Tierpark erarbeitet Pläne für Notschlachtungen
CORONA-KRISE Große Finanznot in Neumünster – Verband setzt auf Soforthilfe-Programm
NEUMÜNSTER – Der Tierpark im schleswig-holsteinischen Neumünster hat wegen der Corona-Krise Notpläne für das Schlachten von Tieren erarbeitet. Man sei in einer existenzbedrohenden Krise und habe aktuell Gelder, die den Park ungefähr bis Mitte Mai bringen würden, sagt Zoodirektorin Verena Kaspari. Mit dem zusätzlichen Fleisch aus den Schlachtungen könnten die Raubtiere gefüttert werden. Ähnliche Pläne scheint es bislang in anderen Zoos nicht zu geben.
Dass es allerdings in Neumünster tatsächlich soweit kommt, ist eher unwahrscheinlich. Andere Tierparks hätten versprochen, dem Zoo
und Fleisch zukommen zu lassen, „wenn hier der allerschlimmste Fall eintreten würde“, sagt die Parkchefin. Und Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) erklärte: „Zu Notschlachtungen in Tierparks darf es in der Corona-Krise nicht kommen.“Voraussicht
lich ab Anfang nächster Woche könnten Förderanträge gestellt werden.
Auch bislang wird im Tierpark schon geschlachtet. „Wir haben fleischfressende Tiere, das ist also nichts Neues“, so Zoodirektorin Kaspari.
Tiere in andere Betriebe abzugeben, wäre auch eine MögFisch lichkeit. Das sei aber nicht immer so einfach: Zum Beispiel Vitus, der Eisbär. Er zählt mit seinem Gewicht von ungefähr 700 Kilogramm zu den Größten seiner Art in Deutschland. „Wenn es hier ganz hart auf hart kommt, und der Tierpark aufgelöst werden müsste, kann ich den nicht einfach in eine Kiste stecken und woandershin transportieren“, sagt die Zoochefin.
Andere Zoos äußerten sich ablehnend zu Schlachtungen. „Für Berlin kommt das nicht in Betracht – das Töten von Tieren aus finanziellen Gründen wäre das Letzte, was uns einfällt“, erklärte der Berliner Zoodirektor Andreas Knieriem. Der Hamburger Tierpark Hagenbeck schloss das Vorgehen ebenfalls aus.
Auch der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) kennt nach eigener Aussage keine vergleichbaren Pläne. Allerdings sei die Lage in den Zoos durchaus besorgniserregend. „Homeoffice mit Elefant geht halt auch nicht“, sagt Pressesprecher Sebastian Scholze. Eine Diskussion über Notschlachtungen führt aus Sicht des Verbandes aber an den eigentlichen Geldproblemen vorbei. Denn die großen Ausgaben eines Zoos seien nicht das Futter, sondern die Personalkosten.
Der Verband hat bereits Ende März für seine 56 Mitgliedszoos ein Soforthilfe-Programm in Höhe von 100 Millionen Euro erbeten. Derzeit versuche man, unter einen Rettungsschirm zu kommen. Auch der Zoo in Neumünster ist Mitglied beim Verband.