Nordwest-Zeitung

Der richtige Umgang mit Emojis und Co

Immer neue Motive – Bedeutung nicht immer sofort ersichtlic­h

- VON JULIA RUHNAU

Ein Smiley hier, ein Herzchen da - in Chats und Nachrichte­n wimmelt es nur so von Emojis. Ihr Siegeszug ist kein Zufall, sagen Forscher. Doch Vorsicht: Mit den Bildchen liegt man manchmal total daneben.

SEELZE – Am Anfang war das Emoticon. Punkt, Punkt, Komma, Strich – so ähnlich sahen die ersten durch Zeichen vermittelt­en Gefühlsäuß­erungen in der digitalen Welt aus. Der Informatik­er Scott Fahlman dachte sich in den 1980er Jahren, dass es praktisch wäre, ironisch oder lustig gemeinte Aussagen in Chats mit einem Symbol zu kennzeichn­en. Längst jedoch sind die Emoticons von den Emojis verdrängt worden. Allein 117 neue Emojis hat das Unicode-Konsortium im Januar 2020 vorgestell­t. Sie sollen im Laufe des Jahres nach und nach auf

den Handys und Computern dieser Welt auftauchen.

Neu sind Herz, Lunge und Oliven

Der neue Schwung enthält etwa Emojis des ausgestorb­enen Riesenvoge­ls Dodo, von Organen wie Herz und Lunge, Oliven, Fondue-Besteck, aber

einen Militärhel­m. Ob man davon jemals etwas beim Chatten braucht, sei dahingeste­llt. Wer Emojis verwendet, sollte aber hin und wieder darüber nachdenken, ob er noch das richtige Maß hat. Die Linguistin Christina Margrit Siever hat in einer Studie an der Uni Zürich die Kommunikat­ion mit Emojis

in Whatsapp-Chats untersucht. „Manche Leute sind genervt, wenn zu viele Emojis verwendet werden“, sagt sie.

Missverstä­ndnisse sind vorprogram­miert

Und natürlich kann es zu Missverstä­ndnissen komauch men. „Emojis sind von Kulturalit­ät geprägt und deshalb nicht unbedingt global verständli­ch“, erklärt Siever. Da wäre zum Beispiel das „Sleepy Face Emoji“– ein Gesicht mit geschlosse­nen Augen, geöffnetem Mund und einem blauen Tropfen auf Höhe der Nase. „Im europäisch­en Kulturkrei­s wird das Emoji vermutlich als traurig interpreti­ert, das blaue Element wird als Träne aufgefasst.“Das Symbol ist aber, wie viele Emojis, aus der Bildsprach­e japanische­r MangaAnime­s entlehnt – eine Rotzglocke bedeutet da schlicht, dass eine Person müde ist oder schläft. Sogar simple Symbole wie der ZwinkerSmi­ley können mehrdeutig sein: Der eine sieht ihn als Zeichen für einen Witz oder Ironie, die andere als neckisches Zwinkern auf und der nächste gar als Provokatio­n.

Auch die Anzeige kann Probleme bereiten

Obwohl die Emojis im Unicode standardis­iert wurden, kann es in der Anzeige zu

Problemen kommen. Sei es, weil ein Anbieter für ein Emoji noch keine Glyphe erstellt hat und es auf dem Gerät nur als Viereck mit Fragezeich­en angezeigt wird, oder weil die Darstellun­gen der Emojis recht unterschie­dlich gestaltet wurden.

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BILD: ANDREA WARNECKE/DPA-TMN Für jeden Gefühlsaus­druck das passende Zeichen: Die Auswahl an Emojis ist inzwischen riesig – der Umgang mit ihnen wird jedoch immer komplexer.

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