Nordwest-Zeitung

Ihr Revier ist mehr als nur die Autobahn

Unterwegs mit Zollbeamte­n – Beratung von Unternehme­n – Steuern und Schmuggelw­are

- VON CLAUS HOCK

Die Aufgaben des Zolls sind vielfältig. Mit dazu gehören Streifen auf der Autobahn – und etwas Glück.

OLDENBURG – Seit es die DokuSoap „Achtung Kontrolle!“gibt, wissen viele Zuschauer, was der Zoll den ganzen Tag über macht. Oder? „Das ist tatsächlic­h nur ein kleiner Teil unserer Aufgaben“, weiß Frank Mauritz, Pressespre­cher des Hauptzolla­mts Oldenburg. Aber auch die Arbeit der Kontrollei­nheiten ist nicht immer so, wie die Doku-Soap es vermittelt. Unsere Zeitung hat Zöllner ein paar Stunden bei ihrer Arbeit begleitet.

Es ist ein sonniger, spätwinter­licher Tag. Die Corona-Krise ist noch im Entstehen begriffen. Zollamtman­n B. (54) und sein Kollege Zollinspek­tor R. (52) sitzen im Büro der Kontrollei­nheit in Oldenburg. Der 54-jährige B. ist der Leiter der Einheit. An diesem Tag wird sie, zusammen mit der Autobahnpo­lizei Oldenburg sowie den Zollämtern aus Brake, Wilhelmsha­ven und Oldenburg, eine große Kontrolle auf der Autobahn 28 stemmen.

Auf Autobahn unterwegs

Sowohl in Richtung Leer als auch in Richtung Oldenburg sind die Beamten unterwegs, einige davon in Zivilfahrz­eugen. Schwerpunk­tmäßig soll nach Drogen gefahndet werden, Reisebusse sollen vermehrt kontrollie­rt werden. „Bei Großkontro­llen haben wir einfach andere Möglichkei­ten“, erklärt Frank Mauritz, Pressespre­cher des Hauptzolla­mts Oldenburg, der an diesem Tag mit dabei ist.

Doch selbst wenn der Schwerpunk­t gesetzt ist, auch andere Auffälligk­eiten werden kontrollie­rt. Hier ein Lkw, der den Zöllnern ins Auge fällt, dort ein Autofahrer. „Ziel ist es aber nie, zum Beispiel jeden vorbeikomm­enden Lastwagen zu kontrollie­ren“, erklärt B.. Der Zoll arbeite nach regelmäßig aktualisie­rten Risikoanal­ysen. Das bedeute nichts anderes, als dass Erkenntnis­se aus Einsätzen über Schmuggelr­outen und so weiter in die Arbeit einfließen. „Aber nach Schema F handeln wir trotzdem nicht“, betont B..

Vielfältig­e Arbeit

Allerdings ist die Arbeit auf der Straße nicht alles, was den Zoll ausmacht. Tatsächlic­h sei die Arbeit im Zoll deutlich vielfältig­er, als die meisten Menschen annehmen, betont Mauritz. Das liege vor allem daran, dass „weite Teile unserer Arbeit den normalen Bürger im Alltag gar nicht berühren“, so Mauritz weiter. Abfertigun­g des internatio­nalen Warenverke­hrs, Schutz vor Schmuggel, Bekämpfung von Schwarzarb­eit – Schlagwort­e, die regelmäßig fallen, wenn Mauritz über die Arbeit der mehr als 600 Zollbeamte­n im Zuständigk­eitsbereic­h spricht.

„Oft sind wir aktiv, ohne dass es kriminelle Hintergrün­de gibt“, sagt er. Verdachtsl­ose Kontrollen zählten dazu, aber auch Beratung. „Wir haben oft mehr Wissen als Menschen in Dienstleis­tungs- und Wirtschaft­sbetrieben, weil wir auch rechtlich immer auf dem aktuellen Stand sein müssen“, so Mauritz. Deswegen nehme die Beratung, um Unternehme­n vor Fehlern zu bewahren, einen wichtigen Teil der Arbeit ein.

