Nordwest-Zeitung

Wo Busfahren kostenlos ist

In Monheim am Rhein bekommen alle Bewohner einen Pass für drei Jahre

- VON CHRISTOS PASVANTIS

Die Kleinstadt am Rhein will mit kostenlose­m ÖPNV das Klima schützen. Als Beispiel für andere taugt die Stadt aber nur bedingt.

MONHEIM – In Monheim am Rhein können ab diesem Mittwoch alle Einwohner kostenlos mit dem Bus fahren. Die Kleinstadt zwischen Leverkusen und Düsseldorf wird damit die einzige Kommune in Nordrhein-Westfalen, in der die Bürger für den Öffentlich­en Nahverkehr nichts mehr bezahlen müssen. Die Stadt plant nach eigenen Angaben, dafür jährlich knapp dreieinhal­b Millionen Euro auszugeben.

Während Menschen, die nicht in Monheim wohnen, weiterhin Tickets kaufen müssen, haben die mehr als 43 000 Einwohner den sogenannte­n Monheim-Pass erhalten, der als Fahrschein innerhalb der Stadt fungiert und zudem gratis Einlass in die Stadtbibli­othek gewährt. Wer etwa in die benachbart­en Großstädte Köln und Düsseldorf fährt, zahlt künftig nur noch knapp die Hälfte.

Die Entscheidu­ng sei „ganz klar Klimaschut­z-motiviert“, sagte Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann Nachrichte­nagentur dpa. Beim Ziel, den CO2-Ausstoß der Stadt bis 2030 deutlich zu reduzieren, sei der Verkehr eine wichtige Säule – und da haben wir bisher noch keine Einsparung erreicht“.

Mit der Maßnahme will der Bürgermeis­ter vor allem die Gelegenhei­tsfahrer dazu animieren, häufiger mit dem Bus

zu fahren. „Man kann Leute dazu zwingen, mehr Bus und Bahn zu fahren, wie das Düsseldorf mit der Umweltspur macht“, sagte Zimmermann, „oder man versucht, attraktive Alternativ­en zum Auto zu schaffen“.

Damit nimmt Monheim in NRW eine Vorreiterr­olle ein. „Ich weiß, dass alle aufmerksam beobachten, was wir hier machen“, sagte Zimmermann. Eine Sprecherin des NRW-Verkehrsmi­nisteriums

erklärte, man begrüße „jede Maßnahme, die den ÖPNV attraktive­r macht und dem Klimaschut­z dient.“Aber: „Kostenlose­r ÖPNV hat dabei aus unserer Sicht nicht oberste Priorität.“

Dass sich die Stadt Monheim in einer exponierte­n Lage befindet, weiß der Bürgermeis­ter: „Man muss ehrlicherw­eise sagen, dass das teuer ist. Viele Städte können sich das vielleicht nicht leisten, aber es hängt auch davon ab, welche Prioritäte­n man setzt.“

Seit der 37-Jährige mit seiner Lokalparte­i Peto vor zehn Jahren zum damals jüngsten Bürgermeis­ter des Landes gewählt wurde, hat er die Kommune gehörig umgekrempe­lt. Sie gilt inzwischen als Steueroase, nirgendwo sonst in NRW zahlen Unternehme­n weniger Gewerbeste­uern. Die Wirtschaft in der Stadt floriert und sorgt für eine volle Stadtkasse – jährlich schafft Monheim Millionenü­berschüsse. Als Beispiel für andere Kommunen taugt Monheim daher nur bedingt.

In den vergangene­n drei Jahren hatte die Kleinstadt ihr Netz bereits erheblich ausgebaut, die Busse fahren statt 1,4 jetzt 2,1 Millionen Kilometer pro Jahr. Einen positiven Effekt hatte das allerdings nicht, wie Zimmermann zugibt: „Das Nutzerverh­alten ist stagniert.“

Kurzfristi­g rechnet Zimmermann auch mit dem Monheim-Pass nicht mit mehr Fahrgästen. Von einem schnellen Ende nimmt er aber Abstand, auch wenn die Verträge für das Angebot nur drei Jahre laufen: „Wenn man so etwas einführt, dann muss man es auch dauerhaft einführen. Das ist keine Sache für drei Jahre.“

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DPA-BILD: STADT MONHEIM Mit dem Monheim-Pass, den alle Bewohner der Stadt kostenlos bekommen, können alle Busse in der Stadt genutzt werden.

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