Labbadias Chance bedeutet Nouris Aus
Hertha BSC wechselt schon zum dritten Mal in dieser Saison den Cheftrainer
Labbadia beginnt seine neue Mission am Ostermontag unter schwierigen Bedingungen. Der Ex-Oldenburger Nouri konnte in Berlin letztlich nicht genug Eigenwerbung betreiben.
BERLIN – Bruno Labbadia hat in der Vergangenheit das schon geschafft, was Hertha BSC sich von ihm als neuen Cheftrainer wünscht: Nämlich aus einem Abstiegskandidaten der Fußball-Bundesliga binnen kürzester Zeit ein Team für die Europa League zu formen. Als Nachfolger des glücklosen Alexander Nouri (40) soll Labbadia die Berliner schnell wieder aufrichten. Der 54-Jährige steht am Ostermontag erstmals auf dem Trainingsplatz – als vierter Cheftrainer der Hertha alleine in dieser Spielzeit.
„Es liegt viel Arbeit vor uns“, sagte Labbadia. Die Berliner sind bereits der zehnte Club, für den der frühere Stürmer (u.a. Werder Bremen) in der höchsten deutschen Liga arbeitet, entweder als Spieler oder Coach. Niemand sonst kann so eine Bilanz vorweisen. „Er passt mit seiner Idee von offensivem Fußball, seiner Akribie und seinem Ehrgeiz perfekt zu Hertha BSC und unseren Zielen“, sagte Geschäfts
führer Michael Preetz. Labbadia habe schon gezeigt, dass „er Teams entwickeln und im nächsten Schritt in obere Tabellenregionen führen kann“.
So wie in Wolfsburg. Den VfL brachte er bei seiner letzten Station in gut 15 Monaten als Fast-Absteiger ins internationale Geschäft. Aus einem verunsicherten und lethargischen Team formte der ExProfi eine spielstarke Einheit. Nur mit dem Sportchef Jörg Schmadtke verstand er sich nicht, so dass er seinen auslaufenden Vertrag mit dem VfL vor einem Jahr nicht verlängerte und ging. Auch als Retter kennt er sich aus, bewahrte 2011 den VfB Stuttgart vor dem Gang in die zweite Liga und vier Jahre später reichte es mit dem Hamburger SV dazu.
Nun also Hertha. Der Trainer-Verschleiß beim selbst ernannten „Big City Club“ist mindestens genauso hoch wie die Ansprüche. Ante Covic durfte sich zu Saisonbeginn versuchen, musste jedoch bereits Ende November 2019 gehen und wurde vom früheren Bundestrainer Jürgen Klinsmann abgelöst. Der Weltmeister von 1990 warf nach nicht einmal drei Monaten hin. Sein Auftritt löste am Ende viel Ärger aus.
Nach Klinsmanns abruptem Rücktritt mit vielen Störgeräuschen wegen angeblich fehlender Rückendeckung im Club wurde dessen Assistent Nouri neuer Chef. Der frühere Trainer des VfB Oldenburg und von Werder Bremen schaffte es aber zu keinem Zeitpunkt, Eigenwerbung zu betreiben – vor allem das desaströse 0:5 im Heimspiel gegen den 1. FC Köln wurde ihm zum Verhängnis. Seine letzte Hertha-Partie war ausgerechnet gegen seinen ExClub aus Bremen – ein 2:2.
„Hertha BSC ist ein Verein mit einem klaren, ambitionierten Plan für die Zukunft. Wir haben große Lust, Teil dieses Plans und der Weiterentwicklung von Hertha zu sein“, sagte Labbadia. Eigentlich hätte er erst im Sommer übernehmen sollen, doch das offenbar fehlende Vertrauen in Nouri und die derzeitige Zwangspause bis mindestens zum 30. April durch die Coronavirus-Pandemie bezeichnete Preetz als „eine Art vorgezogene Sommerpause“.
Eine Vertragsdauer nannte Hertha nicht, laut Medienberichten soll Labbadia aber zunächst bis Sommer 2022 bleiben. Er galt schon als möglicher Covic-Nachfolger. Die Wunschlösung wäre dem Vernehmen nach jedoch Niko Kovac gewesen. Hertha hatte sich mehrfach intensiv um die Dienste des Ex-Trainers des FC Bayern bemüht, von einem Engagement in seiner Geburtsstadt war der 48-Jährige jedoch nicht zu überzeugen.
Auch Nouris Assistent Markus Feldhoff und Werner Leuthard müssen indes gehen. Labbadia bringt neben seinem langjährigen Vertrauten Eddy Sözer auch Olaf Janßen als CoTrainer mit an die Spree.