Trump dreht WHO den Geldhahn zu
US-Präsident findet mitten in der Pandemie einen Sündenbock
US-Präsident Trump steht in der Corona-Krise erheblich unter Druck. Mit der WHO hat er nun einen Schuldigen gefunden.
WASHINGTON – Mitten in der Coronavirus-Pandemie hat US-Präsident Donald Trump einen Stopp der Beitragszahlungen für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veranlasst. Trump machte die Organisation am Dienstagabend (Ortszeit) für die Vielzahl an Toten mitverantwortlich. Durch das Missmanagement der WHO und deren Vertrauen auf Angaben aus China habe sich die Epidemie dramatisch verschlimmert und rund um die Welt verbreitet, sagte Trump im Rosengarten des Weißen Hauses.
Seine Regierung werde in den kommenden 60 bis 90 Tagen prüfen, welche Rolle die WHO bei der „schlechten Handhabung und Vertuschung der Ausbreitung des Coronavirus“gespielt habe. So lange lägen die Zahlungen auf Eis.
Fast zehn Minuten trug Trump seine vernichtende Kritik an die Adresse der WHO vor. „Eine der gefährlichsten und kostspieligsten Entscheidungen der WHO war die katastrophale Entscheidung, sich gegen Reisebeschränkungen aus China und anderen Ländern auszusprechen“, sagte er. „Zum Glück war ich nicht überzeugt und setzte Reisen von China aus und habe damit unzählige Leben gerettet. Tausende und Abertausende Menschen wären gestorben.“Ende Januar verhängten die USA ein Einreiseverbot für ausländische Reisende aus China. Andere Länder hätten die Empfehlungen der WHO
Donald Trump spricht während einer Pressekonferenz im Weißen Haus über die Corona-Pandemie. Er hat der WHO im Umgang mit dem Coronavirus Versagen vorgeworfen.
dagegen befolgt und damit „die Pandemie auf der ganzen Welt beschleunigt“, behauptete
Trump. „Die Entscheidung anderer großer Länder, das Reisen offen zu halten, war
eine der großen Tragödien und verpassten Chancen in der ersten Zeit.“
Die WHO hatte Handelsund Reisebeschränkungen in der Krise mit Verweis auf die drohende Unterbrechung von benötigten Hilfstransporten und wegen negativer sozialer und wirtschaftlicher Auswirkungen auf betroffene Länder nicht offiziell empfohlen. Anfang März sagte WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan aber, notfalls könne mit drastischen Maßnahmen wie in China oder Italien – wo die Bewegungsfreiheit schon damals in stark betroffenen Regionen eingeschränkt war – zumindest die Ausbreitung der Krankheit verlangsamt werden. Reisebeschränkungen seien eine vernünftige Strategie.
Bei seiner Pressekonferenz holten Trump eigene Aussagen aus der jüngeren Vergangenheit wieder ein. Er hatte den Umgang Chinas mit dem Ausbruch Anfang des Jahres selbst mehrfach ausdrücklich gelobt. Die WHO ist für Trump ein willkommener Sündenbock. In der Corona-Krise ist er selbst erheblich unter Druck geraten.