Ist der Weihnachtsmann doch der Osterhase?
Vater-Blog über die Frage, ob Ostern inzwischen ein Geschenkefest ist
OLDENBURG – Frei nach Uli Hoeneß: Der Weihnachtsmann war noch nie ein Osterhase. Ein Satz, den ich meinen Kindern in diesen Tagen gerne ans Herz legen möchte. Nicht, weil ich ihnen den damit ursprünglich gemeinten Unterschied zwischen Herbst- und tatsächlicher Meisterschaft erklären möchte. Das käme erstens zu früh, zweitens habe ich als Anhänger eines zuletzt eher minder erfolgreichen Clubs bei dieser Thematik ohnehin zu wenig Erfahrung (um nicht zu sagen: null).
Auch nicht, um ihnen die Weisheiten des Uli H. näherzubringen. Sie kennen den Wurstfabrikanten, der südlich des Weißwurstäquators (der verläuft glaube ich etwas südlich von Cloppenburg) herrscht, gar nicht. Und das sehe ich nicht unbedingt als bildungstechnisches Problem an.
Früher war alles besser
Mir geht es bei dem abgewandelten Fußballzitat vielmehr um die Frage, die sich viele Eltern gerade gegenseitig stellen: Was schenkt ihr zu Ostern? Hier meldet sich gleich eine Stimme im Hinterkopf:
Wieso schenken? Und erneut grätscht eine Bayern-Ikone dazwischen: „Ja is‘ den heut‘ scho‘ Weihnachten?“, franzelt die innere Stimme. Es folgt dieses Früher-war-alles-besser-Gefühl, über das sich alle lustig machen, obwohl wirklicher jeder mit zunehmendem Alter regelmäßig davon befallen wird: Früher gab es nur die Eiersuche, früher freuten wir uns über Schoko- und auch hartgekochte Eier, früher war das höchste der Gefühle der Fund eines Schmunzelhasen (auch früher schon hat übrigens die Werbeindustrie funk
tioniert, wie dieser in mein Hirn eingebrannte Markenbegriff zeigt).
Früher hatten wir auch einen Kaiser, würde mein Vater jetzt entgegnen – und er meint nicht Franz. Die Zeiten ändern sich, und natürlich haben Spielwarenhersteller und Einzelhandel alles dafür getan, neben Weihnachten, Geburtstag, Nikolaus, Weltkindertag und Murmeltiertag auch Ostern zu einem Geschenkefest „hochzusterilisieren“(schon wieder ein Bayern-Spieler-Zitat – ich glaube es läuft doch zu wenig Fußball im Fernse
hen).
Ich wehre mich dagegen, so gut es geht, aber die vom Werbegott gegebene Tatsache vollkommen abzublocken, ist eben einfacher gesagt als getan. Wenn die Freunde, die Verwandten, die Nachbarskinder alle von ihren Ostergeschenken erzählen, fällt es einem doch schwer, die eigenen Sprösslinge mit einer Schale hartgekochter Eier abzuspeisen.
Nahezu unmöglich ist die Geschenke-Abstinenz, wenn man nur ein einziges Mal den Schritt mitgegangen ist. Als ich dem Großen gegenüber erwähnte, dass der Osterhase ja gar keine Geschenke bringe, schritt er schnurstracks zur Spielzeugkiste und schob mir nach kurzer Suche ein Spielzeugauto unter die Nase. „Und was ist damit?“
Tatsächlich war das vorgelegte Beweisstück A vor einem Jahr neben den Eiern im Garten versteckt und ich damit derartig gerichtsfest überführt, dass Matlock irgendwo auf Wolke 7 mit Sicherheit ein paar Tränen verdrückte. Die Gegenfrage, warum er sich daran erinnern könne, aber nicht daran, dass ich ihn schon 783 Mal gebeten hatte, nach dem Händewaschen das Handtuch nicht auf den Boden zu werfen, ließ der Große eiskalt abprallen.
Nur eine Kleinigkeit
Ich berufe mich nun allerdings ebenfalls auf den Präzedenzfall: Eine Kleinigkeit (!) an Spielzeug bringt der Osterhase. Es gibt also keine Ritterburg, keinen ferngesteuerten Wagen, keine Lego-Feuerwehrstation. Stattdessen gilt an Ostern hauptsächlich das, was (natürlich) eine BayernLegende einst am treffendsten zusammenfasste: Eier, wir brauchen Eier!