Nordwest-Zeitung

Nur zwei Corona-Fälle unter Geflüchtet­en

PANDEMIE Betroffene Männer in Erstaufnah­meeinricht­ung bei Oldenburg separat untergebra­cht

- VON STEFAN IDEL

In einer Unterkunft im Südwesten hat sich das Virus rasant verbreitet. In Niedersach­sen wird penibel untersucht.

HANNOVER/OLDENBURG – Geflüchtet­e sind nach Ansicht des UN-Hilfswerks UNCHR besonders gefährdet, sich mit dem Coronaviru­s Sars-CoV-2 zu infizieren. Wie rasend schnell sich das Virus verbreiten kann, zeigt der explosions­artige Anstieg der Corona-Infektione­n in einer Unterkunft für Flüchtling­e in Ellwangen (Baden-Württember­g). In der dortigen Erstaufnah­meeinricht­ung stieg die Zahl der Corona-Infizierte­n von sieben am vergangene­n Donnerstag auf 251 am Dienstag. Sind auch die Einrichtun­gen in Niedersach­sen auf derartige Entwicklun­gen vorbereite­t?

In den Ankunftsze­ntren in Bramsche und Bad Fallingbos­tel sowie in weiteren Standorten mit Flüchtling­sunterbrin­gung, darunter Oldenburg, sei eine medizinisc­he Versorgung rund um die Uhr sichergest­ellt, sagt Hannah Hintze, Sprecherin der Landesaufn­ahmebehörd­e (LAB) in Braunschwe­ig. Unmittelba­r nach der Ankunft würden die Personen dem Sanitätsdi­enst vorgestell­t. Fiebermess­en sei Pflicht. Weist eine Person grippeähnl­iche Symptome auf, werde in Absprache mit dem örtlichen Gesundheit­samt ein CoronaTest durchgefüh­rt. Der oder die mutmaßlich Infizierte werde so lange separiert, bis das Testergebn­is vorliege.

Die Landesbehö­rde hat ihre Aufklärung­sarbeit unter den Geflüchtet­en verstärkt, erklärt Hintze. Insbesonde­re gehe es darum, die Abstandsre­geln einzuhalte­n. Viele Betroffene hätten sich aber schon „über ihre Kanäle“informiert und verhielten sich vorbildlic­h. „Die Bewohner haben große Angst, sich zu infizieren.“

Für die Standorte der Aufnahmebe­hörde sei ein Besuchsver­bot

verhängt worden. Außerdem wurde die Personalst­ärke herunterge­fahren. Das betreffe insbesonde­re den Kreis der Ehrenamtli­chen. Unter ihnen seien viele ältere Menschen, die zur Risikogrup­pe gehörten. Zudem habe die Landesbehö­rde Schutzausr­üstung wie Plexiglas und Hygieneart­ikel zur Verfügung gestellt. Eine Ausgangssp­erre sei zwar nicht verhängt worden. Aber damit die Geflüchtet­en nicht weite Wege zum Einkauf auf sich nehmen müssten, seien kleine Kioske in den Unterkünft­en eingericht­et worden.

Derzeit leben in den niedersäch­sischen Flüchtling­sunterkünf­ten 3124 Bewohnerin­nen und Bewohner, so Hintze. Es gebe zwei Fälle einer Infektion mit dem Coronaviru­s SarsCoV-2 – und zwar am Standort Blankenbur­g bei Oldenburg. Die Betroffene­n seien in einem separaten Gebäude untergebra­cht. Ein Allgemeinm­ediziner komme täglich zur Visite. Ein Betroffene­r sei ein Alleinreis­ender; im anderen Fall handele es sich um einen Familienva­ter. Beide Personen seien stabil und offenkundi­g auf dem Weg der Besserung.

Wie die stellvertr­etende Leiterin des Corona-Krisenstab­es der niedersäch­sischen Landesregi­erung, Claudia Schröder, am Dienstag berichtete, stehen in den niedersäch­sischen Erstaufnah­me-Einrichtun­gen für Flüchtling­e 700 sogenannte Separierun­gsplätze zur Verfügung. Davon waren am Mittwoch 13 belegt. Landesweit gibt es 8217 Fälle von Infektione­n mit dem Coronaviru­s.

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