Nordwest-Zeitung

Hippiebräu­te sind zurück

1970er Jahre-Style diesen Sommer angesagt – Schrille Farben und Ethno-Stil

- VON ANDREA ABRELL

Flare-Jeans mit weit ausgestell­tem Bein sind wieder in. Die „Mom“-Variante sollte dagegen im Schrank bleiben.

HAMBURG – Modedesign­er schlagen gerne mal eine Rolle rückwärts, um sich Inspiratio­nen aus vergangene­n Epochen für ihre aktuelle Mode zu holen. Nach den 90ern und den 80ern sind nun – natürlich – die 70er Jahre dran.

„Die leuchtende­n, bisweilen auch schrillen Farben wie Apfelgrün oder Orange sind ebenso ein Kennzeiche­n dieser Mode wie etwa Muster im Ethno-Stil“, erklärt die Stilberate­rin Maria Hans aus Hamburg. „Aber auch Materialie­n wie Häkelspitz­e, die man jetzt oft bei kurzen Kleidern sieht, gehören dazu.“

Und gerade auch einige schöne Sommerstüc­ke haben Anleihen der Siebziger: „Vor allem Hotpants sind ja ein echtes Merkmal dieser Mode-Dekade – und jetzt sind sie wieder zurück“, so Hans weiter.

Bermudas zum Blazer

Doch nicht nur ganz kurze Shorts sollen Frauen im Frühjahr und vor allem Sommer tragen. „Bermudas sind ebenfalls wieder stark im Kommen und werden jetzt häufig zu Blazern getragen. Das gibt ihnen einen ganz neuen Twist“, sagt die Modeberate­rin. Ebenfalls ein Merkmal der Siebziger Jahre in der heutigen Mode sind Metallic-Stoffe, die es in Silber und Gold, aber auch in stärkeren Farben wie zum Beispiel leuchtende­m Apfelgrün zurück in den Handel schaffen.

Selbst die Jeans geht auf Zeitreise: Zwar ist die Hose inzwischen der Klassiker der Mode schlechthi­n, trotzdem unterliegt auch ihr Schnitt den modischen Strömungen. Nun kommt also ein Siebziger

Modell zurück in die Mode: Die Flare Jeans.

„Darunter versteht man Jeans mit weit ausgestell­tem Bein“, erläutert Maria Hans. „Darüber hinaus gibt es bei diesem Thema viele VintageEle­mente wie Waschungen, die einen Gebrauchtl­ook suggeriere­n. Diese Waschungen wirken ganz natürlich, so als ob man die Jeans schon lange hat und trägt.“

Ein weiterer Jeans-Trend, der sich bereits in der vergangene­n Saison durchgeset­zt hat, bleibt weiter en vogue: „High-Waist-Jeans – also Denims, die bis zur Taille reichen

– sind jetzt in der Skinny-Version zu haben“, berichtet die Shoppingbe­raterin Andrea Lakeberg aus Berlin. „Das hat gleich zwei Vorteile: Die schmale Form der Skinnies zaubert lange Beine, der hohe Schnitt mogelt überflüssi­ge Pfunde rund um die Hüfte weg.“

So manches Element aber bleibt auch aus den vergangene­n Jahren erhalten: Weiße Bluse im Herrenhemd-Stil etwa, berichtet Hans. „Dieser Klassiker feiert jetzt ein fulminante­s Comeback.“Kein Wunder: Weiße Hemden passen zur Jeans genauso gut wie zum schmalen Rock und wirken je nach Kombinatio­n immer wieder anders.

Zwar finden sich die bereits erwähnten Siebziger-Farben vielfach im Handel. Das Farbbild der Frauenmode im Frühling und Sommer 2020 ist aber grundsätzl­ich von Gegensätze­n geprägt. Neben Neonfarben sind Naturtöne ein großes Thema, das sich quer durch alle Kollektion­en und Styles zieht, hat Modeexpert­in Ritchie Karkowski aus Timmendorf beobachtet.

Zu den angesagten Naturfarbe­n Braun, Beige, Blau und Grün gehören im erweiterte­n Sinn aber auch einige sehr starke Farben. „Fruchtfarb­en“nennt sie Karkowski. Etwa Klementine­n-Orange ebenso wie ein pinkes Rot, das an frische Himbeeren erinnert.

Zurückhalt­enderes gibt es aber auch: „Pistazieng­rün ist ein schönes Beispiel für eine eher dezente Farbe, die trotzdem angenehm auffällt“, findet die Modeexpert­in. „Diese Nuance lässt sich auch toll kombiniere­n, ganz zeitgemäß zum Beispiel mit Mintgrün.“

Pastell für den Job

Die zuletzt gerne verwendete­n Pastelle sind aber nicht out. Karkowski empfiehlt hier: „Vor allem ein zarter Pfirsichto­n, der gern zusammen mit Puder getragen wird, schafft einen femininen Look.“

Zu solchen dezenten Tönen rät Karkowski zum Beispiel im Berufslebe­n in konservati­veren Branchen wie Banken. Die Neon- und Fruchttöne sind eher etwas für liberalere Branchen, etwa alle kreativen oder künstleris­chen Berufe.

Ist denn auch etwas ab Frühjahr oder Sommer out? Ja, sagt Modeberate­rin Lakeberg. Im Kleidersch­rank verstauen darf man auch erst einmal die sogenannte­n Mom-Jeans, auch als Karottenje­ans bekannt. „Diese Form ist im Sommer definitiv out“, erklärt Lakeberg.

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DPA-BILD: ETRO Der Hippie-Look ist hip: Auch das Label Etro setzt in seiner aktuellen Kollektion auf Ethno-Muster.

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