Jugendherberge in Not
Fast sämtliche Buchungen storniert – Auch 40 Oldenburger Mitarbeiter in Kurzarbeit
40 Mitarbeiter der Oldenburger Jugendherberge befinden sich wegen der Corona-Krise in Kurzarbeit. Der millionenschwere Neubau steht quasi ohne Einnahmen da und braucht Hilfe ............................
Gemeinnützige Unternehmen bekommen kein Geld vom Staat. Sie haben aber auch keine Rücklagen.
OLDENBURG – Die Zukunft der Jugendherbergen im Nordwesten ist infolge der CoronaPandemie massiv bedroht – und dazu zählt auch die Oldenburger Jugendherberge. Hier kommt erschwerend hinzu, dass ein millionenschwerer Neubau finanziert werden muss – und das quasi ohne Einnahmen: „Wir rechnen mit geringen bis gar keinen Übernachtungen bis zu den Sommerferien an allen Standorten inklusive der Jugendherberge Oldenburg“, teilt Gesa Hauschild, Sprecherin der Jugendherbergen im Nordwesten, auf Anfrage der Ð mit. Insgesamt zählte der Landesverband schon Anfang April mehr als 200 000 stornierte Übernachtungen, Tendenz stark steigend. Neubuchungen blieben angesichts der Corona-Pandemie fast vollständig aus. Zahlen pro Standort veröffentlicht der DJH-Landesverband Unterweser-Ems, der 27 Jugendherbergen unterhält,
nicht. An der Straßburger Straße ist im vergangenen Jahr ein Haus mit 64 Zimmern, Tagungsund Seminarräumen sowie Gastronomie eröffnet worden.
Allein bis zu den Sommerferien wird beim Landesverband mit einem Umsatzausfall von rund 15 Millionen Euro gerechnet. Wie es danach weiter geht, ist noch unklar.
Immerhin: Der Standort
Oldenburg bleibt nicht alleine auf den Kosten sitzen: „Diese Krise bedarf einer Gesamtanstrengung des Landesverbandes. Kein Standort wird solitär betrachtet“, betont Hausschild. Die GSG als Bauherr hat gut acht Millionen Euro in eine der modernsten Jugendherberge Norddeutschlands investiert. Und Kredite müssen auch in der Corona-Krise bedient werden.
Allerdings gibt es keine Geldspritzen von Bund oder Land. Gemeinsam mit den weiteren 13 Landesverbänden im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) hatte der Landesverband Unterweser-Ems daher schon Anfang April an die Politik appelliert, auch für die bundesweit 450 gemeinnützigen Jugendherbergen einen Rettungsschirm aufzuspannen. „Ohne Hilfe werden wir die Krise nicht überstehen“, sagte Geschäftsführer Thorsten Richter seinerzeit. Durch das Verbot von Klassenfahrten sei der Umsatz quasi über Nacht auf null gesunken. Auf nennenswerte Rücklagen kann der Landesverband nicht zurückgreifen. Solche dürfen Jugendherbergen aufgrund ihrer Gemeinnützigkeit nicht bilden. Wünschenswert seien Zuschüsse, so Richter, „Bürgschaften zur Absicherung von Krediten helfen zwar auch, aber nur kurzfristig.“
Passiert ist allerdings noch nichts. „Bisher haben wir keine neuen Informationen und hoffen weiterhin auf eine schnelle Entscheidung“, so Sprecherin Hauschild.
Wie auch in den anderen Standorten sind die 40 Mitarbeiter in Oldenburg in Kurzarbeit geschickt worden. Mehr als die Hälfte von ihnen hat einen Inklusionshintergrund. Im gesamten Landesverband sind rund 700 Mitarbeiter von Kurzarbeit betroffen.
Im Jahr 2019 hatte der Landesverband rund 695 400 Übernachtungen (minus 0,2 Prozent). Größte Gästegruppe sind Schulklassen mit einem Anteil von 39,8 Prozent, gefolgt von Familien (26 Prozent).