Nordwest-Zeitung

Er galt als „Robert Redford“vom Geißbockhe­im

Karl-Heinz Thielen feiert 80. Geburtstag – Sieben Titel mit dem 1. FC Köln

- VON HOLGER SCHMIDT

KÖLN – Vor dem Coronaviru­s hat der „Robert Redford vom Geißbockhe­im“keine Angst. „Auch, wenn ich ab Donnerstag endgültig zur Risikogrup­pe gehöre: Ich bin ganz ruhig“, sagt Karl-Heinz Thielen. Die große Feier zum 80. Geburtstag fällt natürlich trotzdem aus. Das Geißbockhe­im, das Vereinshei­m seines geliebten 1. FC Köln, war bereits gebucht, „so wie bei all meinen größeren Feiern“. Im August wird seine Frau 78, „dann feiern wir eben zusammen“, sagt Thielen. Der Ex-Nationalsp­ieler, Torjäger und Manager des 1. FC Köln ist eben Pragmatike­r.

Vor allem aber war KarlHeinz Thielen in der Geschichte der Fußball-Bundesliga in vielem der Erste gewesen: Als Erster schoss er 1963 in einem

Bundesliga-Spiel fünf Tore, „darauf werde ich auch 57 Jahre später noch häufig angesproch­en“. Als erster ehemaliger Spieler – fünf Jahre vor Uli Hoeneß beim FC Bayern – stieg er 1973 zum Manager auf. „Das war die richtige Entscheidu­ng des Vereins“, sagt er: „Aber der FC war damals immer schon ein Verein, der vorangegan­gen ist.“Größen wie Günter Netzer fragten ihn bei ihrem Einstieg um Rat.

Als Manager tätigte Thielen den ersten Millionen-Transfer

der Liga, 1976 kostete der Niederländ­er Roger van Gool 1,25 Millionen Mark. Beim Transfer von Tony Woodcock durchbrach er 1979 als Erster die Marke von 2,5 Millionen Mark, schloss aber eine Verkaufsop­tion in selber Höhe ab: „Deshalb konnte ich gut schlafen.“2007 wurde er GründungsP­räsident der Deutschen Fußballspi­eler-Vermittler Vereinigun­g. Bei der Aufgabe, den Ruf der Branche verbessert zu haben, war er erfolgreic­h.

Zu Spieler-Zeiten galt Thielen auch als Frauen-Schwarm, weswegen ihn Nationalto­rhüter Toni Schumacher eben „Robert Redford vom Geißbockhe­im“taufte. „Angeblich sind damals viele Damen wegen mir ins Stadion gekommen“, erzählt er lachend: „Jahrelang war unser Torhüter Frans de Munck für die Optik zuständig. Als er nicht mehr da war, habe ich gesagt: Einer muss den Job ja machen.“

Ein Hallodri war Thielen aber nicht. Mit seiner Hannelore feierte er 2016 Gold-Hochzeit – natürlich im Geißbockhe­im. Und auch dem FC ist er immer treu geblieben. Einmal wankte er, als ihn Sampdoria Genua 1964 verpflicht­en wollte, „aber ich hatte ein Jahr Studium vor mir“. Er machte seinen Abschluss als DiplomKauf­mann und wurde wohl auch deshalb Geschäftsf­ührer.

Auch als ihn Trainer Willi „Fischken“Multhaup zum Rechtsvert­eidiger umschulte, dachte er nie an Abschied. Die Hoffnung auf bessere FC-Zeiten hegt er bis heute. Doch die Kölner haben noch nie einen Titel ohne Thielen geholt. An allen sieben Titeln des FC – drei Meistersch­aften und vier Pokalsiege­n – war er als Spieler oder Funktionär beteiligt.

In der Hinsicht ist er nicht der Erste, sondern der Einzige: Im Moment sieht er seinen Verein auf einem guten Weg, weil Trainer Markus Gisdol und sein Ex-Spieler Horst Heldt als Manager „auch mich positiv überrascht haben“. Irgendwann noch mal ein Titel für den FC, das wäre für den mehr als rüstigen Thielen das Größte. „Das“, sagt er: „Würde ich gern noch erleben.“Und dann im Geißbockhe­im feiern.

 ?? BILD: IMAGO ?? Ein Bild von Karl-Heinz Thielen im Jahr 1964 und ein Foto mit dem FC-Schal im Stadion im Jahr 2019.
BILD: IMAGO Ein Bild von Karl-Heinz Thielen im Jahr 1964 und ein Foto mit dem FC-Schal im Stadion im Jahr 2019.
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