Kommen doch Erntehelfer?
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner will Engpässe verhindern
Bauern fürchten eine Verknappung bei Obst und Gemüse. Tausende Freiwillige melden sich.
BERLIN/OLDENBURG/VECHTA – Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) möchte, dass ausländische Saisonarbeiter trotz Corona-Krise nach Deutschland kommen. „Wir werden auf Saisonarbeiter nicht verzichten können“, sagte sie am Mittwoch. Die Bauern seien in großer Not. Es ginge jetzt darum, den Zielkonflikt zwischen Infektionsschutz und Erntesicherung zu lösen.
Agrar-Experten der Union im Bundestag forderten in einem „Brandbrief“an Kanzlerin Angela Merkel, Innenminister Horst Seehofer und Klöckner, den Einreisestopp aufzuheben.
In der Landwirtschaft zeigte man sich froh über den Vorstoß. „Das Agieren der Landwirtschaftsministerin zeigt, dass man in Berlin scheinbar begriffen hat, dass es für den Obst- und Gemüseanbau fünf vor zwölf ist“, sagte Friedrich Willms, Geschäftsführer des Kreislandvolkverbands Vechta, der Ð. „Was jetzt nicht gesät, gepflanzt und angebaut wird, das kann später im Jahr nicht geerntet werden.“
Klöckner reagierte auch auf Warnungen von Bauernpräsident Joachim Rukwied. Dieser hatte vor dem Hintergrund des Mangels an Saisonarbeitskräften aus Osteuropa erklärt, dass es voraussichtlich zu einer Verknappung von Obst und Gemüse kommen werde.
Laut Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen (Oldenburg) könnte sich dies vor allem bei den Obst- und Gemüsesorten bemerkbar machen, bei denen in den kommenden Monaten wichtige Pflegemaßnahmen in Handarbeit sowie Ernte- und Pflanzarbeiten anfallen. Dies beeinflusse als erstes die Spargelernte. Stärker betroffen könnten laut Kreislandvolk auch Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren und Gurken sein.
Positiv würdigten Politik und Bauern, dass sich bundesweit bereits Zehntausende Freiwillige als Erntehelfer angeboten hätten. Allein über die „Agrarjobbörse“der Landwirtschaftskammern hätten sich bislang 1800 Menschen gemeldet, sagte LWK-Sprecherin Jantje Ziegeler. Die meisten würden aus Niedersachsen stammen. Darunter seien Studenten, Flüchtlinge, Menschen aus der Gastronomie, Handwerker und viele, die von Kurzarbeit betroffen seien.
Die Hilfsangebote seien „ein tolles Signal“, so Willms. „Allerdings kommen sonst knapp 300000 Saisonarbeitskräfte nach Deutschland, die können durch die Freiwilligen nicht ersetzt werden.“