Nordwest-Zeitung

Kein Populismus

- Von Jan Korte

Gegen Corona hilft kein Populismus. Die CoronaKris­e ist ein Stresstest für unsere Gesellscha­ft. Bereits durchgefal­len ist das neoliberal­e Mantra des „Markt geht vor Staat“. Es hat das Gesundheit­ssystem und die ganze Gesellscha­ft

ruiniert. Der Irrweg der Privatisie­rung und Ökonomisie­rung der Krankenhäu­ser führte vor allem zu Personalab­bau. Die Krise führt nun allen die Notwendigk­eit einer Renaissanc­e des Staates vor Augen.

Natürlich wollen alle wissen, wie lange die Krise anhält, Kontaktver­bote gelten und sie nicht arbeiten oder Geschäfte aufmachen können. Aber ich bin, anders als offenbar viele andere im Bundestag, kein Epidemiolo­ge und deshalb auf wissenscha­ftliche Expertise angewiesen. Deshalb ist es gut, dass die Leopoldina eine Studie für einen schrittwei­sen Exit vorgelegt hat. Für die gesellscha­ftlich notwendige Debatte und eine funktionie­rende Strategie brauchen wir belastbare Zahlen, wie die Maßnahmen wirken und welche Lockerunge­n sich gut begründen lassen. Am Ende muss

dann das Parlament das letzte Wort haben. Klar ist auch, dass die Grundrecht­seinschrän­kungen täglich überprüft und sobald wie möglich zurückgeno­mmen werden müssen.

Was aber gar nicht geht, ist ein hemmungslo­ser Populismus, der mit den Ängsten und Hoffnungen der Leute spielt, um in erster Linie die Gewinne der Unternehme­n zu sichern. Was jetzt zählt, ist Besonnenhe­it und nicht Dampfplaud­erei oder ein Exit-Überbietun­gswettbewe­rb, weil man an einem politische­n Aufmerksam­keitsdefiz­it leidet. Klar ist: Gesundheit geht immer vor Profit. Die Ära des Marktradik­alismus ist vorbei – und damit auch der Sinn einer marktradik­alen FDP. Sie hat es nur noch nicht begriffen.

 ??  ?? Jan Korte (43) ist Erster Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Linken-Bundestags­fraktion.
Jan Korte (43) ist Erster Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Linken-Bundestags­fraktion.

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