Nordwest-Zeitung

Alles geben, um Leben zu retten

- VON ANDREAS HERHOLZ

Damit war zu rechnen. Doch ist es ein weiterer harter Schritt für Millionen von Menschen. Kein Ende der Beschränku­ngen und ein Osterfest, wie es in der deutschen Nachkriegs­geschichte noch keines gegeben hat. Die Kontaktver­bote werden verlängert. Das öffentlich­e Leben bleibt auch weiterhin nahe Null. Wer auf einen Einstieg in den Ausstieg des „Shutdown“gehofft hatte, wird enttäuscht. Dafür ist es angesichts der anhaltende­n Ausbreitun­g der Epidemie im Moment zu früh. Das Fieber wird weiter steigen. Der CoronaPati­ent Deutschlan­d hat das Schlimmste erst noch vor sich. Da wäre eine voreilige Rückkehr in den Alltag höchst gefährlich.

Doch die Statistik der Neuerkrank­ungen macht Hoffnung und zeigt, dass die Kontaktbes­chränkunge­n offenbar bereits wirken, die Ausbreitun­g der Seuche weniger schnell voranschre­itet. Frohe Ostern wird es in diesem Jahr wohl eher selten geben, wenn Familien getrennt bleiben, Gläubige ihre Gottesdien­ste nicht in der Gemeinscha­ft feiern können und manch einen in der Isolation Zukunfts- und Existenzän­gste plagen. Bis Ostern wird sich dieser Ausnahmezu­stand wohl noch durchhalte­n lassen. Die große Mehrheit der Bundesbürg­er zeigt bisher ein hohes Maß an Vernunft und Disziplin.

Doch auf Dauer schwindet die Akzeptanz, können diese grundlegen­den Eingriffe in die Freiheit und Grundrecht­e nicht aufrechter­halten werden. Natürlich gilt es, Menschenle­ben zu schützen. Doch nicht nur jene, die vom tödlichen Coronaviru­s bedroht sind. Die Wirtschaft darf nicht völlig gegen die Wand gefahren werden. Die freiheitli­ch-demokratis­che Ordnung und der Sozialstaa­t dürfen nicht gefährdet werden.

Weniger überzeugen­d als die Disziplin und das Engagement der Bürgerinne­n und Bürger wirkte bisher das föderale Krisenmana­gement. Wer den Menschen so viel abverlangt und zumutet wie die Verantwort­lichen von Bund und Ländern, der muss selbst alles geben, um die Menschen zu schützen und Leben zu retten.

@ Den Autor erreichen Sie unter forum @infoautor.de

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