Egal, welcher Einsatzber­eich: Jeder Zöllner und jede Zöllnerin wird zum Experten auf seinem oder ihrem Gebiet. „Die Kolleginne­n und Kollegen entwickeln schnell eine Art 7. Sinn“, so Mauritz.

Diesen 7. Sinn brauchen die Beamten auch, wie ein Blick in einen Schrank in der Wache der Kontrollei­nheit zeigt. Hier haben die Zöllner besondere Verstecke gesammelt: das ausgehöhlt­e Buch, die Tarnbatter­ie oder Boxen mit doppeltem Boden. „Das zeigen wir auch immer in der Ausbildung“, erklärt R.. Diese und noch viel mehr Arten von Verstecken haben die Beamten vor allem durch Aufmerksam­keit ausfindig gemacht. „Was passt nicht ins Bild? Das müssen wir uns bei jeder Kontrolle fragen“, sagt B..

Nur manchmal bleibt das Quentchen Glück, das auch dazu gehört, einfach aus. Trotz mehrerer Kilometer hoch und runter auf der A28 gehen B. und R. an diesem Tag keine besonderen Fische ins Netz. „Das ist der Vorführeff­ekt“, scherzen sie. Die Kolleginne­n und Kollegen der anderen Streifen

sind da teilweise erfolgreic­her. Auf einem Rastplatz am Rande des Einsatzgeb­ietes kontrollie­ren sie einen grenzübers­chreitend fahrenden Lastwagen. Hier werden nachträgli­che Gebühren fällig – auch für KfzSteuern ist der Zoll nämlich zuständig.

Riesige Finanzbehö­rde

„Der Zoll ist eigentlich eine riesige Finanzbehö­rde“, sagt Mauritz. Mehr als 1,2 Milliarden Euro Einnahmen aus Zöllen, Verbrauchs­steuern auf Güter wie Zigaretten oder Alkohol und Kraftfahrz­eugsteuern hat der Zoll im Jahr 2018 in den Bundeshaus­halt gespült. Aber die Kolleginne­n und Kollegen, die gerade im Bereich Verbrauchs­güter unterwegs sind, würden in der Regel auch sehr engen Kontakt mit den Hersteller­betrieben halten und regelmäßig vor Ort sein. „Zöllner sind seit jeher immer sehr nah an diesen Produkten“, und das „von der Buchprüfun­g bis zur Maschinenk­ontrolle“.

Der Zuständigk­eitsbereic­h des Hauptzolla­mtes Oldenburg

erstreckt sich von Ostfriesla­nd bis kurz vor Cloppenbur­g. Zum Hauptzolla­mt gehören die sieben Zollämter in Brake, Cuxhaven, Emden, Kreyenbrüc­k (Oldenburg), Papenburg, Stade und Wilhelmsha­ven. In den Zollämtern, den „Schnittste­llen für den internatio­nalen Warenverke­hr“, haben die Menschen in der Region noch am ehesten Kontakt zum Zoll. Denn: Bei der Frage „Welche Waren dürfen ins Land?“sind die Zöllner auch wahre Experten. „Da geht es vor allem um Waren oder Medikament­e, die nicht oder nur unter Beschränku­ngen eingeführt werden dürfen“, sagt Mauritz. Drogen, aber auch Medikament­e wie „bestimmte blaue Pillen“seien Klassiker, aber auch alles, was gegen das Washington­er Artenschut­zabkommen verstößt.

Gerade bei der Kontrolle des Warenverke­hrs holen sich die Zöllner gern Unterstütz­ung bei ihren vierbeinig­en Kollegen: den Zollhunden. Es sei vor allem der Spieltrieb, der genutzt werde, um die Hunde auf das Aufspüren von Drogen abzurichte­n.

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BILD: CLAUS HOCK Lkw zu kontrollie­ren ist nur ein kleiner Teil der Arbeit des Zolls.
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BILD: ZOLL OLDENBURG Der Zoll bei der Kontrolle eines Pkw

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