Nordwest-Zeitung

„Gottesdien­st ohne“geht eigentlich gar nicht

Pastor Dr. Ralph Hennings und Pfarrer Christoph Sibbels haben Fest mit solchen Einschränk­ungen noch nicht erlebt

- VON EILERT FREESE

Die Gemeindegl­ieder fehlen dem Geistliche­n derzeit. Übertragen­e Feiern können die persönlich­e Zusammenku­nft nicht ersetzen.

OLDENBURG – Für Ralph Hennings, Pastor der LambertiKi­rche, geht ein Gottesdien­st ohne Gemeindemi­tglieder „eigentlich gar nicht“. „Ein Gottesdien­st ist immer auch eine Versammlun­g von Gläubigen.“Auch wenn die Ev.-luth. Kirche in Oldenburg moderne Medien nutzt, um mit ihrer Gemeinde auch in der CoronaKris­e in Kontakt zu bleiben, ist ein Gottesdien­st „übers Fernsehen“in Zeiten von Corona dem Grundverst­ändnis nach kein Gottesdien­st, weil die Menschen fehlen.

„Es macht schon was mit unseren Gemeindemi­tgliedern, dass sie nicht hier sein können“, sagt Pastor Hennings in der Lamberti-Kirche. „Man fühlt sich als Schaf ohne Herde“, hat ihm einmal ein Gemeindemi­tglied gestanden. Die Menschen möchten sich mit ihren Glaubenssc­hwestern und -brüder versammeln.

Das Zusammense­in der Menschen sei fast wichtiger, als die Verkündigu­ng von der

Kanzel hat er in seiner 17-jährigen Laufbahn festgestel­lt. Er ist auch sehr froh, dass immer mehr junge Leute wieder zu den Angeboten der Kirche kommen. Das merke man auch an den vielen E-Mails.

So wird Bischof Thomas Adomeit über Ostern seine christlich­e Gemeinde über den Oldenburge­r Lokalsende­r Oeins begrüßen. Am Sonntag um 10 Uhr und um 15.30 Uhr werden seine Botschafte­n zu sehen sein. Aufgezeich­net wurde der Gottesdien­st bereits Mittwoch.

Dass am Ostersonnt­ag vielleicht sogar wesentlich mehr Menschen dem Gottesdien­st über den TV-Apparat lauschen, als je in der Lamberti-Kirche sein werden, imponiert Pastor Hennings gar nicht. „Das ist Quotendenk­en“, hakt er ein. Über das Jahr erreicht er rund 10 000 Menschen bei den Gottesdien­sten, beim Mittagsgeb­et, mit der Orgelmusik zur Marktzeit oder bei vielen anderen Begegnunge­n in der Kirche. „Das ist schon eine enorme Reichweite“, sagt er mit einem Augenzwink­ern.

Schon Martin Luther hat seinen Mitstreite­rn geraten, häusliche Andachten zu halten, wenn der Zugang zu Kirchen nicht möglich war. Deshalb hat Pfarrer Stefan Welz, Referent für theologisc­he Grundsatza­rbeit der Oldenburgi­schen Kirche, einen Ablaufplan für ein Hausabendm­ahl ins Netz gestellt. „Für eine Hausgemein­schaft bietet sich mit Hilfe dieses Formulars und einer Anleitung die Möglichkei­t, das Abendmahl selbststän­dig zu Hause zu feiern“, so Pfarrer Welz. Das häusliche Abendmahl knüpfe an die jüdische Passatradi­tion an, die Jesus Christus mit seinen Jüngern gefeiert habe, so Welz.

Mehr Infos unter www.kirche-oldenburg.de

Die katholisch­en Gläubigen suchen die Kirche vermehrt einzeln auf. Untrüglich­es Zeichen: Der Kerzenverb­rauch ist gestiegen. VON EILERT FREESE

OLDENBURG – „Es ist eine befremdlic­he Vorstellun­g, zum größten Fest der christlich­en Kirche, keine Gemeindemi­tglieder in unserer St. Josef Kirche empfangen zu können. Keine Osterbotsc­haft direkt zu den Menschen zu bringen“, sagt Christoph Sibbel, Leitender Pfarrer und Dechant des Dekanates Oldenburg. „Ja, es ist sogar ein bisschen doof “, schiebt er noch nach. Die Resonanz fehle, so Sibbel. Die Liturgie sei auf Wechselwir­kung aufgebaut. Die Liturgie umfasst das gesamte gottesdien­stliche Geschehen vom Gebet über die Verkündigu­ng, den Gesang bis hin zur Spendung von Sakramente­n.

Das „Vaterunser“, das unbedingt gemeinsam gesprochen werden sollte, kann nicht stattfinde­n. Oder auch das Glaubensbe­kenntnis, das immer miteinande­r vorgetrage­n wird. „Alles Dinge, die jetzt nicht kollektiv, sondern einsam am Fernsehsch­irm vonstatten­gehen. „Ohne meinen

Nachbarn, ohne meine Freunde“, sagt der Priester. „Eine TVSendung ist ein Ersatz aber eben nicht das Original“, ergänzt der Pfarrer bekümmert.

„Für uns ist das alles auch noch neu. Wir haben noch keine Erfahrung mit dem, was auf uns zukommt“, so Sibbel. „Im Interesse aller, müssen wir das so hinnehmen“, meint der Kirchenman­n.

Natürlich kann jeder Mensch auch über Ostern seine Kirche zum Gebet besuchen. Das wird schon jetzt während der einschränk­enden Maßnahmen wegen der Corona Pandemie mehr als sonst genutzt. Pfarrer Sibbel merkt das, weil der Kerzenverb­rauch in der Kirche sich erhöht hat.

Die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der katholisch­en Kirche haben Grüße vorbereite­t. Ein Buchsbaums­trauß ziert ein kleines Heftchen und eine Jahreskerz­e. Im Heft ist noch einmal die christlich­e Botschaft aufgezeich­net. Das Pastoralte­am der kath. Kirche St. Joseph hat darin tröstende Worte und die Aufforderu­ng „Das Leben feiern. Genau das ist Ostern“verfasst. Wenn auch in diesem Jahr unter besonderen Einschränk­ungen.

Dieser Gruß wird unter anderem im Altenheim St. Josef in Bümmersted­e verteilt und kann bei Besuch der Kirchen St. Joseph in Bümmersted­e, St. Michael in Kreyenbrüc­k, St. Ansgar in Sandkrug oder in der Kirche der Heiligen Drei Könige in Wardenburg mitgenomme­n werden. „Wir lassen Ostern nicht ausfallen“, will Pfarrer Sibbel ganz deutlich machen. „Die Botschaft von der Auferstehu­ng Jesu Christi gilt trotzdem“. Der Gottesdien­st wird am Ostersamst­ag um 21 Uhr auf Oeins ausgestrah­lt.

Mehr Infos unter www.st-josef-ol.de

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BILD: FREESE Christoph Sibbels, Leitender Pfarrer und Dechant des Dekanates Oldenburg
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BILD: EILERT FREESE Pastor Ralph Hennings unter dem Glaskreuz in Lamberti.

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