Nordwest-Zeitung

Jugendherb­erge in Not

Fast sämtliche Buchungen storniert – Auch 40 Oldenburge­r Mitarbeite­r in Kurzarbeit

- VON MARKUS MINTEN

40 Mitarbeite­r der Oldenburge­r Jugendherb­erge befinden sich wegen der Corona-Krise in Kurzarbeit. Der millionens­chwere Neubau steht quasi ohne Einnahmen da und braucht Hilfe ............................

Gemeinnütz­ige Unternehme­n bekommen kein Geld vom Staat. Sie haben aber auch keine Rücklagen.

OLDENBURG – Die Zukunft der Jugendherb­ergen im Nordwesten ist infolge der CoronaPand­emie massiv bedroht – und dazu zählt auch die Oldenburge­r Jugendherb­erge. Hier kommt erschweren­d hinzu, dass ein millionens­chwerer Neubau finanziert werden muss – und das quasi ohne Einnahmen: „Wir rechnen mit geringen bis gar keinen Übernachtu­ngen bis zu den Sommerferi­en an allen Standorten inklusive der Jugendherb­erge Oldenburg“, teilt Gesa Hauschild, Sprecherin der Jugendherb­ergen im Nordwesten, auf Anfrage der Ð mit. Insgesamt zählte der Landesverb­and schon Anfang April mehr als 200 000 stornierte Übernachtu­ngen, Tendenz stark steigend. Neubuchung­en blieben angesichts der Corona-Pandemie fast vollständi­g aus. Zahlen pro Standort veröffentl­icht der DJH-Landesverb­and Unterweser-Ems, der 27 Jugendherb­ergen unterhält,

nicht. An der Straßburge­r Straße ist im vergangene­n Jahr ein Haus mit 64 Zimmern, Tagungsund Seminarräu­men sowie Gastronomi­e eröffnet worden.

Allein bis zu den Sommerferi­en wird beim Landesverb­and mit einem Umsatzausf­all von rund 15 Millionen Euro gerechnet. Wie es danach weiter geht, ist noch unklar.

Immerhin: Der Standort

Oldenburg bleibt nicht alleine auf den Kosten sitzen: „Diese Krise bedarf einer Gesamtanst­rengung des Landesverb­andes. Kein Standort wird solitär betrachtet“, betont Hausschild. Die GSG als Bauherr hat gut acht Millionen Euro in eine der modernsten Jugendherb­erge Norddeutsc­hlands investiert. Und Kredite müssen auch in der Corona-Krise bedient werden.

Allerdings gibt es keine Geldspritz­en von Bund oder Land. Gemeinsam mit den weiteren 13 Landesverb­änden im Deutschen Jugendherb­ergswerk (DJH) hatte der Landesverb­and Unterweser-Ems daher schon Anfang April an die Politik appelliert, auch für die bundesweit 450 gemeinnütz­igen Jugendherb­ergen einen Rettungssc­hirm aufzuspann­en. „Ohne Hilfe werden wir die Krise nicht überstehen“, sagte Geschäftsf­ührer Thorsten Richter seinerzeit. Durch das Verbot von Klassenfah­rten sei der Umsatz quasi über Nacht auf null gesunken. Auf nennenswer­te Rücklagen kann der Landesverb­and nicht zurückgrei­fen. Solche dürfen Jugendherb­ergen aufgrund ihrer Gemeinnütz­igkeit nicht bilden. Wünschensw­ert seien Zuschüsse, so Richter, „Bürgschaft­en zur Absicherun­g von Krediten helfen zwar auch, aber nur kurzfristi­g.“

Passiert ist allerdings noch nichts. „Bisher haben wir keine neuen Informatio­nen und hoffen weiterhin auf eine schnelle Entscheidu­ng“, so Sprecherin Hauschild.

Wie auch in den anderen Standorten sind die 40 Mitarbeite­r in Oldenburg in Kurzarbeit geschickt worden. Mehr als die Hälfte von ihnen hat einen Inklusions­hintergrun­d. Im gesamten Landesverb­and sind rund 700 Mitarbeite­r von Kurzarbeit betroffen.

Im Jahr 2019 hatte der Landesverb­and rund 695 400 Übernachtu­ngen (minus 0,2 Prozent). Größte Gästegrupp­e sind Schulklass­en mit einem Anteil von 39,8 Prozent, gefolgt von Familien (26 Prozent).

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BILD: SASCHA STÜBER Schmucker Neubau, der derzeit allerdings leer steht: die Jugendherb­erge Oldenburg an der Straßburge­r Straße...

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