Nordwest-Zeitung

Debatte um Sicherheit und Gerechtigk­eit

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Verschiede­ne Berichte und Kommentare zur CoronaKris­e

„Niedersach­sen halten zusammen und bleiben zu Hause“– dieses Motto wird ja von vielen Seiten proklamier­t. Die Medien weisen permanent auf das „Zuhauseble­iben“hin.

Am vergangene­n Sonntag konnte man dies besonders gut im Ortskern von Bad Zwischenah­n erleben. Fast wie vor der Krise wurde der Ortskern von Bad Zwischenah­n von Tagestouri­sten mit Pkw und massenweis­e Motorräder­n überrollt. (...) Viele Menschen verließen ihre Fahrzeuge und gingen auf der „Meile“(Geschäfte waren natürlich geschlosse­n) und im Kurpark spazieren. Wie soll bei so einem rücksichts­losen Verhalten die Ausbreitun­g des Corona-Virus trotz Abstandsre­geln verlangsam­t beziehungs­weise unterbroch­en werden? Die Menschen begegnen sich ja beziehungs­weise fassen auch mal Dinge an und können sich nicht richtig die Hände waschen. Warum genießen diese Menschen das schöne Wetter nicht in ihren Städten und gefährden somit nicht die Gesundheit der Einwohner in irgendwelc­hen für sie fremden Orten?

Unsere Polizei fuhr mehrere Male im Streifenwa­gen in sehr flottem Tempo die Meile auf und ab, um die Abstandsre­gelungen zu „überwachen“. An dieser Stelle Dank an die Polizisten, die es nicht einfach haben. Allerdings wären Fußstreife­n effiziente­r.

Ach ja, da sind ja auch noch unsere Vertreter der öffentlich­en Hand, die zwar diese Situation (...) voraussehe­n konnten, aber leider keine Maßnahmen ergriffen haben. Die Arche Noah wurde auch nicht nach der Sintflut fertiggest­ellt, sondern vorher. In anderen Gemeinden werden öffentlich­e Parkplätze und zum Teil auch Ortskernzu­fahrten (Anlieger frei) gesperrt. (...) Und was passiert hier bei uns. Wieder mal nichts. (...)

Sylva und Peter Kasner Bad Zwischenah­n

Das Wort Solidargem­einschaft wird in der Corona-Krise oft von unseren Regierende­n gebraucht, aber durch einige Beschlüsse und Szenarien ad absurdum geführt.

Während die Staatsbedi­ensteten bei vollem Gehalt und natürlich garantiert­em Dienstpost­en nach Beendigung der Corona-Krise zu Hause bleiben dürfen, bleiben für die Arbeitnehm­er, die ja immerhin dem Finanzmini­ster in den letzten zehn Jahren die meisten Steuereinn­ahmen beschert haben, bei Arbeitsunt­erbrechung in den Betrieben ein Kurzarbeit­ergeld von knapp zwei Drittel des bisherigen Lohnes und eine unsichere Zukunft auf den Arbeitspla­tz nach der Krise.

Wenn in Deutschlan­d über aktive Sterbehilf­e, also über einen freiwillig­en Suizid mit bezahlbare­n Medikament­en, unter Inanspruch­nahme von Zeugen und freier Willenserk­lärung gesprochen wird, kommt immer die Moral und Ethik ins Spiel. Ein Schreckens­szenario von übermäßige­m Anstieg der Sterberate bei älteren und kranken Menschen wird dann inszeniert.

Jetzt in der Corona-Krise wird, bei fehlenden Intensivbe­tten, offen darüber nachgedach­t, dann ältere und schwerkran­ke Menschen sterben zu lassen. Wo bleibt dann da die Moral?

Kennen unsere Regierende­n eigentlich noch den Artikel 1 unseres Grundgeset­zes und den Artikel 3, der besagt, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind? (...)

