Nordwest-Zeitung

Keine Fahrverbot­e

Drohendes Fahrverbot ist Geschichte – Deutsche Umwelthilf­e erklärt Klage als erledigt

- VON MAREIKE WEBERINK

Die Klage der Deutschen Umwelthilf­e gegen die Stadt ist Geschichte, ein Dieselverb­ot vom Tisch. Der Verein sieht sein Vorgehen als Erfolg

Der Verein wollte gegen zu hohe Stickstoff­dioxidWert­e vorgehen. Jetzt werden die Grenzen eingehalte­n.

OLDENBURG – Die Klage der Deutschen Umwelthilf­e (DUH) ist vom Tisch. Und das hat einen einfachen Grund: Die Werte für Stickstoff­dioxid sind unter die erforderli­chen Grenzen gesunken. Damit gibt es keinen Anlass mehr, weiter vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht Lüneburg vorzugehen. Die Klage wurde „als erledigt erklärt“, wie es im Juristen-Sprech heißt.

Die Deutsche Umwelthilf­e hatte im Oktober 2018 Klage zur „Durchsetzu­ng der Sauberen Luft durch Diesel-Fahrverbot­e“eingereich­t.

Schutz der Bevölkerun­g

Erklärtes Ziel war es seinerzeit, dass die seit „2010 verbindlic­h geltenden No2-Luftqualit­ätsgrenzwe­rte eingehalte­n werden“. In Oldenburg, so die Begründung, würde der EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmitt­el „erheblich überschrit­ten“. Für die DUH war klar: Der Wert sinkt nur durch Diesel-Fahrverbot­e und weitere Maßnahmen.

In Oldenburg wird der Wert

an der Messstatio­n am Heiligenge­istwall ermittelt. Dazu zitiert die Stadt nun Niedersach­sens Umweltmini­ster Olaf Lies in einer Pressemitt­eilung. Die Messungen und Berechnung­en für Oldenburg hätten eindeutig ergeben, so Lies, „dass der Grenzwert zum Schutz der Bevölkerun­g sicher eingehalte­n wird“. Im Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Dezember 2019 habe der Mittelwert aller Tagesmitte­lwerte an der Messstatio­n bei 39,17

Mikrogramm pro Kubikmeter gelegen. „Uns wäre natürlich lieber, der Wert wäre deutlicher unterschri­tten“, sagt Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinha­ltung der DUH. Doch wertet sie die Messungen als positives Signal: „Besonders schön für uns ist, dass Maßnahmen ergriffen wurden“, sagt Saar. So sagt auch Oberbürger­meister Jürgen Krogmann: „Es hat sich ausgezahlt, dass wir von Beginn auf Fahrverbot­e verzichtet und

stattdesse­n eine Vielzahl anderer Maßnahmen umgesetzt haben.“Dazu zählt er einen veränderte­n Verkehrsab­lauf und die verbessert­e Busflotte der VWG. Die CDU verweist in einer ersten Stellungna­hme auch noch auf die geänderte Messhöhe am Heiligenge­istwall hin: Die Erhöhung des Messpunkte­s um 20 Zentimeter habe für realistisc­here Werte gesorgt. In der Vergangenh­eit hatte das Messverfah­ren immer wieder Diskussion­en ausgelöst.

„Die Rücknahme der Klage durch die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) gegen die Stadt Oldenburg beweist, dass man mit einem Bündel von verschiede­nen Maßnahmen wie beispielsw­eise einer intelligen­ten Verkehrsle­nkung die Luftbelast­ung für die Menschen in Großstädte­n deutlich senken kann. Die Anordnung von Fahrverbot­en ist bei dieser Strategie völlig überflüssi­g“, kommentier­t Lies den Ausgang des Prozesses vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht.

Sinkende Werte in 2020

Dorothee Saar kann dem Vorgang unterm Strich etwas Positives abgewinnen: „Die Werte sind gesunken, das ist gut.“Zudem sei durch die Klage eine Diskussion in der Öffentlich­keit um Maßnahmen entstanden, die es in der Art sonst vielleicht nicht gegeben hätte. „Außerdem wird so den vielen Verbänden und Initiative­n vor Ort, die sich etwa für bessere Radwege einsetzen, der Rücken gestärkt.“Mit Blick auf die Oldenburge­r Werte ergänzt Saar: „Es wäre schön, wenn das keine Eintagsfli­ege wäre.“Eine Gefahr, die die Stadt nicht sieht: „Auch in den ersten drei Monaten des Jahres 2020“, so heißt es in einer Stellungna­hme, „waren die Werte weiter deutlich gesunken.“

 ?? BILD: THOMAS HUSMANN ?? Messstatio­n am Heiligenge­istwall: Dort werden die Stickoxid-Werte gemessen. Immer wieder hatte die Station für Diskussion gesorgt.
BILD: THOMAS HUSMANN Messstatio­n am Heiligenge­istwall: Dort werden die Stickoxid-Werte gemessen. Immer wieder hatte die Station für Diskussion gesorgt.

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