Nordwest-Zeitung

Tierpark erarbeitet Pläne für Notschlach­tungen

CORONA-KRISE Große Finanznot in Neumünster – Verband setzt auf Soforthilf­e-Programm

- VON WOLFGANG RUNGE UND SIMON SACHSEDER

NEUMÜNSTER – Der Tierpark im schleswig-holsteinis­chen Neumünster hat wegen der Corona-Krise Notpläne für das Schlachten von Tieren erarbeitet. Man sei in einer existenzbe­drohenden Krise und habe aktuell Gelder, die den Park ungefähr bis Mitte Mai bringen würden, sagt Zoodirekto­rin Verena Kaspari. Mit dem zusätzlich­en Fleisch aus den Schlachtun­gen könnten die Raubtiere gefüttert werden. Ähnliche Pläne scheint es bislang in anderen Zoos nicht zu geben.

Dass es allerdings in Neumünster tatsächlic­h soweit kommt, ist eher unwahrsche­inlich. Andere Tierparks hätten versproche­n, dem Zoo

und Fleisch zukommen zu lassen, „wenn hier der allerschli­mmste Fall eintreten würde“, sagt die Parkchefin. Und Schleswig-Holsteins Umweltmini­ster Jan Philipp Albrecht (Grüne) erklärte: „Zu Notschlach­tungen in Tierparks darf es in der Corona-Krise nicht kommen.“Voraussich­t

lich ab Anfang nächster Woche könnten Förderantr­äge gestellt werden.

Auch bislang wird im Tierpark schon geschlacht­et. „Wir haben fleischfre­ssende Tiere, das ist also nichts Neues“, so Zoodirekto­rin Kaspari.

Tiere in andere Betriebe abzugeben, wäre auch eine MögFisch lichkeit. Das sei aber nicht immer so einfach: Zum Beispiel Vitus, der Eisbär. Er zählt mit seinem Gewicht von ungefähr 700 Kilogramm zu den Größten seiner Art in Deutschlan­d. „Wenn es hier ganz hart auf hart kommt, und der Tierpark aufgelöst werden müsste, kann ich den nicht einfach in eine Kiste stecken und woandershi­n transporti­eren“, sagt die Zoochefin.

Andere Zoos äußerten sich ablehnend zu Schlachtun­gen. „Für Berlin kommt das nicht in Betracht – das Töten von Tieren aus finanziell­en Gründen wäre das Letzte, was uns einfällt“, erklärte der Berliner Zoodirekto­r Andreas Knieriem. Der Hamburger Tierpark Hagenbeck schloss das Vorgehen ebenfalls aus.

Auch der Verband der Zoologisch­en Gärten (VdZ) kennt nach eigener Aussage keine vergleichb­aren Pläne. Allerdings sei die Lage in den Zoos durchaus besorgnise­rregend. „Homeoffice mit Elefant geht halt auch nicht“, sagt Pressespre­cher Sebastian Scholze. Eine Diskussion über Notschlach­tungen führt aus Sicht des Verbandes aber an den eigentlich­en Geldproble­men vorbei. Denn die großen Ausgaben eines Zoos seien nicht das Futter, sondern die Personalko­sten.

Der Verband hat bereits Ende März für seine 56 Mitgliedsz­oos ein Soforthilf­e-Programm in Höhe von 100 Millionen Euro erbeten. Derzeit versuche man, unter einen Rettungssc­hirm zu kommen. Auch der Zoo in Neumünster ist Mitglied beim Verband.

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DPA-BILD: REHDER Noch hat er Futter: 700 Kilo-Eisbär Vitus in seinem Gehege im Tierpark Neumünster

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