Immer mehr Kunden zahlen bei Einkäufen kontaktlos
Großer Beratungsbedarf bei Firmen- und Privatkunden der Commerzbank durch Coronakrise
OLDENBURG – Die Krise um das Coronavirus treibt die elektronische Nutzung von Bankdienstleistungen voran. Etwa so: „Die Bäcker haben weiterhin geöffnet. Und die meisten haben inzwischen ein Lesegerät für kontaktloses Bezahlen auf dem Tresen“, nannte Pressesprecherin Sonja Habig für die Commerzbank in Oldenburg ein Beispiel – mit Blick auf den Schutz für Kunden und Personal, die dann kein Bargeld und keine PIN-Tastatur mehr berühren müssen.
■ SCHUB FÜR „ONLINE“
Generell sei ein „Schub im Online-Banking“spürbar. Immer mehr Kunden ließen sich dafür freischalten. Gerade auch vor dem aktuellen Corona-Hintergrund werde von vielen, die bisher für Service den SB-Bereich (Automaten) oder den persönlichen Kontakt am Tresen nutzten, der digitale Ansatz vorgezogen.
Innerhalb der digitalen Kanäle wiederum nimmt das Smartphone eine immer wichtigere Roll ein, berichtete Habig weiter. Die Entwicklung sei rasant. Von denen, die Onlinebanking machten, hätten
Ende 2019 bereits 70 Prozent mobil eingeloggt. 2018 seien es 43 Prozent gewesen.
Trotz dieses Hintergrundes und der Streichpläne der Commerzbank bundesweit stehen in Oldenburg und dem Netz von 14 regionalen Filialen, das zur Commerzbank Oldenburg gehört, aktuell keine Verkleinerung an, betonten Christian Citerei (Niederlassungsleiter Privat- und Unternehmerkunden) und Carsten Ebell (Firmenkunden) in einem Gespräch.
■ HAUPTTHEMA: CORONA
Aktuell haben sehr viele der rund 110 Beschäftigten mit
den Folgen des Coronavirus und den Hilfen des Bundes über die KfW zu tun. Dies sei „seit zwei Wochen primäres Thema“, berichtete Christian Citerei. Der Beratungsbedarf sei „extrem hoch.“Citerei: „Das Telefon steht nicht überhaupt nicht mehr still.“Es gehe nun im Bank-Alltag um „schnelle und unbürokratische Hilfe“. Mehr als 70 Mal sei es schon um konkrete Anträge bei der KfW gegangen. Oft gehe es auch um Zwischenfinanzierungen oder gemeinsame Finanzierungspakete. Die ersten Millionen seien geflossen.
Nicht nur in Betrieben werden mögliche Liquiditätsprobsich leme zum Thema – sondern auch bei Privatleuten. Kurzarbeit und finanzielle Belastungen würden zum Problem. „Es wird viel gesprochen“, sagte Citerei. Es gehe auch um Lösungen wie Zahlungspausen bei Ratenkrediten.
Das Jahr 2019 bezeichneten Citerei und Ebell als „erfolgreich“. So wurde in der Oldenburger Region das Gesamtkreditvolumen um 15 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro gesteigert. Allein im Bereich Baufinanzierungen wurden Kredite von 344 Millionen Euro ausgereicht – ein Plus von 22 Prozent. Auch Ratenkredite seien stark gefragt.
„Bei Finanzierungen für
den Mittelstand in der Region sind wir um 8 Prozent auf 628 Millionen Euro gewachsen“, erklärte Ebell. Hier geht es um etwa 150 Firmenkunden (plus 21) ab 15 Mio. Euro Umsatz.
Stolz ist man darauf, dass netto 3400 Privatkunden hinzu gewonnen wurden (auf rund 82000). Die Bereitschaft zum Wechsel sei hoch, sagte Citerei. Die Commerzbank ködert mit einem kostenlosen Girokonto – und sorgt für Unmut bei Konkurrenten: Die Großbank hat weiterhin den Staat als Mit-Eigner an Bord. ■ BALD WIEDER AUFWÄRTS
Die Oldenburger Repräsentanten zeigten sich überzeugt, dass es mit der Wirtschaft im zweiten Halbjahr wieder aufgehen dürfte – und mit der Börse. Sie plädierten erneut für „vernünftige, risikominimierte“Anlagen in Wertpapieren. „Panikverkäufe sind das Schlimmste, was man jetzt tun kann“, so Citerei. Das Depotvolumen stieg in der Region Oldenburg um 15 Prozent auf 830 Mio. Euro.
Für die Commerzbank ist 2020 ein besonderes Jahr: Das Institut besteht 150 Jahre. Und aktuell verleibt sie sich die Tochter Comdirect ein.