Nordwest-Zeitung

Als verliebter Lehrer und netter Landarzt bekannt

Schauspiel­er Christian Quadflieg wird an diesem Samstag 75 – Auch als sprachvirt­uoser Theaterdar­steller geschätzt

- VON ULRIKE CORDES

Will Quadfliegs Sohn hat TV-Geschichte geschriebe­n: Mit einer Serie und einem legendären Tatort.

HAMBURG – Rund 200 Rollen spielte Christian Quadflieg im Fernsehen – doch für viele Zuschauer ist er für immer „Der Landarzt“geblieben. In der ZDF-Serie, bei der er zum Teil auch Regie führte, verkörpert­e Quadflieg zwischen 1986 und 1992 den Titelhelde­n Dr. Karsten Mattiesen, der sich im fiktiven schleswig-holsteinis­chen Deekelsen mit Herz und Verstand um die Nöte der Dorfbevölk­erung kümmert.

TV-Geschichte hat der Künstler aber auch schon 1977 geschriebe­n: mit Regisseur Wolfgang Petersens spektakulä­rer „Tatort“-Episode „Reifezeugn­is“, in der er als Lehrer seine Schülerin (Nastassja Kinski) verführt. An diesem Samstag feiert Quadflieg seinen 75. Geburtstag.

Dass „Der Landarzt“auch für seine ganz persönlich­e Entwicklun­g der entscheide­nde Meilenstei­n war, erklärt der in Hamburg lebende Star, der an großen Theatern etwa in Berlin, München und Zürich sowie bei den Salzburger Festspiele­n klassische Figuren vereines

körperte. „Mit 40 Folgen habe ich die Serie etabliert. Sie wurde gewisserma­ßen mein Markenzeic­hen. Meine allseits gelobte schauspiel­erische Leistung verschafft­e mir ein gewisses Renommee“, sagt der Schauspiel­er.

Nebenbei sei es ihm gelungen, sich endgültig gegenüber seinem berühmten Vater, dem legendären „Faust“-Darsteller Will Quadflieg (1914-2003), freizuschw­immen. Dabei sei der Vater durchaus auch der Grund für seine Berufswahl gewesen. „Das war natürlich

naheliegen­d. Vor allem seine Liebe zur Sprache hat sich auf mich übertragen“, erinnert sich Quadflieg an seine Anfänge, die 1975 in die Ausbildung an der Westfälisc­hen Schauspiel­schule in Bochum mündeten und sich durch die Theaterpro­vinz fortsetzte­n.

Später nahm er mit Vater Will sogar eine CD mit dem Briefwechs­el zwischen den Schriftste­llern Thomas und Klaus Mann auf – die 1996 den Deutschen Schallplat­tenpreis erhielt. Seine Sensibilit­ät für die deutsche Sprache habe

aber wohl auch damit zu tun, dass er als Sohn einer Schwedin 1945 in deren Heimat geboren wurde und zunächst nur Schwedisch sprach, meint Quadflieg. „Als ich dann nach Deutschlan­d kam, war das zugleich eine sprachlich­e Entdeckung­sreise.“

Mittlerwei­le findet seine lebenslang­e Passion einen Niederschl­ag in 20 literarisc­hen Programmen, mit denen er auftritt und Hörbücher liest. Lyrik von Heine, Mörike oder auch Kästner, bringt er dabei zu Gehör. „Gerade in Zeiten

eher nachlässig­en Umgangs mit der Sprache möchte ich deren Schönheite­n ins Bewusstsei­n heben“, erklärt der Rezitator, der ein Bruder der Autorin Roswitha Quadflieg (70, „Frei“) ist.

Denn: „Wie man spricht, so denkt man auch.“Er freue sich, mit seinen Lesungen auf viel Hellhörigk­eit zu stoßen. Hier vor allem liegen auch die Zukunftspl­äne des Mittsiebzi­gers, um den es im Fernsehen ruhiger geworden ist: „Ich habe noch einen großen Fundus von Gedichten im Kopf – die

würde ich alle gern an meine Mitmensche­n weitergebe­n. Oder diese anregen, auf meiner Homepage unter „Gedichte“auf eigene Abenteuer-Reise zu gehen. Vielleicht gelingt es so gerade in diesen schlimmen Tagen, die Stimmung etwas aufzuhelle­n.“

Bereits seit 1974 ist Quadflieg, der sich gerade von einer Schulter-Operation erholt, mit seiner Kollegin Renate Reger verheirate­t: „Wenn die Koordinate­n der Harmonie so ganz übereinsti­mmen, ist das einfach nur Glück“, schwärmt er.

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Christian Quadflieg (links) schrieb TV-Geschichte – als Lehrer in der Tatort-Folge „Reifezeugn­is“an der Seite von Nastassja Kinski sowie rund ein Jahrzehnt später als „Der Landarzt“(Bild in der Mitte). Der Schauspiel­er, der an diesem Samstag 75 Jahre wird, ist heute für seine Lesungen beliebt.
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BILDER: DPA
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