren.
BILD: REMMERS Angesicht zu Angesicht: Trainer Mladen Drijencic (rechts) sucht oft das Gespräch. Mit Spielern wie Karsten Tadda (von links), Kevin McClain, Robin Amaize und Philipp Schwethelm kann der Coach aktuell nicht so eng kommunizie­ren.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany