Hör mal genau hin, wer dort zwitschert und singt
Hobby-Ornithologe Ralf Ehben stellt nicht ganz alltägliche Vögel vor, die man jetzt beobachten kann
Sie sind überall im Ammerland zu finden, man muss nur die Augen offen halten. Die Vielfalt an Vögeln hierzulande ist wirklich einen Spaziergang wert.
OLDENBURG/FRIEDRICHSFEHN – Eigentlich schon seit seiner Schulzeit wollte Ralf Ehben Ornithologe werden, Biologie studieren und sich der Welt der Vögel widmen. Letztlich siegte aber der „schnöde Mammon“, wie Ehben selbst es sagt. Er wurde Polizist. Dennoch hat ihn seine Leidenschaft nie losgelassen – seit 2016 ist der 66-Jährige nun in Rente und hat alle Zeit der Welt, sich um seine gefiederten Freunde zu kümmern. Hier gibt der Friedrichsfehner ein paar Tipps, wo man welche Vögel im Ammerland beobachten kann – und wie man das am besten anstellt. Aber sie sind nicht nur an diesen besonderen Orten zu finden.
Wo noch steigt die Lerche in die Lüfte und trägt ihre unverkennbaren Strophen vor, wo ruft der Kiebitz sein „Kiewitt, Kiewitt“und zeigt seine akrobatischen Flugmanöver? Wo ist der melodische Gesang des Großen Brachvogels noch zu hören, und wo noch sitzt die markante Uferschnepfe auf dem Weidepfahl, steigt von dort auf und ruft lauthals ihr „Grüta, Greta, Greta“.
In unserer aufgeräumten und intensiv genutzten Landschaft ist für solche Naturerlebnisse zunehmend weniger Platz übrig geblieben – und man muss lange suchen. Insbesondere leiden sogenannte Wiesenbrüter unter dieser Entwicklung, hier sind Bestandseinbrüche bis hin zu 80 Prozent beim Kiebitz zu verzeichnen. Besserung ist nicht unbedingt in Sicht. Trotz allem, kleine Lichtblicke gibt es dennoch:
Auch in Bornhorster Wiesen und Moorhauser Polder (Wesermarsch) sowie im Aper Tief (Ammerland) besteht die Möglichkeit, eine Vielzahl verschiedener Enten, Gänse, Möwen bis hin zu Limikolen (an Wasser gebundene Wattvögel wie Rotschenkel und Bekassine) zu beobachten. Störche sind zu sehen, bisweilen zeigt sich sogar der Seeadler. Zur Vogelzugzeit ist dieses Gebiet ein beliebter Rastplatz vieler
Die Uferschnepfe
Die Wiesenschafstelze
Vögel und so mancher Gastvogel taucht auf. Auf den umliegenden Feldern ist noch die Uferschnepfe, der Große Brachvogel und der Kiebitz anzutreffen, auch die Feldlerche ist dort (noch) zu hören, vereinzelt singt auch das Blaukehlchen. Am Deich wippt die Wiesenschafstelze und im Rohrkolben ruft die Rohrammer. Zunehmend sind aber auch zugewanderte Arten wie Kanadagans und Nilgans vertreten.
Vorteilhaft sind verschiedene Beobachtungsplattformen, die einen guten Einblick in die Flächen bieten. Aufgrund der Entfernungen ist das Gebiet ebenfalls sehr gut mit dem Rad zu erkunden.
Auch Wälder spannend
Von einem guten Wegenetz mit festem Untergrund sind im Schlosspark Rastede und in den Mansholter Büschen im Ammerland häufige im Wald lebende Vogelarten zu hören und zu beobachten. Von der Amsel über die Singdrossel und verschiedene Meisenarten wie Blau-, Kohl-, Weidenund Sumpfmeise sind auch Hauben-, Schwanz- und Tannenmeise hier Brutvögel. Ferner sind auch die Spechte noch gut vertreten.
Der häufige Buntspecht, gefolgt vom Grünspecht, ruft hier regelmäßig, aber auch der große Schwarzspecht zeigt sich zuweilen. Seltener ist der Mittelspecht – und ganz selten
Gut getarnt: der Waldkauz der Kleinspecht zu sehen. Ganztägig trällert der laute Kleiber, ruft der Buchfink sein scharfes „Fink“und der Zilpzalp sein namengebendes „Zilp Zalp, Zilp Zalp“. Und am Abend warnt der Waldkauz mit seinem „Kju-wik“.
Hier kommen auch Blumenliebhaber auf ihre Kosten: Üppig blühen Buschwindröschen, Hain-Veilchen und Schlüsselblume. Der Moorkomplex der Landkreise Ammerland und Leer besteht aus einer einstigen Torfabbaufläche, die seit Jahren renaturiert wurde, und einer naturbelassenen Restmoorfläche. Das Gebiet ist über einen schönen Moorlehrpfad erschlossen und mit einem ordentlichen Beobachtungsturm ausgestattet.
Fernglas mitnehmen
Von hier erlangt man einen weiten Überblick über vergangene Moorflächen und mit viel Glück ist aus der Ferne der Ruf eines Kranichs wahrzunehmen. Dieses Gebiet wurde bereits in den 1995er Jahren vom Kranich als Brutgebiet in seiner westlichen Verbreitung wieder besiedelt. In den letzten Jahren brüteten hier bis zu fünf Brutpaare – eine kleine Erfolgsgeschichte.
Auf kleinen Warten am Rande des Moores sitzt hier hin und wieder das Schwarzkehlchen. Und der Brachvogel, die Krickente – unsere kleinste Ente – ist zu hören. Ebenso brütet hier auch der Wiesenpieper. Von den am Rand stehenden Birken steigt der sehr ähnlich aussehende Baumpieper zu seinem Flug auf und gleitet zum Schluss mit hängenden Beinen zu einer neuen Baumwarte ab. Zu alldem zeigen sich an den vielen kleinen Wasserstellen Moorfrösche und die wendigen Libellen in noch ansprechender Artenvielfalt.
Für Touren in diese Naturräume ist ein Fernglas oder besser noch ein Spektiv vorteilhaft. Auch sollte festes Schuhwerk nicht fehlen, und wer hat, nimmt noch einen kleinen Vogelführer mit. Auf geht’s zum „Birden“. Wer sieht und beobachtet sie, die Uferschnepfe, die Feldlerche, den Kiebitz, den Brachvogel, die Wiesenschafstelze, die Nilgans, den Buntspecht, den Zilpzalp, die Singdrossel, den Waldkauz oder den Wiesenpieper? Den Baumpieper, Kranich, das Schwarzkehlchen oder die Kanadagans? Ganz wichtig, und für echte Naturgänger selbstverständlich, werden die gekennzeichneten Wanderwege nicht verlassen und Hunde an die Leine genommen.
Nur so ist gewährleistet, dass die Vögel nicht gestört und unnütz Energie verschwenden, insbesondere in der jetzigen Brutzeit. So steht
Der Große Brachvogel dem Naturgenuss, auch in dieser momentanen Krisenzeit, nichts mehr im Wege. Und vielleicht springt gerade jetzt bei dem einen oder anderen der Funke für die Vogelwelt über, denn nur was man kennt, schützt man auch. Die genannten Orte sind natürlich nicht die einzigen, an denen die Vögel vorkommen.