Wo Busfahren kostenlos ist
In Monheim am Rhein bekommen alle Bewohner einen Pass für drei Jahre
Die Kleinstadt am Rhein will mit kostenlosem ÖPNV das Klima schützen. Als Beispiel für andere taugt die Stadt aber nur bedingt.
MONHEIM – In Monheim am Rhein können ab diesem Mittwoch alle Einwohner kostenlos mit dem Bus fahren. Die Kleinstadt zwischen Leverkusen und Düsseldorf wird damit die einzige Kommune in Nordrhein-Westfalen, in der die Bürger für den Öffentlichen Nahverkehr nichts mehr bezahlen müssen. Die Stadt plant nach eigenen Angaben, dafür jährlich knapp dreieinhalb Millionen Euro auszugeben.
Während Menschen, die nicht in Monheim wohnen, weiterhin Tickets kaufen müssen, haben die mehr als 43 000 Einwohner den sogenannten Monheim-Pass erhalten, der als Fahrschein innerhalb der Stadt fungiert und zudem gratis Einlass in die Stadtbibliothek gewährt. Wer etwa in die benachbarten Großstädte Köln und Düsseldorf fährt, zahlt künftig nur noch knapp die Hälfte.
Die Entscheidung sei „ganz klar Klimaschutz-motiviert“, sagte Bürgermeister Daniel Zimmermann Nachrichtenagentur dpa. Beim Ziel, den CO2-Ausstoß der Stadt bis 2030 deutlich zu reduzieren, sei der Verkehr eine wichtige Säule – und da haben wir bisher noch keine Einsparung erreicht“.
Mit der Maßnahme will der Bürgermeister vor allem die Gelegenheitsfahrer dazu animieren, häufiger mit dem Bus
zu fahren. „Man kann Leute dazu zwingen, mehr Bus und Bahn zu fahren, wie das Düsseldorf mit der Umweltspur macht“, sagte Zimmermann, „oder man versucht, attraktive Alternativen zum Auto zu schaffen“.
Damit nimmt Monheim in NRW eine Vorreiterrolle ein. „Ich weiß, dass alle aufmerksam beobachten, was wir hier machen“, sagte Zimmermann. Eine Sprecherin des NRW-Verkehrsministeriums
erklärte, man begrüße „jede Maßnahme, die den ÖPNV attraktiver macht und dem Klimaschutz dient.“Aber: „Kostenloser ÖPNV hat dabei aus unserer Sicht nicht oberste Priorität.“
Dass sich die Stadt Monheim in einer exponierten Lage befindet, weiß der Bürgermeister: „Man muss ehrlicherweise sagen, dass das teuer ist. Viele Städte können sich das vielleicht nicht leisten, aber es hängt auch davon ab, welche Prioritäten man setzt.“
Seit der 37-Jährige mit seiner Lokalpartei Peto vor zehn Jahren zum damals jüngsten Bürgermeister des Landes gewählt wurde, hat er die Kommune gehörig umgekrempelt. Sie gilt inzwischen als Steueroase, nirgendwo sonst in NRW zahlen Unternehmen weniger Gewerbesteuern. Die Wirtschaft in der Stadt floriert und sorgt für eine volle Stadtkasse – jährlich schafft Monheim Millionenüberschüsse. Als Beispiel für andere Kommunen taugt Monheim daher nur bedingt.
In den vergangenen drei Jahren hatte die Kleinstadt ihr Netz bereits erheblich ausgebaut, die Busse fahren statt 1,4 jetzt 2,1 Millionen Kilometer pro Jahr. Einen positiven Effekt hatte das allerdings nicht, wie Zimmermann zugibt: „Das Nutzerverhalten ist stagniert.“
Kurzfristig rechnet Zimmermann auch mit dem Monheim-Pass nicht mit mehr Fahrgästen. Von einem schnellen Ende nimmt er aber Abstand, auch wenn die Verträge für das Angebot nur drei Jahre laufen: „Wenn man so etwas einführt, dann muss man es auch dauerhaft einführen. Das ist keine Sache für drei Jahre.“