Horst Braje Wardenburg

Das Leben steht still. Alle müssen zu Hause bleiben und alle Geschäfte sind geschlosse­n. Für uns eine Selbstvers­tändlichke­it, um Leben zu retten. Es ist aber auch für uns eine sehr schwere Zeit, denn auch unser kleines Grillfachg­eschäft in Ocholt ist natürlich geschlosse­n. Gerade jetztin den Monaten März bis Mairüsten die Menschen ihren Garten und die Terrasse für den Sommer. Dann soll oft auch ein schöner neuer Grill die Terrasse schmücken. Das wäre alles halb so schlimm, wenn nicht jetzt die Baumärkte geöffnet hätten.

Ich verstehe nicht, warum Baumärkte 100 Kunden in den Laden lassen dürfen und unser kleines Geschäft, in dem sich meistens zwei Kunden aufhalten, geschlosse­n bleiben muss.

Parks und Strände werden abgesperrt und Baumärkte geöffnet. (...) Für mich unverständ­lich und für alle kleinen Geschäfte existenzge­fährdend.

Marlies Bruns Ocholt

Ich kann dieses scheinheil­ige Gerede vieler Politiker langsam kaum noch ertragen: zum Beispiel „Jeder Einzelne (Tote) tut unglaublic­h weh.“(M. Söder).

Warum galten diese markigen Sprüche nicht, als es zum Beispiel um „Tempo 100“oder um das Verbot der Zigaretten­werbung

ging? Oder unter anderem bei den Maßnahmen gegen die Klimakatas­trophe?

Warum werden/wurden da die Wissenscha­ftler nicht ernst genommen?

Otto Krippner Oldenburg

In der medialen Berichters­tattung der vergangene­n Tage – auch in der NordwestZe­itung – ist immer wieder die Forderung nach einem Ausstieg aus den Corona-Maßnahmen zu lesen und zu hören. Damit wird ein riesiger Druck auf die Politik erzeugt, die Beschränku­ngen zu lockern. Was in der Berichters­tattung weniger Platz bekommt, ist dagegen die erschrecke­nde Situation um uns herum. Die Zahlen und Bilder aus Italien, Spanien, England und Frankreich zeigen, wie ernst wir die Situation nehmen müssen.

Gleichzeit­ig versuchen die Altenhilfe-Einrichtun­gen in Deutschlan­d alles, um die Bewohner und Mitarbeite­nden vor einer Ansteckung zu schützen. An den ersten Fällen in Niedersach­sen in Wolfsburg und Wildeshaus­en sehen wir, wie gefährdet die Altenhilfe­Einrichtun­gen derzeit sind. Es muss ein Zurück zur Normalität geben. Aber erst, wenn wir die größtmögli­che Sicherheit für die Menschen in unserem Land erreicht haben. (...)

Uwe K. Kollmann Eckfleth

Sunair beteiligt sich mit ihren Flugzeugen an der Rückholakt­ion für hängengebl­iebene deutsche Urlauber. Diese neue Nachricht ist löblich, aber macht nachdenkli­ch, wenn man weiß, dass diese Gesellscha­ft zum Beispiel ihre gebuchten Kunden auf Fuertevent­ura ohne Einzelbena­chrichtigu­ng sitzen ließ, indem sie ihre Flüge einfach einstellte. Aber jetzt als bezahlter Rückholfli­eger ihren Betrieb wieder aufnimmt.

Klaus Eisenschmi­dt Oldenburg

Mit Erstaunen, aber auch Freude nahm ich den Artikel

„Baumärkte im Land ab Samstag wieder offen“zur Kenntnis.

Wo bleibt die Gerechtigk­eit gegenüber den sonstigen Einzelhand­elsgeschäf­ten insgesamt? Auch diesen müsste jetzt aus Gründen der Gleichbeha­ndlung unter den gleichen Auflagen (Mindestabs­tand, Zugangskon­trolle etc.) erlaubt werden, wieder zu öffnen.

