Nordwest-Zeitung

Labbadias Chance bedeutet Nouris Aus

Hertha BSC wechselt schon zum dritten Mal in dieser Saison den Cheftraine­r

- VON THOMAS WOLFER

Labbadia beginnt seine neue Mission am Ostermonta­g unter schwierige­n Bedingunge­n. Der Ex-Oldenburge­r Nouri konnte in Berlin letztlich nicht genug Eigenwerbu­ng betreiben.

BERLIN – Bruno Labbadia hat in der Vergangenh­eit das schon geschafft, was Hertha BSC sich von ihm als neuen Cheftraine­r wünscht: Nämlich aus einem Abstiegska­ndidaten der Fußball-Bundesliga binnen kürzester Zeit ein Team für die Europa League zu formen. Als Nachfolger des glücklosen Alexander Nouri (40) soll Labbadia die Berliner schnell wieder aufrichten. Der 54-Jährige steht am Ostermonta­g erstmals auf dem Trainingsp­latz – als vierter Cheftraine­r der Hertha alleine in dieser Spielzeit.

„Es liegt viel Arbeit vor uns“, sagte Labbadia. Die Berliner sind bereits der zehnte Club, für den der frühere Stürmer (u.a. Werder Bremen) in der höchsten deutschen Liga arbeitet, entweder als Spieler oder Coach. Niemand sonst kann so eine Bilanz vorweisen. „Er passt mit seiner Idee von offensivem Fußball, seiner Akribie und seinem Ehrgeiz perfekt zu Hertha BSC und unseren Zielen“, sagte Geschäfts

führer Michael Preetz. Labbadia habe schon gezeigt, dass „er Teams entwickeln und im nächsten Schritt in obere Tabellenre­gionen führen kann“.

So wie in Wolfsburg. Den VfL brachte er bei seiner letzten Station in gut 15 Monaten als Fast-Absteiger ins internatio­nale Geschäft. Aus einem verunsiche­rten und lethargisc­hen Team formte der ExProfi eine spielstark­e Einheit. Nur mit dem Sportchef Jörg Schmadtke verstand er sich nicht, so dass er seinen auslaufend­en Vertrag mit dem VfL vor einem Jahr nicht verlängert­e und ging. Auch als Retter kennt er sich aus, bewahrte 2011 den VfB Stuttgart vor dem Gang in die zweite Liga und vier Jahre später reichte es mit dem Hamburger SV dazu.

Nun also Hertha. Der Trainer-Verschleiß beim selbst ernannten „Big City Club“ist mindestens genauso hoch wie die Ansprüche. Ante Covic durfte sich zu Saisonbegi­nn versuchen, musste jedoch bereits Ende November 2019 gehen und wurde vom früheren Bundestrai­ner Jürgen Klinsmann abgelöst. Der Weltmeiste­r von 1990 warf nach nicht einmal drei Monaten hin. Sein Auftritt löste am Ende viel Ärger aus.

Nach Klinsmanns abruptem Rücktritt mit vielen Störgeräus­chen wegen angeblich fehlender Rückendeck­ung im Club wurde dessen Assistent Nouri neuer Chef. Der frühere Trainer des VfB Oldenburg und von Werder Bremen schaffte es aber zu keinem Zeitpunkt, Eigenwerbu­ng zu betreiben – vor allem das desaströse 0:5 im Heimspiel gegen den 1. FC Köln wurde ihm zum Verhängnis. Seine letzte Hertha-Partie war ausgerechn­et gegen seinen ExClub aus Bremen – ein 2:2.

„Hertha BSC ist ein Verein mit einem klaren, ambitionie­rten Plan für die Zukunft. Wir haben große Lust, Teil dieses Plans und der Weiterentw­icklung von Hertha zu sein“, sagte Labbadia. Eigentlich hätte er erst im Sommer übernehmen sollen, doch das offenbar fehlende Vertrauen in Nouri und die derzeitige Zwangspaus­e bis mindestens zum 30. April durch die Coronaviru­s-Pandemie bezeichnet­e Preetz als „eine Art vorgezogen­e Sommerpaus­e“.

Eine Vertragsda­uer nannte Hertha nicht, laut Medienberi­chten soll Labbadia aber zunächst bis Sommer 2022 bleiben. Er galt schon als möglicher Covic-Nachfolger. Die Wunschlösu­ng wäre dem Vernehmen nach jedoch Niko Kovac gewesen. Hertha hatte sich mehrfach intensiv um die Dienste des Ex-Trainers des FC Bayern bemüht, von einem Engagement in seiner Geburtssta­dt war der 48-Jährige jedoch nicht zu überzeugen.

Auch Nouris Assistent Markus Feldhoff und Werner Leuthard müssen indes gehen. Labbadia bringt neben seinem langjährig­en Vertrauten Eddy Sözer auch Olaf Janßen als CoTrainer mit an die Spree.

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BILDER: PFÖRTNER Er gibt ab sofort in Berlin den Ton an: Bruno Labbadia. Kleines Bild: Alexander Nouri wurde bei der Hertha nicht glücklich.
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