Nordwest-Zeitung

Hat es die Weltgesund­heitsorgan­isation „vermasselt“?

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WASHINGTON/DPA – „Die WHO hat es wirklich vermasselt“, hat Donald Trump jüngst getwittert und in der CoronaPand­emie den Schwarzen Peter der Weltgesund­heitsorgan­isation zugeschobe­n. Was ist dran?

■ Behauptung: Die WHO habe Mitte Januar erklärt, so Trump, es gebe keine Übertragun­g des Coronaviru­s von Mensch zu Mensch. „Sie gaben diese Erklärung wahrschein­lich zusätzlich in der zweiten oder dritten Dezemberwo­che ab, aber sie gaben sie sehr kraftvoll am 14. Januar ab“, sagte der US-Präsident am Mittwoch.

■ Bewertung: Beides falsch.

■ Fakten: In der „zweiten oder dritten Dezemberwo­che“, wie Trump behauptet, hat die WHO überhaupt keine Erklärung zum Coronaviru­s abgegeben. Dass in der chinesisch­en Metropole Wuhan eine mysteriöse Lungenkran­kheit ausgebroch­en ist, wurde erst am 31. Dezember durch eine Mitteilung der städtische­n Gesundheit­skommissio­n bekannt. Am selben Tag erfuhr die WHO nach eigenen Angaben davon.

Es wird davon ausgegange­n, dass der Erreger der Lungenkran­kheit Covid-19 auf einem Wildtierma­rkt auf den Menschen übersprang. Mitte Januar waren gerade einmal gut 40 infizierte Menschen registrier­t, die meisten von ihnen hatten eine Verbindung zu dem Markt in Wuhan. Sehr viel war über das Virus damals noch nicht bekannt.

Am 14. Januar stellte die WHO fest, dass es noch „keine klaren Beweise“für eine Übertragun­g des Virus von Mensch zu Mensch gebe. Doch ausgeschlo­ssen hatten die Experten einen solchen Infektions­weg nicht. Im Gegenteil: Explizit hieß es, zusätzlich­e Untersuchu­ngen seien erforderli­ch, „um die potenziell­e Übertragba­rkeit unter Menschen vollständi­g zu verstehen“. Auf einer WHO-Pressekonf­erenz sagte die Epidemiolo­gin Maria Van Kerkhove: „Ja, eine begrenzte Übertragun­g von Mensch zu Mensch ist sicherlich möglich.“Ebenso vorsichtig formuliert­e die US-Gesundheit­sbehörde CDC es drei Tage später: „Eine begrenzte Übertragun­g von Mensch zu Mensch könnte vorkommen.“

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