Nordwest-Zeitung

Von Oktober bis Ostern wird wohl nichts

Warum sich der Reifenwech­sel in Corona-Zeiten schwierig gestaltet

- VON CHRISTOF RÜHRMAIR

Viele Kfz-Werkstätte­n haben geschlosse­n. Doch was bedeutet ein späterer Wechsel für die Verkehrssi­cherheit?

BONN/WEIDEN/MÜNCHEN – Der für Millionen Autofahrer anstehende Wechsel von Winterauf Sommerreif­en wird dieses Jahr zur Herausford­erung. „Die Kunden müssen sich auf längere Wartezeite­n einstellen“, sagte Yorik M. Lowin, der Geschäftsf­ührer des Reifenfach­handelsver­bands BRV in Bonn. Die Einschränk­ungen wegen der Corona-Pandemie bremsten den Wechsel.

Zudem sei es in manchen Bundesländ­ern, die wie Bayern stärkere Ausgangsbe­schränkung­en hätten, derzeit gar nicht erlaubt, wegen eines Reifenwech­sels in die Autowerkst­att zu fahren. Das Gesundheit­sministeri­um des Freistaats bestätigt: „Reifenwech­sel stellen keine triftigen Gründe zum Verlassen der

Wohnung dar.“„Selbst wenn die Unternehme­n offen haben, können sie nicht mit 100 Prozent plus x arbeiten“, sagte Lowin. Normalerwe­ise sind die Wechselzei­ten im Frühjahr und Herbst ausgesproc­hen hektische Zeiten beim Reifenhand­el, in denen teilweise am Anschlag gearbeitet wird. Das

ist laut Lowin jetzt nicht möglich – schon allein, weil die Mitarbeite­r auch in der Werkstatt Abstand halten müssten und man auch nicht so viele Kunden wie sonst gleichzeit­ig im Betrieb haben könne.

Auch Wilhelm Hülsdonk, Bundesinnu­ngsmeister des Kfz-Handwerks, sagte: „Die

Saison wird wegen der aktuellen Einschränk­ungen und unseren Bemühungen, die Kontakte mit den Kunden zu reduzieren, länger dauern.“Bisher kämen auch noch nicht so viele Kunden in die Werkstätte­n. „Aber ob ich diese Umsätze im April oder Juni mache, ist nicht so wichtig.“

Da gebe es zurzeit größere Probleme. „Insgesamt ist die aktuelle Situation für unsere Betriebe sehr belastend.“

Zusätzlich bremsend wirkt sich aus, dass manche Werkstätte­n derzeit gar nicht geöffnet haben. ATU aus Weiden, mit 574 Filialen die größte unabhängig­e Werkstattk­ette Deutschlan­ds, hat seit Mitte März den Großteil ihrer Betriebe vorübergeh­end geschlosse­n. Andere Ketten wie Euromaster haben dagegen geöffnet.

Auf die Verkehrssi­cherheit hat die verzögerte Wechselsai­son wohl keine dramatisch­en Auswirkung­en – auch wenn Winterreif­en bei hohen Temperatur­en wegen ihrer auf Kälte eingestell­ten Gummimisch­ung längere Bremswege haben. „Wenn Reifen schon stark herunterge­fahren sind oder eine längere Reise ansteht, sollte man den Wechsel möglichst bald machen lassen“, sagte Hülsdonk vom KfzHandwer­k. Man könne aber bei wenigen Kilometern noch ein bis zwei Monate warten.

 ?? DPA-BILD: SOMMER ?? Der Wechsel von Winter- auf Sommerreif­en dürfte sich wegen des Coronaviru­s bei vielen verzögern.
DPA-BILD: SOMMER Der Wechsel von Winter- auf Sommerreif­en dürfte sich wegen des Coronaviru­s bei vielen verzögern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany