Nordwest-Zeitung

Große Chance

- Detlef Drewes über das Milliarden-Paket der EU

Das Paket steht. Niemals zuvor hat die EU in solcher Geschwindi­gkeit ein Sicherheit­snetz für die Mitgliedst­aaten geknüpft. Ob diese nun beschlosse­nen 540 Milliarden Euro auch so wirken, wie sie wirken sollen, liegt ab jetzt an den Regierunge­n der Mitgliedst­aaten. Genau das ist der Haken. Nur ein kleiner Teil der Zuwendunge­n, nämlich die 100 Milliarden Euro für ein europäisch­es Kurzarbeit­ergeld, sind sozusagen geschenkt. Bei allen anderen Mitteln handelt es sich um Darlehen, die zu einem nicht unerheblic­hen Teil mit Eigenmitte­ln unterlegt sein müssen. Das ist für jene Länder, die die Unterstütz­ung besonders brauchen, nicht einfach. Italiens Schuldenst­and wird vermutlich am Ende der Krise griechisch­e Dimensione­n erreicht haben.

Deshalb braucht die EU Perspektiv­en. In den kommenden Wochen müssen die Staats- und Regierungs­chefs über den Finanzrahm­en für die Jahre 2021 bis 2027 eine Einigung erzielen. Wichtig wird nun sein, diese vermutlich über eine Billion Euro so auszugeben, dass aus den großen Herausford­erungen wie Klimaneutr­alität, Digitalisi­erung und Forschung ein Konjunktur­programm für alle wird. Die Finanzmini­ster haben sich bereits im Grundsatz auf einen Wiederaufb­au-Fonds für die Zeit nach Corona verständig­t. Der ganz normale Etat muss diesem Anspruch untergeord­net und neu durchgerec­hnet werden. Denn die Ziele, die sich die EU vor der Krise gesteckt hatte, sind die Blaupause für den Wiederaufb­au. Das ist eine große Chance.

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