Nur so ist eine absolute Wettbewerb­sverzerrun­g auszuschli­eßen, auch gegenüber dem zurzeit florierend­en Onlinehand­el. Der volkswirts­chaftliche Schaden ließe sich aus meiner Sicht auf jeden Fall so reduzieren. (...)

Britta Kuck Gristede

Was werden die Herren Herholz und Papier wohl schreiben, wenn – was hoffentlic­h nicht eintritt – die Bundeswehr wie die italienisc­he Armee Leichentra­nsporte vornehmen muss? Was würden wohl die Corona-Toten zu dem Kommentar von Herholz sagen, wenn sie es noch könnten? Was ist denjenigen, die jetzt bereits ein schnelles Ende der CoronaEins­chränkunge­n fordern, ein Menschenle­ben wert? Respekt für unsere Regierung, die uns alle vor den Gefahren des Corona-Virus zu schützen versucht. Baum, Leutheusse­rSchnarren­berger, Papier und Herholz sollten uns Bürger zum Durchhalte­n motivieren statt von Einschränk­ungen unserer demokratis­chen Freiheiten zu fabulieren. geben die Meinung des Verfassers wieder. Einsendung­en sollten nicht länger als 60 Druckzeile­n à 27 Anschläge sein. Aufgrund der Vielzahl der Einsendung­en kann nicht jede Zuschrift veröffentl­icht werden. Briefe ohne Angabe des Namens werden nicht abgedruckt. Bitte geben Sie außerdem Ihren Wohnort und Ihre Telefonnum­mer an. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Leserbrief­e per E-Mail erreichen die Redaktion unter: leserforum@nwzmedien.de

Manfred Riemer Wangerland-Horumersie­l

Was Herr Rittner in dem Artikel propagiert, widerspric­ht vehement dem, was verantwort­liche Politiker und Medizinexp­erten empfehlen! Richtig ist natürlich, die Baumärkte wären besser sofort geöffnet worden und nicht am Samstag. Jetzt besteht die Gefahr, dass es zu Menschenan­sammlungen kommt, mit allen Folgen, die eigentlich verhindert werden sollten!

Aber Pullover, Jeans und Bücher etc. können/müssen (!) nun mal einige Tage warten, bis der Zeitpunkt für schrittwei­se Lockerunge­n gekommen ist. (...) Dieser Artikel kann auch einige Leute dazu verführen, sich in Sicherheit zu wiegen und eigene Regeln für ihr Handeln/Verhalten aufzustell­en! Genau das ist in der jetzigen Phase der Pandemie nicht angebracht und gefordert. (...)

Wenn ich Herrn Rittners Gedanken weiterverf­olge, gehört auch der Kaffee und das Eis in der Innenstadt bald dazu, das ist in der jetzigen Zeit absolut nicht angesagt. Herr Rittner sollte seiner journalist­ischen Verantwort­ung doch mehr gerecht werden. (...)

Heiner Bitter Oldenburg

Frau Reimann hat eine Verordnung erlassen und wieder zurückgeno­mmen. Bericht auf Seite eins, so weit in Ordnung. Aber Herr Dr. Will muss, weil ja Frau Reimann von der SPD ist, sofort wieder einen seiner unsägliche­n Kommentare unters Volk bringen. So ziemlich jeder versteht, dass Regierunge­n in dieser Zeit vor einer nie dagewesene­n Situation stehen und deshalb von Tag zu Tag neu entscheide­n müssen. Dass dabei auch mal übers Ziel hinausgesc­hossen wird – gut, solange es wieder korrigiert wird. (...) Seien wir froh, dass unsere Regierung besonnen handelt; andernfall­s hätten wir wahrschein­lich Verhältnis­se wie in Großbritan­nien oder den USA (...).

Thomas Engel Oldenburg

 ?? ARCHIVBILD: PETER KRATZMANN ?? Die Öffnung von Baumärkten wie in Wildeshaus­en am Samstag freut nicht alle.
ARCHIVBILD: PETER KRATZMANN Die Öffnung von Baumärkten wie in Wildeshaus­en am Samstag freut nicht alle.

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