Nordwest-Zeitung

Wie der Infektions-Alarm per Handy funktionie­rt

Soldaten der Bundeswehr testen Tracking-App – Kanzleramt hält Plan für vielverspr­echend

- VON CHRISTOPH DERNBACH

BERLIN – Die Pläne der Bundesregi­erung für eine Nachverfol­gung von Corona-Infektions­ketten per Handy werden jetzt konkret. In der Berliner JuliusLebe­r-Kaserne beteiligen sich seit Mittwoch nach Angaben der Bundeswehr etwa 50 Soldaten an einem ersten großen Praxis-Test für eine Anwendung zur Nachverfol­gung möglicher Corona-Infektione­n.

gibt es noch keine fertige Tracking-App, sondern nur ein offenes technische­s Konzept namens PEPP-PT, das von einem Team von rund 130 Mitarbeite­rn aus 17 Instituten, Organisati­onen und Firmen entwickelt wurde – darunter das Robert Koch-Institut, drei Fraunhofer Institute, die Technische­n Universitä­ten Berlin und Dresden, die Universitä­t Erfurt, die Schweizer Top-Universitä­t ETH Zürich, aber auch Vodafone und arago.

Gegensatz zu TrackingAp­ps aus Asien sollen Infizierte nicht an den Pranger gestellt werden. Vielmehr sollen freiwillig­e Anwender nachträgli­ch alarmiert werden, wenn sie sich in der Nähe eines positiv getesteten Corona-Infizierte­n aufgehalte­n haben. Das setzt allerdings voraus, dass die infizierte Person das System auch verwendet.

Technisch setzt das Projekt auf der Bluetooth-Technologi­e auf, die bereits im EinzelhanB­islang del verwendet wird, um Kunden auf Sonderange­bote in der Nähe aufmerksam zu machen. Hat man die App installier­t, sendet das Smartphone regelmäßig per Bluetooth eine ID, quasi wie ein kleiner mobiler Leuchtturm. Gleichzeit­ig lauscht die App auf die ID-Signale der anderen Nutzer, die sich in der Nähe befinden. Befinden sich zwei Anwender in der Reichweite des anderen, tauschen sie ihre IDs aus und speichern sie verschlüss­elt loIm kal ab. Damit unterschei­den sie sich fundamenta­l von den asiatische­n Pranger-Apps, die gleichzeit­ig auch die GPS-Signale aufzeichne­n und das gesamte Datenpaket an staatliche Stellen melden.

Der Anwender dieser App wird nur über die Tatsache informiert, dass er sich in der Nähe eines infizierte­n Menschen befunden hat. Man erfährt dabei nicht, wer die infizierte Person war oder wo man sich begegnet ist.

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