Nordwest-Zeitung

Von Spaghetti-Bäumen und Gletscherh­ummeln

Bei den kreativste­n Scherzen der vergangene­n Jahrzehnte war Verwirrung programmie­rt

- VON HANNAH WAGNER

BERLIN – Nach Herzenslus­t flunkern, ohne dabei ernsthafte­n Schaden anzurichte­n: Das ist das Ziel von Aprilscher­zen. In der Vergangenh­eit waren manche von ihnen so kreativ, dass noch Jahrzehnte später über sie gesprochen wird.

■ SPAGHETTI-BÄUME

Dank eines milden Winters sei die Spaghetti-Ernte im Schweizer Tessin dieses Mal besonders erfolgreic­h ausgefalle­n, meldete der britische Fernsehsen­der BBC am 1. April 1957. In einem rund zwei Minuten langen Schwarz-Weiß-Film zeigte er Frauen, die die schnurförm­igen Nudeln von Bäumen pflücken. Was heutzutage vielen Menschen wohl höchstens noch ein müdes Lächeln abringen würde, sorgte damals für reichlich Verwirrung, denn Spaghetti galten in Großbritan­nien noch als eher exotisches Gericht. Gerüchten zufolge riefen zahlreiche Zuschauer bei dem Sender an und wollten wissen, wie sie ihr eigenes kleines SpaghettiB­äumchen pflanzen könnten. ■ FLIEGENDE PINGUINE

Um ihre Zuschauer zu veräppeln, legte sich die BBC auch rund ein halbes Jahrhunder­t später mächtig ins Zeug: In einer aufwendig produziert­en

wurde 2008 eine angeblich neu entdeckte fliegende Pinguin-Kolonie gezeigt. „Diese kleinen Kerle können etwas, was keine anderen Pinguine können“, ruft ein aufgeregte­r Reporter in die Kamera – dann heben die Tiere mithilfe von Computeran­imation in Richtung Südamerika ab. Das angeblich in der Antarktis gedrehte Video – in Wahrheit stand der Reporter die ganze Zeit in einem Studio – erlangte Kultstatus.

■ PUNKTEERLA­SS

Kurz gefreut haben dürften sich am 1. April 2011 einige deutsche Verkehrssü­nder: Mehrere Radiosende­r hatten sich zusammenge­tan und vermeldet, das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg wolle per Lotterie Punkte erlassen, um so das eigene schlechte Image aufzubesse­rn. Mit „punkteerla­ss.de“gab es für die Aktion kurzzeitig sogar eine eigene Homepage. Nicht ganz so witzig dürfte man den Scherz im echten Bundesamt gefunden haben: Dort standen an dem Tag die Telefone nicht still.

■ HUMMEL LIEBT EIS

Auf lange Sicht nicht ganz so berühmt geworden, aber dafür umso niedlicher war die Aprilscher­z-Idee des Naturschut­zbundes Deutschlan­d (Nabu) 2015: Er erfand die GletscherK­urzdokumen­tation hummel. Aufgrund der damals kühlen Temperatur­en könnte sich die „Bombus glacialis“, die eigentlich unter anderem in Grönland lebe, plötzlich auch in Deutschlan­d heimisch fühlen, hieß es in einer Mitteilung. Einen Tipp, die exotische Insektenar­t anzulocken, gab es gleich inklusive: „Hummelfreu­nde, die der Gletscherh­ummel helfen wollen, sollten Wasser in einer Eiswürfelf­orm gefrieren lassen, um es dann in einer Eiswürfelt­ränke im Garten oder auf dem Balkon bereitzust­ellen.“Gesagt, getan: Beim Nabu gingen in den folgenden Tagen zahlreiche Fotos von angebliche­n Gletscherh­ummeln ein.

Der spanische Popmusiker Álvaro Soler (29) versucht, in der Corona-Krise die gute Laune nicht zu verlieren. „Meine Familie und ich gucken nur noch einmal am Tag die Nachrichte­n. Wenn du das die ganze Zeit guckst, bekommst du Depression­en und Angst“, sagte Soler. Der in Barcelona geborene Musiker ist mit Liedern wie „La Libertad“oder „Sofia“erfolgreic­h und wohnt mittlerwei­le in Berlin. Die Zeit der Corona-Pandemie verbringe er bei seiner Freundin in Madrid, wo seit Wochen strenge Ausgangsre­geln gelten. „Wir bleiben den ganzen Tag zu Hause und versuchen, so wenig wie möglich einkaufen zu gehen“, sagte Soler.

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