Nur zwei Corona-Fälle unter Geflüchteten
PANDEMIE Betroffene Männer in Erstaufnahmeeinrichtung bei Oldenburg separat untergebracht
In einer Unterkunft im Südwesten hat sich das Virus rasant verbreitet. In Niedersachsen wird penibel untersucht.
HANNOVER/OLDENBURG – Geflüchtete sind nach Ansicht des UN-Hilfswerks UNCHR besonders gefährdet, sich mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 zu infizieren. Wie rasend schnell sich das Virus verbreiten kann, zeigt der explosionsartige Anstieg der Corona-Infektionen in einer Unterkunft für Flüchtlinge in Ellwangen (Baden-Württemberg). In der dortigen Erstaufnahmeeinrichtung stieg die Zahl der Corona-Infizierten von sieben am vergangenen Donnerstag auf 251 am Dienstag. Sind auch die Einrichtungen in Niedersachsen auf derartige Entwicklungen vorbereitet?
In den Ankunftszentren in Bramsche und Bad Fallingbostel sowie in weiteren Standorten mit Flüchtlingsunterbringung, darunter Oldenburg, sei eine medizinische Versorgung rund um die Uhr sichergestellt, sagt Hannah Hintze, Sprecherin der Landesaufnahmebehörde (LAB) in Braunschweig. Unmittelbar nach der Ankunft würden die Personen dem Sanitätsdienst vorgestellt. Fiebermessen sei Pflicht. Weist eine Person grippeähnliche Symptome auf, werde in Absprache mit dem örtlichen Gesundheitsamt ein CoronaTest durchgeführt. Der oder die mutmaßlich Infizierte werde so lange separiert, bis das Testergebnis vorliege.
Die Landesbehörde hat ihre Aufklärungsarbeit unter den Geflüchteten verstärkt, erklärt Hintze. Insbesondere gehe es darum, die Abstandsregeln einzuhalten. Viele Betroffene hätten sich aber schon „über ihre Kanäle“informiert und verhielten sich vorbildlich. „Die Bewohner haben große Angst, sich zu infizieren.“
Für die Standorte der Aufnahmebehörde sei ein Besuchsverbot
verhängt worden. Außerdem wurde die Personalstärke heruntergefahren. Das betreffe insbesondere den Kreis der Ehrenamtlichen. Unter ihnen seien viele ältere Menschen, die zur Risikogruppe gehörten. Zudem habe die Landesbehörde Schutzausrüstung wie Plexiglas und Hygieneartikel zur Verfügung gestellt. Eine Ausgangssperre sei zwar nicht verhängt worden. Aber damit die Geflüchteten nicht weite Wege zum Einkauf auf sich nehmen müssten, seien kleine Kioske in den Unterkünften eingerichtet worden.
Derzeit leben in den niedersächsischen Flüchtlingsunterkünften 3124 Bewohnerinnen und Bewohner, so Hintze. Es gebe zwei Fälle einer Infektion mit dem Coronavirus SarsCoV-2 – und zwar am Standort Blankenburg bei Oldenburg. Die Betroffenen seien in einem separaten Gebäude untergebracht. Ein Allgemeinmediziner komme täglich zur Visite. Ein Betroffener sei ein Alleinreisender; im anderen Fall handele es sich um einen Familienvater. Beide Personen seien stabil und offenkundig auf dem Weg der Besserung.
Wie die stellvertretende Leiterin des Corona-Krisenstabes der niedersächsischen Landesregierung, Claudia Schröder, am Dienstag berichtete, stehen in den niedersächsischen Erstaufnahme-Einrichtungen für Flüchtlinge 700 sogenannte Separierungsplätze zur Verfügung. Davon waren am Mittwoch 13 belegt. Landesweit gibt es 8217 Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus.