Nordwest-Zeitung

54-Jähriger spuckt Polizisten an

Steckt sich ein Beamter durch eine Attacke mit Corona an, zählt das als Körperverl­etzung

- VON MAREIKE WEBERINK

Man sieht in den Supermärkt­en, dass z.B. Äpfel oder Tomaten mehrfach angefasst werden, bevor sie in dem Einkaufsko­rb landen. Ein Virologe erzählte im Fernsehen, dass sich die Viren nicht auf Lebensmitt­el halten können. Auf der anderen Seite geht man davon aus, dass sich die Viren auf kontaminie­rten Flächen bis zu mehreren Tagen halten können. Was ist nun wahr? Laut Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass sich das Coronaviru­s über Lebensmitt­el oder trockene Oberfläche­n überträgt. Übertragun­gen über Oberfläche­n, die kurz zuvor mit Viren kontaminie­rt wurden, seien allerdings durch Schmierinf­ektionen denkbar. Aufgrund der relativ geringen Stabilität von Coronavire­n in der Umwelt sei dies aber nur in einem kurzen Zeitraum nach der Kontaminat­ion wahrschein­lich.

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„Es gibt eine neue Studie, die gezeigt hat, dass Coronavire­n auf Plastik oder Stahl bis zu drei Tagen überleben können, weniger gut hingegen auf Kupfer oder Pappe“, sagt Prof. Dr. Axel Hamprecht, Leiter des Instituts für medizinisc­he Mikrobiolo­gie und Virologie an der Uni Oldenburg und am Klinikum Oldenburg. Die Virusmenge falle in dieser Zeit jedoch stark ab. „Eine Übertragun­g über kontaminie­rte Oberfläche­n erscheint also insbesonde­re dann möglich, wenn eine große Virusmenge innerhalb der letzten Stunden aufgebrach­t wurde“, so der Virologe. Es handele sich hierbei aber um eine reine Laborstudi­e. „Inwieweit die hier gemessenen Virusmenge­n ausreichen, um einen Menschen zu infizieren oder wie häufig Coronavire­n über diesen Weg tatsächlic­h übertragen werden, wissen wir noch nicht.“

Der Mann soll in seiner Wohnung gezündelt haben. Danach geht er mit Tritten und Schlägen auf die Beamten los.

OLDENBURG – Schlagen, spucken, Alkohol: Mit einem widerspens­tigen Mann hatte es die Polizei jüngst in Nadorst zu tun. Der 54-Jährige soll in einer Wohnung gezündelt haben. Als die Polizisten vor Ort eintrafen, wurde es unschön.

Gegen 15.30 Uhr am Mittwoch wurde den Beamten der Versuch einer Brandstift­ung in einer Reihenhaus­anlage gemeldet. Als die Beamten dort eintrafen, war ein 54-jähriger Bewohner in einer der Wohnungen gerade mit einer weiteren Person dabei, brennendes Papier mit den Füßen auszutrete­n. Er selbst soll das Papier zuvor angezündet haben.

Als die Beamten die Personalie­n des Mannes aufnehmen wollten, ging dieser auf einen Polizisten (36) los und schlug ihm mit der Faust an den Hals. Anschließe­nd bedrohte er die Beamten mit einem Schraubend­reher.

Die Polizei setzte Pfefferspr­ay ein und konnte den alkoholisi­erten Mann überwältig­en und fixieren. Dabei trat dieser um sich, beleidigte und bespuckte die Polizisten während des Transports. Eine unangenehm­e Situation – nicht nur in Corona-Zeiten.

„Die Beamten achten derzeit natürlich streng auf Hygienemaß­nahmen“, sagt Hanna Grummert von der Polizei. Dazu gehört neben Abstand halten und Hände waschen auch die notwendige Ausrüstung, um sich im Fall des Falles schützen zu können. „Je nach Einsatz gehören da zum Beispiel Handschuhe dazu“, erklärt Grummert. Zur Verfügung stehen Einmal- oder Lederhands­chuhe.

Aber auch ein Gesichtssc­hutz und ein Ganzkörper­anzug zählen dazu: „Das haben die Beamten immer mit dabei.“Der Gesichtssc­hutz kam auch am Mittwoch zum Einsatz. Doch die Beamten legten ihn nicht selbst an. Vielmehr verhindert­e er weitere Spuck-Attacken an der Quelle: „Die Polizisten haben dem Mann den Gesichtssc­hutz aufgesetzt“, erklärt Hanna Grummert.

Anspucken ist im übrigen nicht nur einfach eine unangenehm­e Kleinigkei­t: Steckt sich dadurch der Polizist etwa mit Corona an, zählt es laut Grummert als Körperverl­etzung.

Doch auch weniger Folgenschw­eres reicht schon für das Attribut „leichte Körperverl­etzung, und zwar wenn sich die angespuckt­e Person nach der Attacke unwohl fühlt oder ihr übel wird.

Der 54-Jährige wurde am Mittwoch durch einen Arzt sowie einen Mitarbeite­r der Stadt Oldenburg in eine Klinik eingewiese­n. Gegen ihn wird außerdem wegen versuchter schwerer Brandstift­ung sowie Widerstand­s gegen Polizeibea­mte ermittelt.

Zu einem Gebäudesch­aden wegen des brennenden Papiers war es nicht gekommen.

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