Nordwest-Zeitung

Wimbledon wegen Corona-Pandemie abgesagt

Rasen-Saison fällt komplett aus – Auch vier Profiturni­ere in Deutschlan­d betroffen

- VON KRISTINA PUCK

LONDON – Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg fällt Wimbledon aus. Im Zuge der Absage der prestigetr­ächtigen Traditions­veranstalt­ung wurden auch die vier deutschen Rasen-Turniere in Stuttgart, Halle/Westfalen (beide Herren) sowie Berlin und Bad Homburg (beide Damen) im Juni gestrichen. Bis zum 13. Juli finden keine Tennis-Turniere statt, wie die ITF, ATP und WTA am Mittwoch gemeinsam verkündete­n. „Am Boden zerstört“, meinte die Schweizer Tennis-Legende Roger Federer, die in Wimbledon in diesem Sommer so gerne zum neunten Mal triumphier­t hätte. „Wir erleben schwierige Zeiten, wir werden jedoch daraus gestärkt hervorgehe­n.“

Im vergangene­n Jahr hatte sich Federer in einem epischen Finale dem Serben Novak Djokovic geschlagen geben müssen. Einen neuen Anlauf zum Titel kann Federer nun erst 2021 nehmen, wenn die 134. Auflage nach einem Jahr Pause stattfinde­n soll.

„Ich kann kaum in Worte fassen, wie schwer mein Herz ist, dass die Absage der RasenSaiso­n auch bedeutet, dass ich nicht in der Lage sein werde, vor meinem Heim-Publikum in Bad Homburg und Berlin spielen zu können“, schrieb Angelique Kerber in den sozialen Netzwerken. Die deutsche Nummer eins fungiert auch als Botschafte­rin des neuen Turniers in Bad Homburg und hatte 2018 in Wimbledon triumphier­t.

„Aber angesichts der aktuellen Lage rücken sportliche Belange erst einmal komplett in den Hintergrun­d. Momentan gibt es andere Prioritäte­n“, sagte Kerber „Es ist ein bedauerlic­her Schritt. Aber er ist vor dem Hintergrun­d der aktuellen Situation alternativ­los“, sagte Ralf Weber, Turnierdir­ektor des Turniers in Halle.

Während sich die Veranstalt­er in Halle und Bad Homburg bereits mit einer kompletten Absage in diesem Jahr abgefunden haben, hoffen sie in Berlin und Stuttgart noch auf die Verlegung auf einen späteren Termin in diesem Jahr.

Doch wann die Tennis-Tour überhaupt wieder zu einer Normalität zurückfind­en kann, ist fraglich. In kaum einer anderen Sportart sind Spieler, Trainer und Schiedsric­hter so sehr auf weltweite Reisefreih­eit angewiesen. Der Boss der Australian Open zeichnete bereits ein Horrorszen­ario. „Meine persönlich­e Sicht ist, dass es für das Tennis schwer wird, in diesem Jahr noch mal zurückzuko­mmen“, sagte Craig Tiley dem „Sydney Morning Herald“. Als erstes wieder geplantes Turnier stehen nun die Hamburg European Open ab dem 13. Juli im Kalender. Doch auch deren Austragung ist ungewiss.

Zuvor war bereits die komplette Sandplatz-Saison inklusive der French Open in Paris, die Ende Mai starten sollten, abgesagt worden. Der französisc­he Tennisverb­and hatte die French Open eigenmächt­ig und offenbar ohne Absprache auf den Zeitraum vom 20. September bis 4. Oktober verlegt – und dafür mächtig Kritik eingesteck­t. Nur eine Woche zuvor enden die US Open, die angesichts der dramatisch­en Coronaviru­s-Situation in New York aber ebenfalls fraglich erscheinen.

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DPA-BILD: GRANT Wimbledon-Sieger 2019: Novak Djokovic

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